Wolfsmensch-Skulpturen gegen Hass
15. März 2016Bedrohlich sehen sie aus, furchteinflößend, gnadenlos, die Zähne fletschend, jederzeit zu einem Überfall bereit - 66 Wölfe, bis zu zwei Meter hoch und fast dreieinhalb Meter breit. Sie heißen "Blind Soldier", "Mitläufer", "Blinder Hasser", "Attac" oder "Anführer". Beim genauen Hinschauen fällt auf, dass es eigentlich keine typischen Wölfe, sondern Wolfsmenschen sind, die dort in martialischen, protzigen Posen stehen. Sie haben den Körper eines Menschen, den Kopf und den Schwanz eines Wolfs. Statt menschlicher Hände und Füße verfügen sie über todbringende Krallen.
Sie haben sich nicht heimlich eingeschlichen wie die echten Wölfe, die um das Jahr 2000 wieder in Sachsen und Brandenburg einwanderten und dort heimisch wurden. Die Dresdner Wolfsmenschen, ein jeder aus fünf Zentnern Metall gegossen, wurden mit fünf großen Sattelschleppern auf den Neumarkt transportiert. Der Künstler Rainer Opolka hat sie geschaffen. "Die Wölfe sind zurück" heißt diese Aktion, die er den Opfern von Krieg, Hass und Gewalt widmet. Das Kunstprojekt wurde am Mittwoch (16.03.2016) offiziell eingeweiht, die Wölfe sollen eine Woche bleiben.
Wolfsmenschen als Symbol
Das Rudel stehe symbolisch für "Hasser, Brandsatzwerfer, Neonazis, wütende Pegidisten und AfDler, die auf Flüchtlinge schießen wollen", erklärt Rainer Opolka die Installation auf der Internetseite der Aktion. Er möchte damit Bürger und Passanten zu Diskussionen über Rassismus und Gewalt anregen. Aktuelle Anlässe gibt es dem Künstler zufolge gegenwärtig genug: Fremdenfeindlichkeit, drohender Verlust moralisch-ethischer Regeln, zunehmende Prägung der Gesellschaft durch Angst, Gewalt und Verrohung, blinder Nationalismus. Opolka fragt: "Was passiert, wenn der Mensch des Menschen Wolf wird?" Seine Ausstellung "Die Wölfe sind zurück" soll erklärtermaßen eine Warnung sein.
Dresdens Stadtverwaltung, die seit den PEGIDA-Demonstrationen miterlebt, wie das Image von Elbflorenz leidet, unterstützt das Ansinnen des Brandenburgers. Mit der Ausstellung setze man gemeinsam ein "sichtbares Zeichen für Solidarität, Toleranz, Respekt und Weltoffenheit", so die Zweite Bürgermeisterin, Annekatrin Klepsch.
Tour durch alle Landeshauptstädte
Allein lassen mit der Kunst will diese Aktion die Menschen nicht: Aus diesem Grund werden die Wolfsmenschen-Skulpturen mit Informationstafeln ergänzt. Außerdem haben die Bürger die Chance, leere Tafeln zu beschreiben, um ihre Eindrücke mitzuteilen und Vorschläge zu machen, was zu tun sei, damit niemand mehr hassen muss. Rainer Opolka wird während der Ausstellung zudem die meiste Zeit vor Ort sein und sich aktiv an Diskussionen mit den Menschen beteiligen.
Demnächst sollen die Wölfe in einer Wanderausstellung durch Deutschland touren; Rainer Opolka will mit seinen Wolfsmenschen alle deutschen Landeshauptstädte besuchen. Die nächsten Stationen sind Potsdam und Berlin. Was bloß die Wölfe dazu sagen werden - jene, die gemeint sind?