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KonflikteSudan

Sorge um Zivilisten im Sudan

18. April 2023

Nach dem dritten Tag schwerer Gefechte im Sudan geht vielen Krankenhäusern das Trinkwasser aus, es fehlen Lebensmittel. Der EU-Botschafter wurde in seiner eigenen Residenz angegriffen.

Rauch steigt über einem Wohnviertel der Hauptstadt Khartum auf
Rauch steigt über einem Wohnviertel der Hauptstadt Khartum auf Bild: Mahmoud Hjaj/AA/picture alliance

Das sudanesische Ärztekomitee hat die Konfliktparteien aufgefordert, ihre "ständigen Angriffe" auf Krankenhäuser, Krankenwagen und medizinisches Personal einzustellen. Die Kämpfe zwischen der sudanesischen Armee unter Kommando von Sudans Machthaber Abdel Fattah al-Burhan und den rivalisierenden Rapid Support Forces (RSF) seines Vizes, Mohammed Hamdan Daglo, gingen derweil weiter.

Fast 200 Todesopfer, 1800 Verletzte 

Nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) wurden bislang mindestens 185 Menschen getötet und 1800 verletzt. Wegen anhaltender Kämpfe in dicht besiedelten Stadtteilen der Hauptstadt Khartum werden noch höhere Opferzahlen befürchtet. Die medizinische Versorgung der Bevölkerung werde durch den Beschuss von Gesundheitseinrichtungen blockiert, teilte das Ärztekomitee weiter mit. Kranke und Verletzte könnten vielerorts nicht mehr behandelt werden. Zudem hätten viele Kliniken weder Trinkwasser noch Nahrungsmittel. 

Armeesoldaten unter dem Kommando von Machthaber Abdel Fattah al-Burhan in der Hafenstadt Port Sudan Bild: AFP

Der Machtkampf im Sudan lässt das flächenmäßig drittgrößte Land Afrikas mit seinen rund 46 Millionen Einwohnern und reichen Öl- und Gold-Vorkommen im Chaos versinken. Am Montagabend wurde EU-Botschafter Aidan O'Hara in seiner eigenen Residenz angegriffen, wie der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell mitteilte. Die Tat stelle einen schwerwiegenden Verstoß gegen das Wiener Übereinkommen über diplomatische Beziehungen dar, schrieb der Spanier im Kurznachrichtendienst Twitter. Die Sicherheit diplomatischer Räumlichkeiten und des Personals liege primär in der Verantwortung der sudanesischen Behörden und sei eine völkerrechtliche Verpflichtung.

Aus Diplomatenkreisen in Brüssel hieß es später, O'Hara sei wohlauf und nicht verletzt worden. Laut Borrell bemüht sich die EU derzeit darum, beide Konfliktparteien von einer humanitären Feuerpause zu überzeugen. Die Zivilisten bräuchten dringend eine Waffenruhe.

Panzer und Kampfjets im Einsatz

Die Gefechte in Khartum konzentrieren sich auf strategische Punkte wie das Hauptquartier der Armee, den Präsidentenpalast und den Flughafen. Diese liegen in dicht besiedelten Vierteln der Stadt. Artillerie, Panzer und Kampfflugzeuge sind im Einsatz. Die Armee fliegt Luftangriffe auf Stellungen der RSF. Auch in der Region Darfur wird nach UN-Angaben gekämpft.

RSF-Chef Mohamed Hamdan Dagalo - auch als Hemedti bekannt (Archivbild)Bild: Mahmoud Hjaj/AA/picture alliance

Daglo, auch als Hemedti bekannt, und seiner Einheit sind in der Vergangenheit im Konflikt in der südsudanesischen Region Darfur Gräueltaten an der Zivilbevölkerung vorgeworfen worden. 2019 stürzten Daglo und Al-Burhan gemeinsam nach zivilen Protesten Langzeitdiktator Omar al-Bashir und übernahmen 2021 erneut die Macht. Im Zuge des Übergangs zu einer zivilen Regierung sollten die RSF in das Militär eingegliedert werden, was zu einem Konflikt führte. Daglo unterstellt Al-Burhan, seine Macht nicht aufgeben zu wollen.

UN-Generalsekretär: Lage ist katastrophal

Der deutsche UN-Vermittler Volker Perthes sagte nach einer Sitzung des Weltsicherheitsrates in New York, "internationale Organisationen und Zivilisten" würden bei den Gefechten zwischen der Armee
und den Rapid Support Forces nicht geschützt. UN-Generalsekretär Antonio Guterres rief die Konfliktparteien auf, die Kämpfe einzustellen und Gespräche aufzunehmen. "Die humanitäre Lage im Sudan war schon vorher prekär und ist jetzt katastrophal." Guterres appellierte an alle Akteure mit Einfluss auf die Konfliktparteien, diesen zu nutzen, um Bemühungen für eine Waffenruhe zu unterstützen.

Großbritannien und die USA forderten erneut ein sofortiges Ende der Kämpfe und eine Rückkehr zu Gesprächen über eine Zivilregierung. Auch die deutsche Bundesregierung rief die Konfliktparteien zu einer Deeskalation auf. 

se/nob/uh (afp, ap, dpa, rtr)

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