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Kein Bett, kein Dolmetscher

11. November 2009

Flüchtlinge in Griechenland führen ein hartes Leben. Viele werden einfach sich selbst überlassen: ohne Schlafplatz oder Dolmetscher. Und nur sehr wenige Asylanträge werden positiv entschieden.

Afghanische Flüchtlinge in Griechenland (Foto: DW/Ahang)
Afghanische Flüchtlinge in GriechenlandBild: DW/Ahang

Seit genau 54 Tagen ist Mahdi Sherzad unterwegs. Jeden Abend vor dem Einschlafen zählt der 17-Jährige die Tage, seit er aus Kabul aufgebrochen ist und sich auf den Weg nach Europa gemacht hat. Er war auf der Suche nach einem Leben ohne Bomben, Morddrohungen und Hunger. Jetzt sitzt er in einem kleinen Park in der griechischen Hauptstadt Athen und steht wieder vor dem Nichts.

Aus dem Camp in die Ungewissheit

In Griechenland hoffen viele Flüchtlinge auf eine bessere Zukunft...Bild: dpa

"Viele von uns müssen hier im Park schlafen. Wir bekommen keine Unterstützung. Wir haben nichts zu essen und keine Arbeit", sagt Mahdi, einer der wenigen Flüchtlinge, die Englisch sprechen. Der afghanische Junge ist gemeinsam mit Hunderten von Flüchtlingen vor einigen Tagen aus dem Flüchtlingscamp Pagani auf der Insel Lesbos entlassen worden. Die frisch gewählte sozialistische griechische Regierung hatte das Lager auf Druck von Nichtregierungsorganisationen und anderen EU-Ländern vorübergehend geschlossen, um die Lebensbedingungen dort zu verbessern. Diese Schließung wurde als erstes positives Signal dafür gewertet, dass die Regierung in der Flüchtlings- und Asylpolitik umdenken will.

Doch die Realität sieht anders aus: Bei ihrer Ankunft auf dem Festland wurde den Flüchtlingen keineswegs eine alternative Unterbringung zugewiesen. Sie kamen im Hafen von Athen an und wussten nicht, wo sie die nächste Nacht verbringen würden. "Wir wissen noch nicht einmal, ob wir von hier aus nach links oder nach rechts gehen sollen. Die meisten können sich noch nicht einmal auf Englisch verständigen. Ich trage die Verantwortung für mehrere Familien. Das ist sehr hart", sagt Mahdi Sherzad.

Griechenland als Schlusslicht

Manche Flüchtlinge in Athen schlafen auf PappkartonsBild: DW

Am Hafen erwartet lediglich der Griechenlandexperte Karl Kopp von Pro Asyl die Flüchtlinge. Gemeinsam mit einigen Vertretern von griechischen Nichtregierungsorganisationen begleitet er eine Gruppe von 30 Afghanen zum Sozialministerium und bittet um Hilfe - ohne Erfolg. Die Flüchtlinge werden zurück in den Regen geschickt. Kopp ist entsetzt: "Es hat sich hier in Griechenland noch gar nichts geändert. Die Minderjährigen sind völlig schutzlos. Wir brauchen endlich ein ordentliches Aufnahmesystem."

Einer, der dafür zuständig ist, ist Spiros Vougias. Doch der stellvertretende Minister für den Schutz der Bürger will über die hilflosen Ankömmlinge am Hafen nicht sprechen. Lieber rühmt er die Schließung des Lagers auf Lesbos: "Es waren so viele Menschen in diesem Lager. Wir wollen jetzt ein neues Lager bauen, ein modernes, offenes Lager für die Flüchtlinge."

Griechenland gilt seit Jahren als schwarzes Schaf der EU-Länder, was das Asylsystem betrifft. Die Flüchtlinge werden sich selbst überlassen: Sie bekommen weder einen Übersetzer noch einen Schlafplatz zugewiesen. Viele leben deshalb als Obdachlose. Von rund 30.000 Anträgen auf Asyl wurden nur 380 positiv entschieden.

Die Reise geht weiter

Mahdi Sherzad hat für sich und ein paar andere Afghanen einen Schlafplatz in einem so genannten Afghanen-Hotel gefunden. Hier teilt er sich einen Raum mit 19 anderen Flüchtlingen. Sie schlafen in Schichten, immer drei Stunden lang, sonst reicht der Platz nicht aus. Aber hier will Mahdi Sherzad auf keinen Fall bleiben. Er will so schnell wie möglich nach Patras reisen, um von diesem Hafen aus in ein anderes EU-Land zu gelangen. Dort hofft er dann auf bessere Bedingungen für Asylsuchende.

Autorin: Ruth Reichstein
Redaktion: Julia Kuckelkorn

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