Containerschiffe könnten während ihrer Liegezeit in Häfen künftig weniger Schadstoffe ausstoßen - bei einem Pilotprojekt in Hamburg ist jetzt getestet worden, wie sich die Luftqualität verbessern lässt.
Anzeige
Um den Schadstoffausstoß großer Schiffe in der Zeit, in der sie im Hafen festgemacht haben, zu verringern, wurde in der Hansestadt ein System zur Versorgung der Ozeanriesen mit Landstrom getestet. Dabei wurde der Strom für den Bordbetrieb der Schiffe von einem neuen, mobilen Generator erzeugt, der mit verflüssigtem Erdgas (LNG) betrieben wird.
Verflüssigtes Erdgas drückt nach Branchenangaben auf Schiffen den Ausstoß von Schwefel, Stickoxiden und Feinstaub auf nahezu null und den von Kohlendioxid (CO2) um rund 20 Prozent. Erzeugt der Generator den Strom, können die Hilfs-Dieselaggregate der Schiffe während der Liegezeit in den Häfen abgeschaltet werden.
Kraftwerke für das Schiffsheck
Die Technologiefirma Becker Marine Systems will zunächst Containerschiffe der Reederei Hapag-Lloyd damit versorgen. Die Schiffe mit Platz für 15.000 beziehungsweise 20.000 Standardcontainer (TEU) legen am Terminal Burchardkai (Artikelbild) der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) an. Es gebe aber auch schon Interesse aus dem Ausland an der neuen Technologie, hieß es.
Nach Angaben von Becker Marine Systems sind die Anlagen, mit denen der Strom für den Bordbetrieb erzeugt wird, sogenannte Powerpacs. Dabei handelt es sich um mobile 1,5-Megawatt-Kraftwerke mit einem gasbetriebenen Generator und einem LNG-Tank, die vom Kai per Containerbrücke auf einen Stellplatz am Heck gehievt werden. Das Bundesverkehrsministerium fördert die Entwicklung der Technik mit einem Millionenbetrag.
dk/kd (dpa)
Kreuzfahrt-Ranking: Die schlimmsten Drecksschleudern
Seit Jahren kritisieren Umweltorganisationen die Luftverschmutzung durch Luxusliner. Entsprechend düster sieht auch das diesjährige Kreuzfahrt-Ranking des Nabu aus. Ein Schiff schneidet jedoch überraschend gut ab.
Bild: picture-alliance / John Bolt / S
Traurige Bilanz:
76 von 77 Kreuzfahrtschiffen verwenden giftiges Schweröl als Treibstoff. Der Naturschutzbund (Nabu) geht davon aus, dass dadurch bereits ein Ozeanriese so viel Schadstoffe ausstößt, wie fünf Millionen Pkw es auf gleicher Strecke täten.
Bild: NABU/Wattenrat/E. Voss
Eine wenig imponierende Bestenliste
Der Nabu hat 76 Schiffe und deren Umweltbelastung durch Abgase untersucht. Lediglich eines fährt ohne Schweröl, nur 14 verbessern ihren Ausstoß etwa durch SCR-Katalysator oder Landstromnutzung im Hafen. 61 Schiffe teilen sich den letzten Platz.
AIDAnova auf Platz 1
Das ist das einzige Kreuzfahrtschiff, das mit dem weniger schädlichem Flüssiggas LNG betrieben wird. Es wurde soeben von der Meyer-Werft in Papenburg fertig gestellt.
Bild: picture-alliance/dpa/H.-C. Dittrich
Nicht gut, nur besser
Die Neuzugänge von Hapag-Lloyd Cruises (hier zu sehen: die "Europa 2") und TUI Cruises verwenden zumindest Stickoxid-Katalysatoren und können während des Hafenbetriebs mit Landstrom versorgt werden.
Bild: Imago/S. Spiegl
Der wichtigste Mangel
Einen Rußpartikelfilter haben auch diese beiden Riesen nicht. Das führt zu alles anderem als einer frischen Seeluft während der Reise. Die Feinpartikel-Dichte an Deck ist bis zu 20 mal höher als auf einer stark befahrenen Straße.
Bild: picture-alliance/dpa/H. Bäsemann
Aufatmen dank LNG
Der Nabu lobt den Testsieger AIDAnova und hofft auf Nachahmer. Besonders betroffene Anwohner in Küstennähe und in Hafenstädten dürften von einer großflächigen Umrüstung auf das Flüssiggas und einer dadurch verbesserten Luftqualität profitieren.
Bild: Colourbox
Fortschritte im Klimaschutz? Fehlanzeige!
Eine Studie des Dachverbands Transport und Environment erkennt keine nennenswerte Vorteile des Flüssiggases LNG gegenüber Diesel, wenn es um den Klimaschutz geht. Ohne einen massiven technologischen Wandel in der Schifffahrt seien die Pariser Klimaziele nicht einzuhalten.
Bild: Reuters/D. Boylan
"Einfahrverbote für schmutzige Kreuzfahrtschiffe"
Das fordert NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Denn eine wesentliche Verbesserung durch technologischen Wandel ist nicht in Sicht. Um die von Luxuslinern ausgehende Gefahr für die Gesundheit der Anwohner und für sensible Ökosysteme kurzfristig einzudämmen, gäbe es akuten Handlungsbedarf.