Zwei Monate nach dem Dammbruch an einer Mine in Brasilien könnte sich die Katastrophe wiederholen. Die Stabilität eines Damms sei kritisch, meldet das Bergbauunternehmen. Menschen wurden bereits in Sicherheit gebracht.
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Ein Zusammenbrechen stehe unmittelbar bevor oder sei schon im Gange, meldete das brasilianische Bergbauunternehmen Vale. Das habe ein unabhängiger Prüfer am Sul Superior Damm an der Gongo Soco Mine im Südosten des Landes festgestellt. Für den Damm gelte daher die höchste Risikostufe drei. Die Stufe bedeute, dass die "drohende Gefahr" eines Dammbruchs bestehe, sagte Oberstleutnant Flavio Godinho vom Zivilschutz dem Sender Globo.
Menschen verlassen die Region
Menschen in unmittelbarer Nähe zum Sul Superior Damm im Südosten des Bundesstaates Minas Gerais wurden erneut dazu aufgerufen, ihre Häuser zu verlassen. Nach dem Bruch des Damms an der Mine Corrégo do Feijão Ende Januar hatten die Behörden bereits allen Bewohnern im Umkreis von zehn Kilometern geraten, die Region vorerst zu meiden. Damals erhöhten die Behörden das Risiko auf Stufe zwei. Ein Sprecher des Bergbaukonzerns Vale sagte, mittlerweile seien bereits 442 Personen in vorübergehenden Behausungen untergebracht worden.
Vertreter der lokalen Zivilschutzbehörde sagten, sie analysierten den Dammbruch vom Januar genau, um Rückschlüsse auf den aktuellen Fall zu ziehen. "Jede Aktivität an dem Damm könnte ihn zum brechen bringen", sagte Godinho.
Umbau aller Dämme
Die Eisenerzmine Córrego do Feijão wurde ebenfalls von Vale betrieben. Am 25. Januar hatte der Dammbruch hier eine Schlammlawine freigesetzt, die über Teile der Stadt Brumadinho und angrenzende Siedlungen hinweg rollte. Die mit Schwermetallen durchsetzte flüssige Masse gelangte auch in den angrenzenden Fluss Paraopeba und kontaminierte ihn. Bisher wurden 203 Leichen geborgen, wie der Zivilschutz von Minas Gerais auf seiner Webseite schreibt. 105 Menschen gelten nach wie vor als vermisst.
Die Dämme im aktuellen Fall und dem vom Januar weisen die gleiche Bauweise auf. Nach dem ersten Dammbruch hatten die Behörden sie verboten. Das Bergbauunternehmen Vale hatte 90 Tage Zeit bekommen, um Pläne für den Umbau aller Dämme vorzulegen. Vale sagte in einer Erklärung, dass bereits zehn Dämme ersetzt worden wären.
pgr/kle (dpa, ap, lusa)
Brasilien: Wut und Trauer nach Dammbruch
Es gibt kaum noch Hoffnung, nach dem Dammbruch an einer Eisenerzmine im Bundesstaat Minas Gerais weitere Überlebende unter den Schlammmassen zu finden. Unter die Trauer mischt sich in der Bevölkerung zunehmend auch Wut.
Bild: Getty Images/AFP/D. Magno
Hoffnungslose Suche
Feuerwehrleute bergen am Montag die Leiche einer verschütteten Person. Mittlerweile gehen die Chancen, noch Lebende zu finden, gegen null. Die letzten Überlebenden wurden am Samstag gefunden. Einen Tag zuvor war ein Damm an der Mine des brasilianischen Bergbaukonzerns Vale gebrochen, eine Schlammlawine rollte daraufhin über Teile der Anlage und die nahe gelegene Kleinstadt Brumadinho hinweg.
Bild: Getty Images/AFP/M. Pimentel
Erschöpfung und Ernüchterung
Erschöpfte und schlammverschmierte Rettungskräfte machen eine Pause. Während der Schlamm langsam trocknet, kämpfen sie sich zu bislang unzugänglichen Stellen vor und graben weiter nach Verschütteten. Unterstützt werden die lokalen Einheiten von rund 130 israelischen Soldaten, die an die Unglücksstelle gereist sind.
Bild: Reuters/W. Alves
Auch Indigene evakuiert
Eine Angehörige der Pataxó bricht in Tränen aus. Eine Siedlung des indigenen Volkes musste nach dem Dammbruch in der Metropolregion von Belo Horizonte evakuiert werden. Den Behörden zufolge ist es wegen der Schlammmassen zu gefährlich, weiterhin am Fluss Paraopeba zu wohnen.
Bild: Reuters/A. Machado
Schlammlawine trifft Gewässer
Eine Frau vom Stamm der Pataxó hält am Ufer des Paraopeba einen toten Fisch hoch - rund 13 Millionen Quadratmeter Schlamm sollen sich in den Fluss ergossen haben. Es ist noch unklar, wie viele Schadstoffe in dem Schlamm enthalten sind. Für die Pataxó ist der Fluss die Existenzgrundlage.
Bild: Reuters/A. Machado
Schwere Vorwürfe gegen Minenbetreiber Vale
Eine schlammbeschmierte Aktivistin protestiert wie viele andere am Montag vor dem Hauptquartier des Bergbaukonzerns Vale in Rio de Janeiro. Viele Brasilianer geben Vale die Schuld an dem Schlammlawinen-Unglück. Noch ist allerdings unklar, wie es genau dazu kam. Das deutsche Prüfunternehmen TÜV Süd hatte den Damm 2018 überprüft. Die brasilianische Staatsanwaltschaft leitete eine Untersuchung ein.
Bild: Reuters/P. Olivares
Morbide Kunstperformance als Protest
Bei der Demonstration in Rio de Janeiro legten sich rotbraun beschmierte Menschen vor das Vale-Hauptquartier und hinterließen ihre Handabdrücke an einer Glaswand. Eine schwarz verhüllte Frau trat als Tod auf, weitere nicht verkleidete Demonstranten enthüllten Plakate und beschrieben die Wände mit Slogans wie "Es war kein Unfall, es war ein Verbrechen" und "Gerechtigkeit für Brumadinho".
Bild: Reuters/P. Olivares
Die Geschichte wiederholt sich
Die Fassungslosigkeit angesichts des Dammbruchs in Brumadinho ist umso größer, als dass in der Stadt Mariana 2015 bereits ein ähnliches Unglück passierte. Seinerzeit kamen 19 Menschen ums Leben, der Giftschlamm kontaminierte den Fluss Rio Doce auf Hunderten Kilometern und erreichte den Atlantik. Der damalige Betreiber der Eisenerzmine, Samarco, gehörte ebenfalls unter anderem Vale.