"In Afghanistan müssen Erfolge her"
15. September 2009Es ist ein Kampf gegen die Zeit, den die internationale Gemeinschaft in Afghanistan gerade kämpft. "Ich denke, dass wir bis zum nächsten Jahr Erfolge vorweisen müssen, ansonsten sind wir nicht mehr glaubwürdig", sagte Generalmajor Hans-Erich Antoni, der ranghöchste deutsche Offizier in Afghanistan in einem Interview mit dem ARD-Studio Süd-Asien. "Die Sicherheitslage in Afghanistan hat sich bekanntermaßen verschlechtert", das muss auch der General zugeben. So gab es beispielsweise 70 Prozent mehr Angriffe im ersten Halbjahr 2009, als im gleichen Vorjahreszeitraum. "Diesen Trend gilt es umzukehren", fordert deshalb Antoni.
Die Bevölkerung braucht eine Perspektive
Die ISAF setze dabei auf Sicherheit und Wiederaufbau. Die Bevölkerung müsse ihre Umgebung als sicher empfinden. Durch Wiederaufbau müssten den Afghanen eine Perspektive geboten werden. Denn "nur ein Mensch, der etwas zu verlieren hat, ist auch
bereit, dieses zu verteidigen".
Und dafür seien möglicherweise auch mehr Ressourcen notwenig. Doch "wenn ich von Ressourcen rede, dann rede ich nicht automatisch von Kräften, sondern dann rede ich auch von Mitteln, von Geld, um den Aufbau und die Entwicklung voranzubringen".
Keine zivilen Opfer mehr
Der General äußerte sich wegen laufender Ermittlungen nicht zu dem
von der Bundeswehr angeordneten Luftangriff im nordafghanischen
Kundus, bei dem nach Angaben der afghanischen Untersuchungskommission
auch 30 Zivilisten getötet wurden. Der Angriff wurde von einem deutschen Offizier angeordnet.
Zur Politik des neuen ISAF-Kommandeurs Stanley McChrystal, der die Vermeidung ziviler Opfer zu einem seiner wichtigsten Ziele gemacht hat, sagte Antoni: "Ich
glaube, dass wir nur mit der Vermeidung von zivilen Opfern überhaupt
erfolgreich sein können. Ein Mensch, dem die Familie oder das
Eigentum weggebombt wird, der ist potenziell dafür geeignet, dass er
sich gegen uns wendet und nicht uns unterstützt."
(mk/dpa/ AP/AFP)