Die Zahl der Radler, die in Deutschland auf E-Bikes unterwegs sind, wächst - das gleiche gilt für E-Bike-Unfälle mit Verletzten oder sogar Toten. Bei den Unfallopfern ist eine Gruppe besonders stark vertreten.
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Die Anzahl der Menschen in Deutschland, die auf ihren E-Bikes in Unfälle verwickelt sind, wächst stetig. In den ersten neun Monaten 2017 kam es laut Statistischem Bundesamt zu insgesamt 4156 Verkehrsunglücken mit Verletzten oder Toten, an denen ein Pedelec-Fahrer beteiligt war. 56 Menschen starben bei diesen Unfällen.
Pedelecs sind E-Bikes, deren Motor sich nur anschaltet, wenn der Radler in die Pedale tritt. Bei voller Motorenleistung - und einem schnell strampelndem Fahrer - dürfen sie höchstens 25 Stundenkilometer schnell werden. Das ist aber schon ein ganz schönes Tempo, wenn man bedenkt, dass kein Führerschein notwendig ist und es nicht einmal eine Helmpflicht gibt.
Von Januar bis September 2016 lag die Anzahl der Pedelec-Unfälle mit Personenschaden noch bei 3260. Innerhalb eines Jahres stieg die Zahl damit um fast 28 Prozent.
Nach Angaben des Fahrradclubs ADFC gibt es in Deutschland mittlerweile rund 3,5 Millionen Pedelecs (Pedal Electric Cycle). Allein 2017 seien fast 700.000 neue hinzugekommen, das ist ein Anstieg von 25 Prozent.
Mehr Pedelecs - mehr Unfälle. Auf den ersten Blick sind die neuen Zahlen des Statistischen Bundesamts wenig überraschend. Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer (UDV) weist jedoch darauf hin, dass eine Bevölkerungsgruppe besonders häufig in die Verkehrsunglücke verwickelt ist.
"Der Anteil Älterer an Pedelec-Unfällen ist überdurchschnittlich hoch", sagte Brockmann der Nachrichtenagentur dpa. "Viele ältere Menschen fahren durch die Unterstützung des Elektromotors viel schneller als es ihre Fähigkeiten eigentlich erlauben."
Viele Senioren, die schon länger nicht mehr auf einem normalen Fahrrad unterwegs sind, schwingen sich offensichtlich immer öfter aufs E-Bike. Ist schließlich weniger anstrengend. Einige Pedelecs werden sogar illegalerweise getunt, so dass sie schneller als 25 kmh fahren.
Rasende Räder und unsichere Fahrer - Experten wie Brockmann gehen davon aus, dass die Zahl der Unfälle auch in den kommenden Jahren weiter steigen wird.
Fahrradfahren - Genuss, Sport und Lifestyle
In Deutschland steigen die Temperaturen und die Menschen auf ihre Räder. Vom rostigen Drahtesel bis zum Hightech-Pedelec: Die Deutschen sind ein Fahrrad-Volk. Unsere Fotostrecke zeigt Menschen, Fahrräder und Kurioses.
Bild: Fotolia/yanlev
Ab aufs Rad!
Fast jeder Deutsche hat mindestens ein Fahrrad - insgesamt sind es etwa 72 Millionen Räder. Dazu kommen noch die unzähligen alten Drahtesel, die seit Jahren irgendwo in den Kellern herumstehen. Die Modelle sind vielfältig: Vom klassischen Hollandrad über stylishe City-Cruiser bis hin zu Hightech-Mountainbikes ist alles vertreten. Jetzt im Frühling zieht es die Menschen nach draußen: mit dem Rad.
Bild: Fotolia/yanlev
Unterwegs auf stillgelegten Bahngleisen
Ganz Deutschland ist von einem dichten Radwege-Netz durchzogen. Laut deutschem Tourismusverband DTV gibt etwa 75.000 Kilometer gut ausgebaute Wege mit Infrastruktur wie Hotels, Gaststätten oder Ladestationen für E-Bikes. Auf den langen Strecken können Radtouristen in Ruhe die Naturschönheiten bewundern. Wie hier am Oderbruchbahn-Radweg, der 142 Kilometer auf stillgelegten Bahntrassen verläuft.
Bild: picture alliance / Patrick Pleul
Fahrrad mit "Hilfsmotor"
Der erste schöne Sonntag im Park: Familienausflug mit Tochter Nike. Die 4-Jährige hängt mit einer Tandemkupplung am Hinterrad ihres Vaters Helmut. Sehr praktisch ist das bei langen Touren, wenn das Kind müde wird. Dann kann es gezogen werden und muss nicht mehr mitstrampeln. Hier aber schiebt Nike ihren Vater, wie sie stolz demonstriert.
Bild: DW/S. Wünsch
Kinder in der Kiste
Bei Eltern mit kleinen Kindern werden Lastenfahrräder immer beliebter. Der Kasten liegt auf der Vorderachse, bis zu vier kleine Kinder können darin sitzen. Das ist für Tagesmutter Eva sehr praktisch. Heute aber hat sie nur ihren Sohn Max dabei, der sich den Kasten mit seinem Spielzeug und einer Picknick-Tasche teilt. Für Mama Eva ein entspannteres Fahren als mit vier quirligen Tageskindern.
