1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Im Windschatten Asiens

Sabine Kinkartz10. April 2012

Droht Deutschland im asiatischen Jahrhundert der Abstieg? Die Exportwirtschaft macht sich keine Sorgen. Wenn das Potenzial der Absatzmärkte zunimmt, kann das nur gut für Deutschland sein.

Die Sonne scheint am Freitag (13.01.2012) über dem Container Terminal "Burchardkai" der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) im Hamburger Hafen. Foto: Christian Charisius
Symbolbild Konjunktur Hamburger HafenBild: picture-alliance/dpa

Lange stand sie weltweit unangefochten auf Platz eins: die deutsche Exportwirtschaft. Doch der Weltmeistertitel ist seit zwei Jahren passé, China und die USA verkaufen inzwischen weitaus mehr Waren ins Ausland als die Deutschen. Das sollte aber niemanden grämen, sagt Anton Börner, Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA): "Wir gehören zu den größten Profiteuren des Asienbooms und wachsen im Windschatten des asiatischen Wachstums."

Während Europa als Absatzmarkt für deutsche Produkte immer weiter an Bedeutung verliert, nimmt Asien immer weiter zu. Setze sich dieser Trend mit dem derzeitigen Tempo fort, werde sich in den nächsten 30 Jahren die Bedeutung Europas und Asiens für die deutsche Wirtschaft immer weiter angleichen und um das Jahr 2040 schließlich gleich bedeutend sein. "Wir sollten uns darüber freuen, wenn das wirtschaftliche Potenzial unserer Absatzmärkte immer weiter zunimmt." In gleichem Maße steige der Bedarf nach hochwertigen Produkten. "Wenn ein Chinese mehr verdient, kann er sich auch eher ein deutsches Auto leisten", so bringt es Börner auf den Punkt.

2012 wird ein gutes Jahr

Weltweit ist die Nachfrage nach deutschen Produkten ungebrochen. Und so steht Deutschlands Exporteuren trotz Schuldenkrise und Konjunkturflaute wohl erneut ein Rekordjahr bevor. Von Januar auf Februar 2012 kletterten die Ausfuhren entgegen der ursprünglich negativen Erwartungen bereits um 1,6 Prozent, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Dienstag (10.04.2012) mitteilte. Insgesamt lieferten deutsche Firmen im Februar Waren im Wert von 91,3 Milliarden Euro ins Ausland und damit 8,6 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum vor einem Jahr.

BGA-Präsident Börner: Im asiatischen Windschatten wachsenBild: picture-alliance/dpa

Eine Entwicklung, die in den kommenden Monaten wohl anhalten dürfte. BGA-Präsident Börner geht davon aus, dass die Ausfuhren 2012 um durchschnittlich sechs Prozent auf 1,12 Billionen Euro steigen werden und die Importe um sieben Prozent auf 965 Milliarden Euro.

Schwellenländer bevorzugen "Made in Germany"

Gute Wachstumschancen sieht der Branchenverband im laufenden Jahr erneut insbesondere in Südost- und Ostasien, in Lateinamerika und auch wieder in Nordamerika sowie im Nahen Osten. Aber auch auf dem afrikanischen Kontinent würden gute Wachstumschancen gesehen. "Hintergrund ist, dass die Emerging Markets kaum von der Schuldenkrise belastet sind und weiterhin kräftig in Zukunftstechnologien investieren", so Börner.

Charakteristisch für die Schwellenländer ist eine explodierende Bevölkerungsentwicklung. Massive Investitionen in Technologien zur Energie- und Ressourceneffizienz, in Verkehrs-, Bau- und Telekommunikationsinfrastruktur sind daher unabdingbar. Dies, so analysiert Börner, betreffe nicht nur die BRIC-Staaten, also Brasilien, Russland, Indien und China. Auch die oftmals als "next eleven" bezeichneten Länder investieren, zu denen die Türkei, Ägypten, Indonesien, Iran und Mexiko gehören, sowie die rohstoffreichen Staaten Westafrikas und Arabiens.

China ist und bleibt ExportweltmeisterBild: Reuters

Europa verliert an Bedeutung

In den Schwellenländern, so meint der BGA-Präsident, würden sich für die deutsche Wirtschaft erhebliche Chancen auch im Dienstleistungsexport bieten. "Besonders relevant sind Ingenieurs- und IT-Dienstleistungen. Nicht zuletzt hat es in diesem Bereich die erfolgreichsten deutschen Firmenneugründungen in der Nachkriegszeit gegeben." Auch Pflege- sowie Gesundheitsdienstleistungen würden in der Zukunft in den Schwellenländern verstärkt gefragt sein. Beleg dafür sei unter anderem die zunehmend internationale Aufstellung von deutschen Krankenhäusern.

Angesichts dieser Fakten wundert es nicht, dass Europa als Absatzmarkt für deutsche Produkte an Bedeutung verliert. Im vergangenen Jahr sank der Anteil der deutschen Exporte in die EU-Länder von 65 auf 59 Prozent und innerhalb Europas von 75 auf 71 Prozent. Besonders betroffen waren Griechenland und Italien mit einem Minus von 13 beziehungsweise 10 Prozent. Das zeigt, welchen Anteil Sparmaßnahmen und krisenbedingte Investitions- und Konsumrückhaltung an dieser Entwicklung haben.

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen