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Politik

In den Ruinen von Aleppo

23. Dezember 2016

Die Schlacht um die syrische Großstadt ist vorbei. Assad-Armee und Zivilisten kehren in die ehemaligen Rebellenviertel zurück. Kremlchef Putin spricht von "Normalisierung". Doch davon ist das Land weit entfernt.

Syrien syrische Soldaten nach der Zurückeroberung  von Aleppo
Syrische Soldaten rücken in Ost-Aleppo ein Bild: Getty Images/AFP/G. Ourfalian

"Ich bin gekommen, um nach meinem Haus zu sehen,", sagte der Bewohner Khaled al-Masri, "Ich war fünf Jahre lang nicht dort." Die Bewohnerin Umm Abdo fand ihre einstige Bleibe in Trümmern vor. "Es ist nichts mehr übrig", sagte sie. "Aber Häuser kann man wieder aufbauen." Viele Rückkehrer suchen in den Ruinen bei eisigen Temperaturen sorgenvoll nach einer Unterkunft oder ihrem Hab und Gut. Nach der vollständigen Einnahme von Aleppo sind Regierungssoldaten und Zivilisten nach und nach in die zerstörten Bezirke der syrischen Metropole zurückgekehrt.

Soldaten begutachteten die Stadtteile Ansari und al-Maschdad, die seit 2012 unter Kontrolle der Rebellen waren. Die Soldaten suchten nach versteckten Sprengsätzen und untersuchten Wohnhäuser, bevor Zivilisten dorthin zurückkehrten, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte. Im schwer zerstörten Bezirk Butan al-Kasr nahe der berühmten Altstadt von Aleppo schafften Bagger Trümmerteile weg. 

Engagement russischer Militärs

Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, man habe ein Bataillon Militärpolizisten nach Ost-Aleppo geschickt, um die "Ordnung zu sichern". Das russische Militär werde auch bei dem Wiederaufbau der Wasser- und Energieversorgung helfen.   

Auch die Sieger frieren Bild: Getty Images/AFP/G. Ourfalian

Truppen Präsident Baschar al-Assads und mit ihm verbündete schiitische Legionäre hatten Mitte November eine Großoffensive auf das umkämpfte Aleppo gestartet, gedeckt durch massive russische Bombardements. Auch die libanesische Hisbollah-Miliz war an dem Angriff beteiligt. Die gesamte Osten der Stadt liegt in Schutt und Asche. 

Russlands Präsident Wladimir Putin bezeichnete die Eroberung von Aleppo als einen "sehr wichtigen Schritt auf dem Weg zu einer Normalisierung in Syrien." Nun müsse alles getan werden, um die Kämpfe im ganzen Land zu stoppen. Der Kremlchef wies laut Agentur Tass seine Regierung an, mit Syrien ein Abkommen über eine Erweiterung der russischen Marinebasis im Hafen Tartus auszuhandeln.  

Die UN sammeln unterdessen Beweise für ein mögliches Kriegsverbrechen durch Russland und die syrische Armee. Assad und seine Verbündeten könnten somit für ihre Gräueltaten zur Rechenschaft gezogen werden. 105 von insgesamt 193 UN-Staaten stimmten der Resolution zu.

Das Stadtviertel Al-Shaar in Aleppo ist besonders stark von der Bombardierung betroffenBild: Getty Images/AFP/G. Ourfalian

In der kasachischen Hauptstadt Astana soll Mitte Januar eine Friedenskonferenz über die Zukunft Syriens stattfinden. Der syrische Machthaber Assad  stimmte nun zu, sich dort mit Vertretern aus Russland, der Türkei und dem Iran zu treffen. Die drei Regierungen hatten sich darauf verständigt, quasi parallel zu den Genfer Gesprächen auf einen Waffenstillstand für ganz Syrien zu drängen und eine politische Lösung in die Wege zu leiten - mit Assad, ohne den Westen.   

Seit der Eroberung Aleppos durch Assad und seine Alliierten sollen etwa 35.000 Menschen den Osten der Stadt verlassen haben. Während Assad und Putin von einer "Evakuierung" sprechen, haben Nichtregierungsorganisationen wie etwa "Adopt a Revolution" die Aktion als "Vertreibung" bezeichnet, da sie unter Zwang geschehe. Die Menschen – sowohl Zivilisten als auch Rebellen – wurden in die Stadt Idlib gebracht, eine Hochburg der Rebellen. Nach Informationen der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wird auch Idlib bombardiert. Adopt a Revolution schrieb in einem Appell: "Es gibt viele keine Aleppos in Syrien. Über eine Million Menschen leben syrienweit unter einer Belagerung und werden ausgehungert. Das Sterben und die Gräueltaten gehen täglich weiter."

Krieg tobt weiter

Nach dem Sieg in der langen Schlacht um Aleppo konzentriert sich das Kampfgeschehen nun zunächst auf die nahe Islamisten-Hochburg Al-Bab. Dort unterstützen türkische Truppen syrische Milizen bei einer Offensive gegen das von der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) ausgerufene "Kalifat". Bei türkischen Luftangriffen auf Al-Bab wurden laut Menschenrechtlern seit Donnerstag mindestens 88 Zivilisten getötet. 72 Menschen seien bei den heftigen Bombardements am Donnerstag umgekommen, weitere 16 am Freitag, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte aus dem Exil. Al-Bab sichert den Weg zur "Verwaltungszentrale" des IS-Kalifats, Al-Rakka.

Die Beobachtungsstelle meldete zudem heftige Gefechte bei der Wüstenstadt Palmyra. Allein in den vergangenen 24 Stunden habe der IS mindestens 27 syrische Soldaten oder Assad-getreue Milizionäre getötet. Die Dschihadisten versuchten demnach, den Militärflugplatz Tayfur komplett einzukesseln.    

lf/SC (afp, APE, reuters, dpa)

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