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Im Schatten des Vulkans - Schwieriger Wiederaufbau nach Erdrutschen auf den Philippinen

„Die Schöne“ wird der Vulkan Mayon auf den Philippinen genannt. Seine konische Form ist nahezu perfekt. Doch im Inneren des Bergs brodelt es heftig. Allein 2006 kosteten Naturkatastrophen am Mayon Hunderten das Leben.

Vulkan Mayon auf den Philipinen mit aufsteigender Rauchwolke
Der nächste Ausbruch kommt bestimmtBild: Helle Jeppesen/DW

„Im Juni mussten wir 40.000 Menschen evakuieren, weil der Mayon auszubrechen drohte“, erzählt Cedric D. Daep, Leiter der Stabstelle Präventionsprogramme in der Stadt Legazpi, die am Fuße des Vulkans liegt. Glücklicherweise blieb die befürchtete Eruption aus. Als nach zwei Monaten Entwarnung gegeben wurde, kehrten die Einwohner wieder in die Häuser zurück. Doch dann fegten zwei Taifune über die Region – mit verheerenden Folgen.

Wenn der Berg abrutscht …

Verwüstung und Trümmer sind die Hinterlassenschaften eines TaifunsBild: AP

„Der Regen war so heftig, dass wenn Sie vier Meter vor mir gestanden hätten, ich Sie nicht hätte sehen können“, beschreibt Anthony Golez vom Nationalen Katastrophen-Koordinationsrat die Situation. Dieser heftige Regen sei mehr als 24 Stunden heruntergekommen, so dass das Erdreich völlig durchtränkt wurde. „Es konnte sich gar nicht oben halten, es musste runterkommen. Und genau das ist passiert.“

Was herunterkam waren Schlammlawinen aus Vulkanasche, Felsen und Baumstämmen. Obwohl die Menschen am Fuße des Mayon mit den Naturgewalten zu leben gelernt haben, traf sie die Katastrophe völlig überraschend. Dabei suchten sich die Geröllmassen auch den Weg nach Legazpi und begruben einen kompletten Bezirk unter sich. Die Bilanz: 260 Tote. Noch heute erinnern zweigeschossige Häuser, von denen allein die Dächer zu sehen sind, an die unvorstellbare Kraft des Erdrutsches.

… kann man oft nur das nackte Leben retten.

Letzte Zuflucht: Eine Hütte in einem FlüchtlingslagerBild: Helle Jeppesen/DW

Melchora Arao fällt es bis heute schwer, über dieses Ereignis zu sprechen. Freunde, Nachbarn - Menschen, die sie kannte - ertranken vor ihren Augen oder wurden einfach weggeschwemmt. Viele wurden nie gefunden. „Wenn wir wenigstens vor der Flut gewarnt worden wären“, sagt sie. „So wie bei einem drohenden Vulkanausbruch.“ Diesen Vorwurf lässt Mercedes Mediora, die Bezirksleiterin, nicht auf sich sitzen. „ Die Leute wurden gewarnt, aber sie wollten ihre Häuser nicht verlassen“. Allerdings gibt auch sie zu, dass sie von der Wucht des Taifuns überrascht gewesen sei. Mehr als ein Drittel der Einwohner in ihrem Bezirk hätten ihre Häuser verloren – und müssten immer noch im sogenannten MMDA Village leben: Einem Flüchtlingscamp, das aus ein paar wenigen festen Häusern, aber überwiegend aus Hütten und Zelten besteht.

Die nächste Katastrophe kommt bestimmt

Die Flut zerstört und reißt ganze Häuser mit sichBild: AP

Mit dem Sturm haben die Betroffenen nicht nur ihre Häuser, sondern auch ihr Auskommen verloren. Viele sind überwiegend Fischer und Bauern, doch Land und Boote gibt es heute nicht mehr. Die jungen Leute haben Legazpi verlassen, um in der Hauptstadt Manila Arbeit zu suchen, um so ihre Familien einigermaßen durchzubringen. Die Sozialverwaltung versucht alternative Jobmöglichkeiten für die Frauen zu schaffen, doch in einem Land, wo 40 Prozent der Bevölkerung unter der absoluten Armutsgrenze von einem Dollar pro Tag leben, sind die Mittel für den Wiederaufbau begrenzt.

Immerhin funktionierten Wasser- und Stromversorgung bereits nach 40 Tagen wieder, waren die meisten Straßen wieder passierbar - ein schwacher Trost. „Denn die unsichtbaren Narben werden den Menschen hier ihr Leben lang begleiten“, sagt Bürgermeister Noel E. Rosal. „Keiner kann sich vorstellen, wie es hier aussah, was hier passiert ist, und die Tragödien die sich hier abgespielt haben“. Viele hätten innerhalb einer Stunde fast ihre ganze Familie verloren. Und diese Tragödie kann sich jederzeit wiederholen.

Autorinnen: Cecilia Roxas und Helle Jeppesen

Redaktion: Peter Koppen

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