Tausende Gastarbeiter festgenommen
7. November 2013Nach dem Ende einer Duldungsfrist greifen die Behörden in Saudi-Arabien jetzt hart durch und haben Tausende "Illegale" festgenommen. Allein in der Handelsmetropole Dschidda am Roten Meer sind Zeitungsberichten zufolge rund 4000 nicht angemeldete Beschäftigte aufgegriffen worden. Die Schätzungen über die Zahl der landesweit verhafteten ausländischen Arbeitskräfte schwanken zwischen 4300 und 16.000.
Die Regierung hatte in der Vergangenheit alle Gastarbeiter aufgefordert, ihren Aufenthalt bis zum vergangenen Sonntag (03.11.2013) legalisieren zu lassen. Wer danach noch immer keine gültigen Papiere vorweisen könne, werde festgenommen.
Millionen "Illegale" ausgereist
Aus Angst davor, entdeckt zu werden, sind viele Betroffene nach dem Ablauf des Ultimatums nicht mehr an ihrem Arbeitsplatz erschienen und haben sich auch nicht an ihren üblichen Versammlungsorten eingefunden.
Knapp eine Million Gastarbeiter, die meisten aus Südostasien, hatten bereits vor dem Ende der Frist das Land verlassen. Etliche Geschäfte und Fabrikationsstätten in den großen Städten des Landes blieben deshalb geschlossen. Medien berichten von "deutlichen Engpässen" im Dienstleistungs- und Handwerkssektor.
Das Bäckereigewerbe ist besonders betroffen. Möglicherweise müssten zahlreiche Bäckereien geschlossen bleiben, weil saudische Arbeitskräfte für die harte und schweißtreibende Arbeit neben den Brotöfen kaum zu bekommen seien, klagte Fahd al-Salman, Chef der Bäckerei-Sektion in der saudischen Handelskammer.
Abhängig von Gastarbeitern
Das islamische Königreich hängt stark von Arbeitskräften aus dem Ausland ab. Insgesamt sollen nach Schätzungen des Fernsehsenders Al-Dschasira neun Millionen Gastarbeiter in Saudi-Arabien leben. Damit würden sie ein Drittel der Gesamtbevölkerung ausmachen.
Ungelernte Billigarbeiter gehören ebenso dazu wie gut bezahlte Fachkräfte. Viele von ihnen sind jedoch illegal beschäftigt, den Annahmen zufolge könnten es rund 1,5 Millionen sein.
Mit den drastischen Maßnahmen reagiert die Regierung in Riad auf die schnell steigende Arbeitslosigkeit in der saudischen Bevölkerung. Nach Angaben des Internationalen Währungsfonds (IWF) lag sie Ende 2011 bei zwölf Prozent. Betroffen seien vor allem junge Menschen.
Die Regierung hat daraufhin ein milliardenschweres Investitionsprogramm für neue Jobs aufgelegt. Der Erfolg dieser Politik ist laut der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) jedoch beschränkt.
Allerdings seien arbeitslose Saudis zunehmend bereit, Tätigkeiten zu übernehmen, die bislang überwiegend von Ausländern ausgeübt wurden, berichtet Al-Dschasira.
mak/gmf (afp, dpa)