Bäume sind Wundertäter: Sie helfen im Kampf gegen den Klimawandel, beugen der Bodenerosion vor, sie dienen als Unterschlupf und sorgen für Sauerstoff. Manche sind sogar gegen Feuer und Dürre gerüstet.
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Menschen und Tiere können wegrennen, wenn es brennt. Bäume dagegen haben nicht die Chance, einem herannahendem Feuer auszuweichen. Die Wurzeln, die sie ja eigentlich mit allem versorgen, das sie zum Überleben brauchen, halten sie fest im Boden verankert und liefern sie ihrem grausigen Schicksal aus.
Aber einige Bäume können, selbst wenn sie versengt, verkohlt und am Ende scheinen, der Flammenhölle entkommen. Sie haben einen Ass im Ärmel oder vielmehr im Stamm, der ihnen das Weiterleben ermöglicht.
In Australien, wo es regelmäßig auch sehr starke Buschbrände gibt, haben sich einige Arten von Eukalyptus-Bäumen perfekt an die Umstände angepasst. Sie haben den Lignotuber entwickelt, eine verholzte Verdickung an der Basis ihres Stammes.
Im Wesentlichen handelt es sich bei Lignotubern um Lagerräume für schlafende Knospen und Blüten. Wird die Spitze des Baumes, an dem sie sitzen, von einem Feuer oder durch Dürre zerstört, erwecken die ruhenden Triebe in ihren Lagerräumen den Baum zu neuem Leben.
Als ob das nicht schon schlau genug wäre - manche Bäume werfen dazu noch überflüssige Teile ihrer Wurzeln ab und behalten nur diejenigen, die unbedingt nötig sind, um die Energie zu liefern, die der Baum zum Auferstehen braucht und um nicht umzufallen.
Totholz strotzt vor Leben
Absterbende oder tote Bäume sind unersetzlich für das Ökosystem. Die naturnahen Flächen tragen zur Förderung der Artenvielfalt bei. Die Bundesregierung empfiehlt, Totholz an Ort und Stelle zu belassen.
Bild: Karin Jäger
Tot am Rhein - naturrein
Ein Hybridpappelstamm liegt am Bonner Rheinufer, um selten gewordene Insektenarten anzulocken. Einige Käfer sind auf dicke Stämme angewiesen, die langsam verrotten, weil ihre Larven bis zu fünf Jahre zur Entwicklung brauchen.
Pappeln können Überflutung tolerieren, während sie Trockenheit nur schlecht vertragen. Alte und kranke Bäume werden nun durch standortgerechte Eichen und Eschen ersetzt.
Bild: Karin Jäger
Nicht von den Holzfällern vergessen worden!
Gruppenweise zusammengestapelte Totholz-Stämme haben für die Vogelwelt in den Wäldern einen sehr hohen ökologischen Wert. Der Mäusebussard nutzt Lichtschächte, um dort kleinere Säugetiere zu jagen. Der Kuckuck sucht nach Wirtsnestern.
Bild: Karin Jäger
Totholz gehört zum Wald
Der Buchenwald im Nationalpark Müritz-Serahn darf sich so entwickeln, wie die Natur es will. Zwei Prozent der Landfläche Deutschlands soll verwildern, ohne dass der Mensch eingreift. Der Prozess dient der Förderung der Artenvielfalt, denn zwei Drittel aller Waldvögel sind auf Totholz angewiesen. Es dient ihnen als Nahrungsbiotop, Brutraum und Kommunikationsplatz.
Bild: picture alliance/blickwinkel
Behämmert, fleißig, dominant
Der Buntspecht pickt Insekten aus der Rinde. Und mit seinem spitzen Schnabel höhlt er Stämme aus, um vollständig darin zu verschwinden. Andere Höhlenbewohner wie Tannenmeise, Hohltaube, Eichhörnchen, Siebenschläfer, Wald- und Fledermaus
profitieren von der Arbeit des "Zimmermann des Waldes". Auch hämmert er auf Holz, um allen anderen klarzumachen: "Das ist mein Revier!"
Bild: imago/McPhoto
Vom Blitz getroffen
Ein Gewitter hatte die Fichte ins Mark getroffen. Morsche Äste und Stämme können umfallen und für Erholungssuchende und Waldarbeiter lebensgefährlich sein. Deshalb wurde dieses Exemplar zersägt und abseits des Weges zum Zerfall der Natur überlassen.
