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Politik

Im Sauseschritt für Afrika

Daniel Pelz
9. Februar 2017

In Kenia wirbt Entwicklungsminister Müller für mehr deutsches Engagement in Afrika. Sein Kalkül: Investitionen sollen helfen, die Armut zu senken. Dabei soll auch Saft in Flaschen helfen. Aus Kenia berichtet Daniel Pelz.

Entwicklungsminister stellt in Kenia Aufbauplan für Afrika vor
Entwicklunsgminister Gerd Müller, Henry Rotich vom kenianischen Finanzministerium, Fred Matiang, kenianischer Kabinettssekretär für Bildung und Amina Mohamed, Außenministerin von KeniaBild: picture alliance/dpa/B. Otieno

Gerd Müller fackelt nicht lange. Lächelnd zieht sich der Minister einen weißen Kittel an und streift sich ein Haarnetz über. Dann geht es in die Fabrikhalle von Kevian, einem führenden kenianischen Safthersteller. Gerd Müller bewundert die blitzblanken Abfüllanlagen und die Saftflaschen auf dem Förderband. "Toll", ruft er seinen Mitarbeitern zu. Kurz darauf reckt er ein Paket mit Flaschen wie einen Siegerpokal in die Höhe. Firmengründer Richard Rugendo schafft es manchmal kaum, mit dem eiligen Gast aus Deutschland Schritt zu halten. Die Halle ist feucht-heiß, auf der Stirn des Firmenchefs bilden sich die ersten Schweißperlen.

Kevian ist ein Vorzeigeprojekt. Die Abfüllanlagen hat eine deutsche Firma geliefert, finanziert mit einem Kredit der Deutschen Entwicklungsgesellschaft. Von einst 60 Mitarbeitern ist die Firma auf 600 angewachsen. Und auch die Obst-Lieferanten profitieren. "So muss es gehen. 300.000 Bauern liefern Mangos hierher zur Verarbeitung. Die Bauern haben langfristige Verträge, bekommen einen festen Preis und können davon leben", sagt Müller mit blitzenden Augen. Eigentlich bräuchte man eine solche Fabrik zehntausend Mal in Afrika, sagt der Minister.

Werbung für den Marshallplan

Für ihn ist Kevian ein Beleg für die Botschaft, die er auf seiner Reise laufend wiederholt. "Afrika braucht Investitionen in Arbeitsplätze und in Jobs". Es ist auch eine der Kernbotschaften seines "Marshallplans mit Afrika". Sein Konzept für eine neue Zusammenarbeit zwischen Afrika und Europa stellte er bei der Reise zum ersten Mal in Afrika vor. Am Morgen hat er dazu eine Rede auf dem deutsch-afrikanischen Wirtschaftsgipfel in Nairobi gehalten. In Berlin ist das 32-seitige Papier eher zurückhaltend aufgenommen worden. Denn unklar ist, was davon wirklich realisiert werden kann. Für die Umsetzung vieler Vorschläge kann der Entwicklungsminister nicht alleine sorgen, weil sie nicht in seinen Kompetenzbereich fallen.

Und auch nicht dafür, ob deutsche Investoren seinen Ruf erhören und nach Afrika kommen. Immerhin: Die Teilnehmer der Wirtschaftsdelegation schauen sich interessiert in der Werkshalle um. Doch in der Praxis ist das deutsche Wirtschaftsengagement in Kenia gering. Kevian ist die große Ausnahme von der Regel. Gerade mal 1,6 Prozent der kenianischen Waren gingen 2013 nach Deutschland. Und nur 2,6 Prozent der deutschen Ausfuhren gingen nach Kenia. Rund 70 deutsche Firmen sind hier präsent.

"Die Wirtschaft zum Laufen bringen"

Firmenchef Rugendo hofft, dass sich das bald ändert. Auch er gehört zu den Teilnehmern des deutsch-afrikanischen Wirtschaftsforums, das am gleichen Tag in Nairobi tagt. "Es gibt viele Sektoren, in denen wir Platz für Investitionen haben. Wir haben eine freie Wirtschaft und wir möchten, dass jeder Arbeit hat. Wir brauchen also mehr Investoren", sagt Rugendo der DW.

Immer am Strahlen: Gerd Müller (Mitte) vergibt Preise beim Deutsch-Afrikanischen WirtschaftsforumBild: picture-alliance/AP Photo/S. A. Azim

Auch mit seinem Marshallplan hat der Minister in Rugendo einen Verbündeten gefunden. Er findet es richtig, die Privatwirtschaft stärker zu beteiligen. "Die Regierung kann nur das richtige Umfeld für eine funktionierende Wirtschaft schaffen. Aber die Privatwirtschaft kann Arbeitsplätze schaffen oder den Staat durch Steuern finanzieren und die Wirtschaft zum Laufen bringen", sagt Rugendo.

Gerd Müller ist bald wieder auf dem Sprung. Zwei weitere Firmen wird er an diesem Nachmittag noch besuchen. Überall strahlt Müller, schüttelt Hände, verleiht einer Gruppe kenianischer Jugendlicher Stipendien für eine Berufsausbildung. Ganz so, als wolle er mit seinem Einsatz persönlich dafür sorgen, dass die deutschen Investoren eine ähnliche Afrika-Leidenschaft entwickeln wie er selbst.

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