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PolitikGlobal

Immer mehr Menschen müssen hungern

13. Juli 2020

Erst die drohende Klimakatastrophe, dann die verheerende Corona-Pandemie: Über diese Plagen droht ein anderes weltweites Problem auf gefährliche Weise in den Hintergrund zu treten. Hilfsorganisationen schlagen Alarm.

Madagaskar Antananarivo | Nahrung für Straßenkinder
Bild: picture-alliance/Godong/P. Deloche

Weltweit haben im vergangenen Jahr fast 690 Millionen Menschen gehungert - zehn Millionen mehr als 2018. Das geht aus dem aktuellen UN-Welternährungsbericht hervor, der in Rom und New York vorgestellt wurde. Der Report sagt voraus, dass die Corona-Krise die globale Ernährungslage weiter verschlechtern wird. Bis Ende 2020 könnten die Folgen der Schutzmaßnahmen demnach mehr als 130 Millionen Menschen zusätzlich in chronischen Hunger treiben.

Fünf Organisationen warnen 

Der Welternährungsbericht wird alljährlich vom Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen Unicef, der Welternährungsorganisation FAO, dem Internationalen Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung IFAD, dem Welternährungsprogramm WFP und der Weltgesundheitsorganisation WHO herausgegeben. Die fünf Organisationen warnten am Montag: Das Ziel der internationalen Gemeinschaft, den weltweiten Hunger bis 2030 zu beenden, sei ernsthaft in Gefahr. "Wir sind nach wie vor nicht auf dem richtigen Weg", hieß es in einer gemeinsamen Stellungnahme.

Eigentlich positive Entwicklung 

Nach einer jahrelangen positiven Entwicklung nehme die Mangelernährung seit 2014 kontinuierlich zu, so die Organisationen. Aktuell leide jeder neunte Erdbewohner darunter. Die meisten unterernährten Menschen leben den Angaben zufolge in Asien. In Afrika sind fast 20 Prozent der Bevölkerung von Unterernährung betroffen. UN-Prognosen zufolge könnten 2030 mehr als die Hälfte der chronisch Hungernden weltweit aus Afrika stammen.

Weckruf

Das katholische Hilfswerk Misereor sprach von einem Weckruf für die Weltgemeinschaft. "Jetzt, in der Corona-Krise, zeigen sich die Schwachstellen des weltweiten Ernährungssystems mit dramatischer Deutlichkeit", so Misereor-Chef Pirmin Spiegel. "Es ist ein System, das am Profit orientiert und auf Wachstum ausgerichtet ist, das die Armen noch ärmer macht und die Erde gnadenlos zerstört." Spiegel forderte "eine Wiederbelebung lokaler Produktions- und Wirtschaftskreisläufe, um globalen Abhängigkeiten zu entkommen". Die Entwicklungsorganisation Oxfam forderte von der Bundesregierung neue Maßnahmen zur Hungerbekämpfung weltweit. "Angesichts der dramatischen neuen Zahlen kann es kein 'Weiter so' mehr geben", erklärte die Oxfam-Agrarexpertin, Marita Wiggerthale.

ml/ust (KNA, AFP, AP)

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