Bild: DW/S. Wünsch
Ein Rad zum Kleinkriegen
Früher gab es Klappräder - heute gibt es Falträder. Die sind leicht und so klein zusammenfaltbar, dass man sie bequem tragen kann. Sehr beliebt sind sie bei Berufspendlern, die Teile der Strecke mit Bus oder Bahn zurücklegen müssen. Für ein mitgenommenes "normales" Fahrrad muss man extra zahlen - das Faltrad kostet nichts. Schließlich ist es kleiner als ein Koffer.
Bild: picture-alliance/dpa
Radfahren mit eingebautem Rückenwind
Bei den Fahrrädern mit Elektromotoren gibt es verschiedene Klassen: Reine E-Bikes fahren auch ohne Pedalkraft. Beim am meisten verbreiteten Pedelec verstärkt der Motor die Kraft, die der Fahrer in die Pedale legt. Den Ruf als "Rentnerfahrstuhl" haben Pedelecs längst abgelegt. Es gibt sie auch als Sportfahrräder und Mountainbikes (Foto). Ein gutes Rad kostet in Deutschland etwa 2.500 Euro.
Bild: Imago/MITO
Die ersten Smart-Bikes
Das Internet der Dinge ist natürlich auch schon am Fahrrad angekommen. Neben Tacho und Trittfrequenzzähler sind inzwischen auch Halterungen für Smartphones und Navigationsgeräte üblich. Schick ist es, wenn man das Fahrradschloss per App öffnen und schließen kann oder per UMTS-Netz stets den Standort des Rades bestimmen kann. Das kann Diebstahl schnell unattraktiv machen.
Bild: DW
Designer-Fahrräder
Lifestyle auf zwei Rädern: Das Fahrrad wird zum Ausdruck eines Lebensgefühls. Es muss nicht mehr nur funktionell - sondern auch besonders schön sein. Längst nutzen Fahrradbauer andere Materialien als nur die klassischen wie Carbon, Titan, Stahl und Aluminium. Inzwischen gibt es Holzfahrräder oder - ganz abgefahren: Räder mit Manta-Rochen-Leder ummanteltem Rahmen (Foto).
Bild: picture-alliance/dpa/J. Carstensen
Bambusräder: stabil und ökologisch wertvoll
Bei aller Liebe zur Exotik: Designer-Räder sind schön - aber nicht alltagstauglich. Anders bei Bambusrädern. Die sind so stabil, dass sie sogar weltreisetauglich sind. Karina und Tim Poser (Foto) sind mit ihren Bambusrädern von Hamburg in die chinesische Metropole Chengdu geradelt. Die in sozialen Projekten in Ghana und Deutschland gebauten Räder schafften die 12.000 Kilometer nahezu ohne Panne.
Bild: picture-alliance/dpa/D. Reinhardt
Hauptsache auffallen
Mittlerweile sind der Form kaum noch Grenzen gesetzt. Es gibt Liegefahrräder, extrem hohe (Tallbikes) oder Fatbikes mit absurd dicken Reifen. Auf dem Foto ist ein sogenannter Cruiser zu sehen. Diese Fahrräder sind besonders bequem und ziehen die Blicke auf sich. Nicht nur aufgrund der weichen Formen, auch wegen der ausladenden Größe. Daher eignen sich die Cruiser auch bestens als Werbeträger.
Bild: DW/S. Wünsch
Nie auf dem Trockenen
Nicht jeder Radfahrer will sich mit dem isotonischem Sportgetränk aus der Plastikflasche begnügen, das in einem lieblosen Stahlbügel am Fahrradrahmen hängt. Viel hübscher sind doch zwei Lederriemen im Vintage-Look, die eine Flasche Rotwein am Rahmen festhalten. Bei solcher Fracht ist unbedingt ein ruhiger Fahrstil zu beachten und einzuhalten.
Bild: Jesse Herbert
Es geht auch mit einem Rad
Längst ist das Einrad aus der Zirkusmanege "herausgefahren". Auf Schulhöfen hat es schon lange Einzug gehalten. Doch auch kreative Extremsportler haben das Einrad für sich entdeckt und nehmen es mit in jedes Terrain. Nachahmung ist nur Profis empfohlen. Ein Mountainbike mit zwei Rädern tut's auch.
Bild: picture-alliance/dpa
Motocross ohne Motor
Das BMX-Fahren wurde geboren, als Kinder und Jugendliche in aller Welt eine Alternative zum Motocross-Fahren suchten. Für Motorräder waren sie ja noch zu jung. Fahrräder wurden umgebaut, mit breiten Crossreifen versehen, die ersten Parcours entstanden in Steinbrüchen und Wäldern. Immer noch sind BMX-Räder bei Jugendlichen hip. Und auch bei den Großen: Seit 2008 ist BMX-Fahren olympische Disziplin.
Bild: Reuters
Helm muss nicht immer Helm sein
Zugegebenermaßen sehen Fahrradhelme nicht sehr schön aus. Sie sind meistens viel zu bunt, haben überall Luftschlitze und wirken oft, als würden sie nicht richtig passen. Es geht aber auch schöner: So getarnt macht selbst der hässlichste Helm eine "gute Figur". Die Helmpflicht für Radfahrer gibt es in Deutschland noch nicht, aber mehr als zwei Drittel der Deutschen würden das befürworten.