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Politik

Immer mehr zivile Todesopfer in Afghanistan

15. Juli 2018

In Afghanistan ist die Zahl der getöteten Zivilisten nach UN-Angaben in der ersten Jahreshälfte auf einen Rekordstand geklettert. Demnach kamen im Bürgerkrieg fast 1700 Zivilisten zu Tode - so viele wie noch nie zuvor.

Afghanistan Selbstmordanschlag in Dschalalabad
Sicherheitskräfte untersuchend den Tatort eines Selbstmordanschlags von Anfang Juli in DschalalabadBild: Reuters/Parwiz

Die United Nations Assistance Mission in Afghanistan (UNAMA) teilte mit, die Zahl der zivilen Todesopfer der Gefechte zwischen Armee und Aufständischen sei von Januar bis Juni 2018 um ein Prozent auf 1692 gestiegen. Das ist die höchste Opferzahl, seit die UNAMA im Jahr 2009 mit den Zählungen begonnen hat.  Dagegen sei die Zahl der verwundeten Zivilisten um fünf Prozent auf 5122 gesunken.

Die Zunahme der Todesfälle ist umso überraschender, als eine Waffenruhe zwischen den radikal-islamischen Taliban und den Regierungstruppen zum Ende des muslimischen Fastenmonats Ramadan im Juni Hoffnungen auf ein Ende der Gewalt geschürt hatte. Dabei hatte sich einseitig von der afghanischen Armee ausgerufene Feuerpause mit einer dreitägigen Waffenruhe der Taliban überschnitten. Sie wurde jedoch von zwei Selbstmordanschlägen der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) mit dutzenden Toten in der östlichen Provinz Nangarhar überschattet.

Mehr Blutvergießen durch IS

Laut UNAMA wurden von Januar bis Juni 1413 Menschen durch Selbstmordanschläge und Bombenangriffe getötet oder verletzt. Die IS-Miliz sei für den Großteil dieser Angriffe (52 Prozent) verantwortlich gewesen. An zweiter Stelle stehen demnach die radikalislamischen Taliban (40 Prozent), die weiterhin die größte bewaffnete Miliz sind und weite Teile des Landes kontrollieren.

Der UN-Mission zufolge gab es den stärksten Anstieg bei zivilen Toten nach Luftangriffen. 353 Menschen seien dabei verletzt oder getötet worden - 52 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Neben der afghanischen Luftwaffe fliegen auch die USA Angriffe am Hindukusch. US-Präsident Donald Trump hatte vor knapp einem Jahr eine Intensivierung der Attacken auf Stellungen von Milizen angekündigt. Damit sollen die Aufständischen zu Friedensgesprächen gezwungen werden. Die Taliban haben solche bisher Verhandlungen abgelehnt und fordern den Abzug sämtlicher ausländischer Truppen. Nachdem die USA und die NATO 2014 formell ihre Kampfeinsätze beendet hatten, haben die Taliban ihre Angriffe erheblich ausgeweitet.

Die UNAMA verzeichnete außerdem 341 Tote in Zusammenhang mit den am 20. Oktober geplanten Parlaments- und Regionalwahlen. Die Taliban und die IS-Miliz wollen alles daran setzen, die Wahlen zu sabotieren. Es wird befürchtet, dass die Gewalt im Vorfeld der Abstimmung noch zunimmt.

Sieben Tote bei Anschlag auf Ministerium 

Wie zur Bestätigung dieser Befürchtungen wird aus Kabul ein weiterer Selbstmordanschlag gemeldet. Bei der Attacke auf das afghanische "Ministerium für Ländliche Entwicklung" wurden mindestens sieben Menschen getötet und mehr als 15 verletzt. Der Attentäter habe sich vor dem Eingang des Gebäudes im Westen der Hauptstadt in die Luft gesprengt, als Mitarbeiter es am Ende ihres Arbeitstages gerade verlassen wollten, teilte ein Polizeisprecher mit. Zunächst reklamierte keine Gruppe die Gewalttat für sich. Erst am 11. Juni hatte ein Selbstmordanschlag vor demselben Ministerium 13 Menschen das Leben gekostet. Damals hatte sich der IS zu der Tat bekannt. 

sti/kle/AR (rtr, dpa, afpe, ape)

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