Immer mehr Tote bei Waldbränden im Großraum Los Angeles
10. Januar 2025Bei den schwersten Waldbränden in der Geschichte der US-Metropole Los Angeles steigt die Zahl der Toten weiter. Inzwischen sind mindestens zehn Opfer bekannt. Bezirks-Sherriff Robert Luna geht nach eigenen Worten davon aus, dass noch mehr Menschen bei der Katastrophe ihr Leben verloren. "Es sieht aus, als ob eine Atombombe in diese Gebiete eingeschlagen wäre. Ich erwarte keine guten Nachrichten", sagte der Behördenvertreter.
Bislang wurden fast 10.000 Gebäude zerstört. Präsident Joe Biden sagte, 360.000 Menschen seien in Sicherheit gebracht worden. Auch zahlreiche Hollywood-Größen und andere Prominente der Unterhaltungsbranche mussten ihre Häuser verlassen.
Im besonders betroffenen Stadtteil Pacific Palisades befinden sich die Zufluchtsstätten der Schriftsteller Lion Feuchtwanger und Thomas Mann während ihres Exils zur Zeit des Nationalsozialismus. Das Thomas-Mann-Haus blieb bisher offenbar unversehrt; die Villa Aurora - Feuchtwangers Ex-Domizil - wurde zumindest beschädigt. Im Großraum und in der nördlichen Vorstadt Altadena waren etliche bis auf die Grundmauern niedergebrannte Gebäude und verkohlte Autowracks zu sehen.
Insgesamt wüten noch fünf Brandherde im Bezirk Los Angeles auf einer Fläche von mehr als 13.700 Hektar - so groß wie etwa 19.000 Fußballfelder. Die Feuer werden immer wieder von starken Böen angefacht. Verantwortlich dafür sind die sogenannten Santa Anas, die vom Deutschen Wetterdienst als "trocken-warmer Föhnwind" bezeichnet werden und die vor allem im Spätherbst und im Winter auftreten. Dann ströme die Luft vom Hochplateau zwischen den Rocky Mountains und der Sierra Nevada in Richtung Pazifik, erwärme sich durch den Höhenabfall und die Durchquerung der Mojave-Wüste erheblich und erreiche dann als extrem trockener und heißer Wind die Küsten Kaliforniens, so die Wetterexperten.
Der zuständige Gouverneur Gavin Newsom sagte, mehr als 7500 Menschen, darunter Kräfte aus anderen US-Bundesstaaten, seien am Kampf gegen die Brände beteiligt. Über den Hügeln von Hollywood kreisten Löschhubschrauber im Dauereinsatz. Angesichts der Trockenheit in der Gegend verfügt die Feuerwehr allerdings nicht über genug Wasser für die Eindämmung der Flammen.
Nachdem verlassene Häuser geplündert worden waren, kündigten die Behörden ein hartes Vorgehen gegen die Täter an. Einer Mitarbeiterin des Verwaltungsbezirks Los Angeles zufolge nahm die Polizei in diesem Zusammenhang mindestens 20 Menschen fest. In den evakuierten Gebieten der Vorstadt Santa Monica wurde eine nächtliche Ausgangssperre verhängt. Bezirks-Sheriff Luna erwartet nach eigenen Worten auch den Einsatz von rund 400 Mitgliedern der Nationalgarde, die zur Unterstützung anreisten.
Präsident Biden hatte am Dienstag den Katastrophenfall für Kalifornien ausgerufen. Am Donnerstag versprach er, die Regierung werde in den kommenden 180 Tagen alle anfallenden Kosten übernehmen. Dies umfasse die Beseitigung von Trümmern und Gefahrstoffen, den Betrieb von Notunterkünften und die Gehälter von Ersthelfern. "Ich habe dem Gouverneur und den Verantwortlichen vor Ort gesagt, sie sollten keine Kosten scheuen, um der Brände Herr zu werden", sagte Biden nach einem Treffen mit hochrangigen Beratern im Weißen Haus.
Der private Wetter-Vorhersagedienst Accuweather veranschlagte den Schaden sowie den wirtschaftlichen Verlust durch das Feuerinferno auf 135 bis 150 Milliarden Dollar (131 bis 146 Milliarden Euro). Zudem müssten Immobilienbesitzer mit steigenden Versicherungskosten rechnen, hieß es. Die US-Bank JPMorgan schätzte den reinen Sachschaden auf 20 Milliarden Dollar.
US-Vizepräsidentin Kamala Harris sagte wegen der Katastrophe einen geplanten Besuch in Deutschland ab. Ursprünglich wollte Harris in einer Woche den US-Luftwaffenstützpunkt Spangdahlem in der Eifel besuchen und dort auch mit Soldaten sprechen; zuvor waren Abstecher zu Militärstützpunkten der Vereinigten Staaten in Singapur und Bahrain geplant.
jj/sti (dpa, afp, rtr, ap)