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ILO: weltweit mehr Arbeitsmigranten

5. Dezember 2018

Immer mehr Menschen suchen außerhalb der Grenzen ihrer Heimatländer nach Arbeit. Nach den Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation in Genf zieht es Arbeitsmigranten immer stärker auch in weniger reiche Länder.

Symbolbild USA Illegale Einwanderer
Bild: picture-alliance/AP Photo

Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) beschäftigt sich seit langem mit der Situation von Arbeitsmigranten weltweit. In ihrem neuesten Bericht schätzt die UN-Organisation mit Sitz in Genf, dass es 164 Millionen Arbeitsmigranten rund um den Globus gibt. Zwar machen sie in Industrieländern und Staaten mit einem hohen Durchschnittseinkommen mittlerweile fast ein Fünftel der Erwerbstätigen aus - doch rein zahlenmäßig sei ihr Anteil dort seit 2013 von rund 112 auf fast 111 Millionen Menschen zurückgegangen.

Die Internationale Arbeitsorganisation ist eine Organisation der Vereinten Nationen und setzt sich für soziale Gerechtigkeit und internationale Arbeitnehmerrechte ein. Die statistischen Angaben sollen helfen, den in einigen Ländern heftig umstrittenen UN-Migrationspakt, der Mitte Dezember in Marrakesch verabschiedet werden soll, umzusetzen, sagte die ILO-Spezialistin für Arbeitsqualität, Manuela Tomei. Die USA, Australien, Polen, Österreich und andere Länder sind mittlerweile aus dem Pakt ausgestiegen, weil sie in ihm eine Vermischung von illegaler Zuwanderung und Arbeitsmigration sehen und befürchten, dass Zuwanderer künftig daraus Ansprüche ableiten können.

Abschiebung illegaler äthiopischer Arbeitsmigranten aus Saudi-ArabienBild: DW/S. Shibru

Deutliche Zunahme seit 2013

Insgesamt geht die ILO aktuell von 277 Millionen Migranten weltweit aus, von denen 234 Millionen Menschen im arbeitsfähigen Alter von mindestens 15 Jahren oder älter sind.Insgesamt, so die ILO, arbeiteten 164 Millionen Menschen in fremden Ländern.

Im Vergleich zu den von der ILO zuletzt untersuchten Daten aus dem Jahr 2013 ist damit die weltweite Zahl von Migranten um fast 20 Prozent angestiegen, die der Menschen im arbeitsfähigen Alter um 13 Prozent und die der Arbeitsmigranten um 9 Prozent.

Den deutlichen Anstieg von Migranten insgesamt erklärt die ILO mit dem generellen Bevölkerungsanstieg in den Herkunftsländern der Migranten und neuen Berechnungsmethoden bei der statistischen Erfassung von Flüchtlingen. Ein geringer Teil des Anstiegs ist nach Angaben der ILO auch auf bessere allgemeine Daten zurückzuführen.

Die ILO zählt zu Arbeitsmigranten alle Menschen, die außerhalb ihres Heimatlandes Arbeit haben oder suchen. Die Bandbreite ist dabei groß: Vom Saisonarbeiter, der legal als Erntehelfer Geld verdient, über ausgebeutete illegale Tagelöhner oder schlecht bezahlte Pflegekräfte bis zum hoch spezialisierten IT-Spezialisten mit Spitzengehalt. Die ILO bezieht außerdem nicht nur Flüchtlinge in ihre Statistik ein, sondern - durch Schätzungen - alle Menschen, die sich illegal in anderen Ländern aufhalten.

Die ILO-Expertin Tomei betonte am Mittwoch bei der Vorstellung der Studie in Genf vor allem die positiven Auswirkungen für die Zielländer durch zugewanderte Arbeitskräfte: "Arbeitsmigranten leisten einen positiven Beitrag in den Gastländern", sagte Tomei. Sie räumte aber ein, dass ihr genauer Beitrag zur Wertschöpfung in den Zielländern nicht der Fokus des Berichts gewesen sei.

Vom Brexit direkt betroffen: Feldarbeiter aus Osteuropa in Großbritannien Bild: Imago/i Images/A. Parsons

Mehr männliche Arbeitsmigranten

Unter den Arbeitsmigranten sind mit 96 Millionen Menschen die Männer deutlich in der Überzahl - verglichen mit 68 Millionen Frauen. Im Vergleich sank ihr Anteil an den Arbeitsmigranten von 44,3  auf 41,6 Prozent, während der Anteil der Männer von 55,7 auf 58,4 Prozent anstieg.

Den niedrigeren weiblichen Anteil führt die ILO unter anderem auf die in vielen Ländern und Regionen verbreitete gesellschaftliche Diskriminierung von Frauen zurück. Und falls Frauen Jobs fänden, seien die häufig schlecht bezahlt oder hätten ein niedriges soziales Prestige.

Noch immer leben mehr als zwei Drittel (67,9 Prozent) der Arbeitsmigranten in Ländern mit hohen Einkommen, aber 2013 war der Anteil noch höher: 74,7 Prozent. Heute leben fast 24 Prozent in Nord-, Süd- und Westeuropa, 23 Prozent in Nordamerika und knapp 14 Prozent in arabischen Staaten. Viele Menschen arbeiteten in der Baubranche, in der Gastronomie und dem Hotelsektor. Frauen sind häufig als Hausangestellte oder in Pflegeberufen tätig.

Hoher Wert in der EU

In der EU ist der von der ILO ermittelte Anteil von Arbeitsmigranten besonders hoch, weil durch die in der Europäischen Union geltende Freizügigkeit von Arbeitnehmern zwar ein riesiger Arbeitsmarkt geschaffen wurde, aber auch jeder Europäer, der in einem anderen EU-Land arbeitet, nach der Definition der ILO als Arbeitsmigrant gilt.

Weltweit sind laut ILO 4,7 Prozent aller Arbeitnehmer Arbeitsmigranten. In Europa machen sie nach den aktuellen ILO-Zahlen 17,8 Prozent der Erwerbstätigen aus, in Nordamerika 20,6 Prozent und in den Arabischen Staaten 40,8 Prozent.

Thomas Kohlmann Redakteur mit Blick auf globale Finanzmärkte, Welthandel und aufstrebende Volkswirtschaften.
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