Bild: Karin Jäger
Es war einmal...
...ein stattlicher Baum. Doch dieser Totholz-Stamm wurde vom Regen aufgeweicht und zeigt schon deutliche Spuren von Zersetzung durch Niederschläge, kleine Tiere und Pilze.
Bild: Karin Jäger
Gefürchteter Vielfraß
Der Borkenkäfer ist der schlimmste tierische Waldzerstörer. Das Insekt befällt Bäume, die von extremer Trockenheit und Hitze instabil geworden sind. Der Klimawandel wird die Vermehrung des Schädlings fördern, sind sich Ökologen sicher. Befallene Bäume sind an der abgeplatzten Rinde zu erkennen oder am Bohrmehl, das um den Stamm liegt.
Älteres Totholz wird vom Borkenkäfer jedoch nicht besiedelt.
Bild: Imago/S. Schellhorn
Zeichensprache oder Kunst am Baum?
Hier waren Borkenkäfer oder andere Insekten am Werk, deutlich zu erkennen am Fraß- und Brutbild unter der Baumrinde. Entstanden sind Rammelkammern, Mutter- und Larvengänge, die dem Stamm eine charakteristische Form gegeben haben.
Bild: Karin Jäger
Mystisch, morbide, morsch
Auf den ersten Blick vermittelt absterbendes oder totes Holz den Eindruck von Vergehen und Zerfall. Und doch leben unzählige Vögel, Insekten, Pilze und Pflanzen von diesem Prozess. Und es veranschaulicht: Nichts bleibt wie es war.
Bild: Karin Jäger
Fortschreitender Zerfall
Zerhackt, durchlöchert, mit Moos bewachsen, zersiedelt und von anderen Ästen und Laub bedeckt. Hier haben Vögel, Nagetiere, Würmer, Schnecken und Pilze ganze Arbeit geleistet. Der Baum ist in seiner ursprünglichen Struktur kaum noch zu erkennen.
Bild: Karin Jäger
Wo Kräfte lange walten...
...da werden selbst große Bäume dem Erdboden gleich gemacht. Pilze leisten den größten Beitrag im Ökosystem Wald. Sie bauen Lignin ab und schließen Cellulose auf. So kann nährstoffreicher Humus entstehen - Dünger für neues Wachstum. Forscher aus Leipzig fanden heraus, dass im Totholz mehr als 1200 Pilzarten leben und diese mit Bakterien und Wirbellosen eine Gemeinschaft bilden.
Bild: Karin Jäger
Farbtupfer getarnt unter totem Holz
Erwachsene Feuersalamander ernähren sich hauptsächlich von Schnecken, Tausendfüsslern, Asseln, Ohrwürmern und Laufkäfern. Und die finden sie unter Laubschichten und in trockenen Gehölzen feuchterer Wälder. Zwischendurch verstecken sich die nachtaktiven Reptilien in Höhlen und Ritzen abgestorbener Bäume.
Bild: imago/JuNiArt
Hindernis auf der Wasserautobahn
Durch Flussbegradigungen hat sich die Fließgeschwindigkeit von Gewässern erhöht. Viele Fische haben dadurch ihre Lebensräume verloren. Totholz im Fluss verändert die Strömungsverhältnisse, schafft Ruhebereiche und Verstecke. Schnecken und Eintagsfliegen finden Nahrung, ehe sie von Fischen gefressen werden. Zur Förderung der Biodiversität legen nicht Biber, sondern Naturschützer Bäume ins Wasser.
Bild: Karin Jäger
Leben und Tod - ein Kreislauf
Bäume speichern CO2 aus der Atmosphäre. Bei der Bekämpfung des Treibhauseffekts spielt der Wald so eine entscheidende Rolle. Wird ein Baum gefällt, wird der im Holz enthaltene Kohlenstoff dem Waldökosystem entnommen. Zersetzen Witterung und Lebewesen den Baum vor Ort, wird in dem Totholz erneut Kohlenstoff gebildet. Und der gelangt in Humusform zurück in den Boden.
Bild: Rüdiger Biehl
Ruhezone für Mensch - Lebensraum für Insekten
Totholz in der Bonner Rheinaue. Ein Anblick, an den sich die Besucher des Freizeitparks erst noch gewöhnen müssen. Dieses Exemplar hat die Studentin aus Madagaskar für sich entdeckt. Sie nutzt das wärmende Holz als Frühlingssonnenbank.