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Immer mehr Tote nach Erdrutsch in Guatemala

6. Oktober 2015

Mehr als 160 Tote sind nach dem verheerenden Erdrutsch in Guatemala inzwischen geborgen worden. Und noch immer werden bis zu 450 Menschen vermisst. Die Hoffnungen, sie noch lebend zu finden, schwinden mit jeder Stunde.

Guatemala-Stadt: Rettungskräfte tragen ein Todesopfer des Erdrutsches in Cambray II auf einer Bahre davon (Foto: Reuters/Josue Decavele)
Bild: Reuters/J. Decavele

Es sei sehr unwahrscheinlich, noch weitere Überlebende zu finden, sagte Einsatzleiter Sergio Cabañas. Allgemein gilt, dass 72 Stunden nach einem Erdrutsch die Überlebenschancen von Verschütteten rapide sinken. Diese Frist lief in der Nacht zum Montag (Ortszeit) ab. Dennoch suchen die Rettungsmannschaften weiter in den Erdmassen, die meterdick über den Häusern der Siedlung Cambray II am Rande von Guatemala-Stadt liegen.

Weitere mögliche Erdrutsche bedrohen Rettungskräfte

Zu dem Erdrutsch war es in der Nacht auf Freitag nach tagelangen starken Regenfällen gekommen. Der Hügel über dem Viertel, in dem größtenteils arme Familien leben, brach in zwei Teile. Wegen der Gefahr weiterer Abgänge würden die Einsatzkräfte inzwischen nur noch in kleineren Gruppen arbeiten, wie der Katastrophenschutz mitteilte. An den Hängen oberhalb des Viertels seien neue Risse gesichtet worden. Zudem sei der Fluss Pinula am Rande der Siedlung angeschwollen, was die Arbeiten weiter erschwere.

Nach tagelangen schweren Regenfällen rutschte ein Teil des Hügels über Cambray II abBild: Reuters/J.Decavele

"Die Bergungsarbeiten sind sehr schwierig, aber den Opfern die letzte Ruhe zu geben, ist das Geringste, was wir tun können", sagte ein Feuerwehrmann dem Radiosender Emisoras Unidas. "Gestern haben wir drei tote Kinder geborgen. Das ist hart." An der Rettungsaktion sind rund 1800 Helfer beteiligt. Das Nachbarland Mexiko schickte Spezialisten des Katastrophenschutzes, der Polizei und des Militärs mit Suchhunden zu Unterstützung. Mit schwerem Gerät schafften die Einsatzkräfte Erde zur Seite, um zu den Verschütteten vorzudringen.

Behörden erklären Viertel für unbewohnbar

Rund 119.000 Kubikmeter Material müssten abgeräumt werden, sagte der Minister für Transport, Infrastruktur und Bauwesen, Víctor Corado, der Zeitung "Prensa Libre". Die Arbeiten gingen sehr langsam voran und es werde nun zielgenau nach Verschütteten gesucht. Unterdessen haben die Behörden das gesamte Viertel für unbewohnbar erklärt, auch wenn einige Häuser den Erdrutsch unbeschadet überstanden haben. Der nationale Katastrophenschutz Conred hatte den Bezirk laut Medienberichten schon vor Jahren zur Risikozone erklärt und die Gemeindeverwaltung darüber informiert.

Noch unklar ist, was mit den Einwohnern geschehen soll, die das Unglück überlebt haben. Laut Aussagen einiger Bewohner will die Regierung ihnen dabei helfen, an anderer Stelle neue Häuser zu bauen. Momentan leben viele Überlebende in Notunterkünften. Rund 190 Menschen sind im Salon Municipal, einem Gebäude, das die Stadt normalerweise für Feierlichkeiten nutzt, untergekommen. Hier erhalten Betroffene auch Essen sowie eine medizinische und psychologsiche Betreuung.

Katastrophenschutz: Unglück könnte sich jederzeit wiederholen

Präsident Alejandro Maldonado Aguirre ordnete eine dreitägige Staatstrauer an. Sein Sohn Alejandro Maldonado Lutomirsky, Chef des nationalen Katastrophenschutzes Conred, erklärte, er warte auf einen Bericht der Gemeinde, was nach der Risikowarnung der Conred für Canbray II geschehen sei. Zugleich räumte er ein, dass es in Guatemala-Stadt viele Viertel gebe, die in Risikogebieten errichtet wurden. "Was in Cambray geschehen ist ein tragisches Unglück, dass sich in Guatemala-Stadt jedoch jederzeit wiederholen könnte", sagte Maldonado Lutomirsky.

ww/sp (AP, dpa)

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