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Immer mehr Zivildienstleistende in Serbien-Montenegro

19. August 2004

Bonn, 19.8.2004, DW-RADIO/Serbisch, Dinko Gruhonjic

Der Zivildienst in Serbien verläuft nicht immer problemlos. Es sind bereits mehrere Fälle eingetreten, in denen Offiziere Wehrersatzdienstleistende beleidigt haben. Trotz dieser Tatsache gibt es immer mehr junge Männer, die sich gegen den Dienst an der Waffe entscheiden. Ein Bericht von Dinko Gruhonjic aus Novi Sad

In Serbien und Montenegro leisten etwa 3 000 junge Männer Wehrersatzdienst, weil sie ihr Recht auf Ersatzdienst aus Gewissensgründen wahrnehmen. Im Gegensatz zum regulären Wehrdienst an der Waffe, der neun Monate dauert, dienen die Ersatzdienstleistenden dem Staat – wie es früher hieß – 13 Monate. Gordan Dukovic vom Regionalen Zentrum für Wehrersatzdienst der Vojvodina zufolge ist bislang in insgesamt 485 Einrichtungen der Zivildienst ermöglicht worden. Diese Zahl ist indes unzulänglich für den tatsächlichen Bedarf der jungen Menschen an Zivildienststellen, die immer häufiger auf den Wehrersatzdienst aus Gewissensgründen berufen. Dukovic erklärte DW-RADIO, die Zusammenarbeit mit dem Verteidigungsministerium der Staatengemeinschaft sei überaus gut. Die Kommunikation mit den Kreiswehrersatzämtern dagegen funktioniert nicht ideal, es würden ferner in der Praxis Probleme auftreten. "Wir hatten da den Fall eines jungen Mannes aus Novi Sad, der von der Militärpolizei gefasst und zum Leisten des Wehrdienstes in eine Kaserne nach Zajecar brachte. Er hatte zwar den Wehrersatzdienst beantragt, allerdings haben seine Vorgesetzen seine Papiere verlegt. Erst nach unserer Intervention über das Verteidigungsministerium wurden die Papiere wiedergefunden. Ebenso verhielt es sich auch in Uzice, nachdem sieben Offiziere etwa zehn Wehrersatzdienstleistenden befahlen, sich zum Appell aufzustellen, und sie malträtierten wie im schlimmsten Gefängnis. Eine Woche lang sind die Männer von den Offizieren schikaniert worden, damit sie von ihrem Recht auf Wehrersatzdienst aus Gewissensgründen zurücktreten beziehungsweise sich für den Wehrdienst entscheiden. Der gleiche Fall ist auch in Zrenjanin aufgetreten, als Oberstleutnant Skakavac versuchte, Rekruten, die sich für den Wehrersatzdienst entschieden haben, davon zu überzeugen, sich doch für den Wehrdienst zu entscheiden, weil es sich für das Militär der Zivildienst nicht lohne. Er bot ihnen an, ihnen persönlich zu helfen, dass sie in der Vojvodina ihren Wehrdienst leisten können, unter der Voraussetzung, dass sie eben Wehrdienst leisten", so Dukovic.

Dukovic zufolge ist es in unserer Tradition verhaftet, dass das Verhalten und die Auffassungen des Militärs noch stark diesem traditionellen Aspekt verhaftet ist, was selbstverständlich am meisten bei den Angehörigen des Militär vertreten ist. Er ist selbst Sohn eines Fähnrichs in Pension und sagt, die Angehörigen des Militärs fürchteten, dass die Streitkräfte zerstört werden, dass sie nicht weiter existieren und sie Soldaten verlieren beziehungsweise ihre Arbeit.

Das Regionale Zentrum für Wehrersatzdienst der Vojvodina hat heute ein Abkommen mit dem Exekutivrat der Vojvodina erzielt, dass auch dieser die Türen für Wehrersatzdienstleistende öffnet. Die Wehrersatzdienstleistenden fordern vom Staat, dass ihnen die Möglichkeit eingeräumt wird, auch in Nicht-Regierungsorganisationen ihren Zivildienst verrichten zu können, vornehmlich bei denen humanitären Charakters wie in der Kranken- und Altenpflege usw. (md)