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Politik

Kampf gegen hybride Bedrohung

Teri Schultz ft
3. Oktober 2017

Die EU und die NATO haben sich verbündet, um in Nordeuropa gegen hybride Bedrohungen zu kämpfen. Denn nicht nur Panzer, sondern auch Tweets können heutzutage zum Kriegsgerät werden.

Nato Flagge
Bild: picture-alliance/dpa/D. Naupold

Hybride Bedrohungen bedürfen eines hybriden Widerstandes, mögen sich EU und NATO gedacht haben, als sie ihr erstes gemeinsames Abwehrzentrum gegen diese Mehrfach-Gefahr ins Leben riefen. Denn auch die hybriden Bedrohungen treten im Doppelpack auf. Gemeint ist damit die Mischung aus klassischen militärischen Gefährdungsszenarien sowie Angriffen mit neuen Technologien, beispielsweise Schadprogrammen und Bots. 

Angesiedelt ist das Zentrum in Finnland, jenem nordeuropäischen Land, das zwar EU-, aber nicht NATO-Mitglied ist. Das "Zentrum für Exzellenz" ist jetzt offiziell von NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg und der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini eröffnet worden.

Die NATO hat insgesamt 24 solcher Zentren, doch dieses ist das erste, das gemeinsam mit der EU betrieben wird. Elf europäische Nationen - darunter Finnland - plus die USA unterstützen es.

Was sind hybride Bedrohungen?

Jens Stoltenberg bemühte sich bei der Eröffnung zu erklären, wie schwierig es ist, diese hybriden Bedrohungen zu bekämpfen - obwohl es sie seit dem Aufkommen der "Trojanischen Pferde" gibt: "Sie sind eine Mixtur aus militärischen und nicht-militärischen Aggressionen, eine Mischung aus offen und im Geheimen ausgetragenen Operationen." Ob das nun Propaganda sei oder gezielte Desinformation, ausgeführt von Soldaten in Uniform oder von Computerprogrammen.

Was sich in den vergangenen Jahren geändert habe, so Stoltenberg, seien vor allem das Ausmaß und die Geschwindigkeit solcher Angriffe. Deshalb sei die EU-NATO-Initiative so wichtig. Die Institution soll Attacken in Europa und den USA laufend analysieren und eine Strategie entwickeln, um sie zu bekämpfen.

Federica Mogherini und Jens Stoltenberg eröffnen das Zentrum für Exzellenz in HelsinkiBild: NATO

Wieso in Finnland?

Finnland hat das vergangene Jahrhundert deutlich besser gemeistert als viele seiner Nachbarn. Beispielsweise behauptete das Land seine Unabhängigkeit gegenüber der Sowjetunion in den 1930er- und 1940er-Jahren, als viele umliegende Länder unter den Einfluss Moskaus gerieten. Lange ist das bevölkerungsarme Land dafür kritisiert worden, auf welche Art und Weise es den Frieden mit seinem aggressiven Nachbarn aufrechterhält. Inzwischen ist das einer gewissen Bewunderung gewichen: dafür, wie es Finnland gelingt, einerseits Russland in Schach zu halten und sich gleichzeitig in Europa zu integrieren.

Die Initiative zur Einrichtung des "Zentrums für Exzellenz" kam von Finnland selbst. Der finnische Präsident Sauli Niinistö sagte zur Eröffnung, sein Land freue sich schon darauf, anderen dabei helfen zu können, mit bedrohlichen Szenarien abgeklärt umzugehen. "Man muss immer einen kühlen Kopf bewahren. Viele Bedrohungen stellen sich als nicht ganz so groß heraus, wie sie anfangs erscheinen. Manchmal bin ich erschrocken, wie schnell Alarm ausgelöst wird." Was in der Region um Finnland an Bedrohungspotential vorhanden sei, müsse Abschreckung genug sein: "Wenn in den Baltischen Staaten ein Krieg ausbricht, dann wird das der Dritte Weltkrieg", sagte Niinistö in Helsinki. Deshalb, fügte er hinzu, glaube er allerdings auch daran, dass es dort keinen Krieg geben werde. Trotzdem müsse sich die EU Gedanken darüber machen, wie sie die Sicherheit ihrer Bürger langfristig sichern möchte. Weil Finnland nicht zur NATO gehört, ist es einer der stärksten Verfechter einer Sicherheits- und Verteidigungsstrategie innerhalb der EU.

Ein gefährdetes Gefahrencenter   

Die Arbeit wird für das Zentrum sofort losgehen. Denn kaum eröffnet, wird es schon selbst bedroht. So ist bereits eine Website entstanden, die ein Logo führt, das dem des Zentrums ähnelt, allerdings unter einer Internetadresse mit der Endung ".ru". Sie verbreitet Fake News, auch via Social Media. Die Fake-Firma, die vermutlich von Russland aus agiert, hat sogar eine Diskussionsrunde in Helsinki veranstaltet - das Thema war der Konflikt in der Ostukraine. Einer ihrer Twitteraccounts  konnte eingestellt werden, doch andere Trolle sind noch immer aktiv. Experten sind sich sicher, dass es immer wieder Fake-Versionen der Website geben werde - was aber kein Grund zur Beunruhigung sein sollte, solange sie so schnell entdeckt werden wie jüngst der russische Fake.

 

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