Anlässlich des indischen Tages der Republik am 26. Januar stellen wir zehn Filme, Dokus und Serien vor, die einen Einblick in die indische Kultur geben.
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An diesem 26. Januar feiert Indien 75 Jahre Unabhängigkeit von der britischen Kolonialherrschaft. Die Feierlichkeiten finden am 15. August, dem indischen Unabhängigkeitstag, ihren Höhepunkt. Wir nehmen das zum Anlass und stellen Filme, Serien und Dokus vor, die sich mit wichtigen Ereignissen und Meilensteinen der (jüngeren) indischen Geschichte auseinandergesetzt haben.
"The Great Indian Kitchen" (2021)
Dieser gesellschaftskritische Film ist nicht so appetitlich, wie der Titel vermuten lässt. Er handelt von der Geschichte einer Frau, die sich nach einer Zwangsheirat nicht fügen will.
Das Drama wirft beunruhigende Fragen zum heimtückischen Sexismus in Privathaushalten auf. Regisseur Jeo Baby sagte in einem Interview mit indischen Medien, er habe bewusst Szenen schaffen wollen, die das Patriarchat anprangern und bei Männern ein Unwohlsein hervorrufen sollen.
"Jai Bhim" (2021)
Dieses tamilische Gerichtsdrama, bei dem T. J. Gnanavel Regie führte, setzt sich kritisch mit dem indischen Kastensystem auseinander. Es greift die wahre Geschichte eines Paares vom Stamm der Irular auf. Superstar Suriya stellt dabei in der Hauptrolle einen Mann dar, der des Diebstahls beschuldigt und von der Polizei verhaftet wird. Der Film bekam in der Internet Movie Database (IMDb) die Höchstbewertung und wurde auf dem YouTube-Kanal der Academy Awards ausgestrahlt.
"Sardar Udham" (2021)
Diese neue Amazon-Prime-Serie aus der Regie von Shoojit Sircar basiert auf dem Leben von Udham Singh. Der indische Freiheitskämpfer war in den 1910er-Jahren aktiv. Im Film wird er von Vicky Kaushal verkörpert. Udham Singh war Augenzeuge des Massakers von Amritsar (1919), bei dem britische Soldaten Tausende von friedlichen Demonstranten in einer Gartenanlage in Amritsar in Punjab niederschossen. 1940 erschoss er in London Michael O'Dwyer, der zur Zeit des Massakers der britische Vizegouverneur des Punjab gewesen war.
"India's Daughter" (2015)
Der Dokumentarfilm der britischen Filmemacherin Leslee Udwin zeichnet die Geschichte der 21-jährigen Nirbhaya nach, die im Dezember 2012 in Neu-Delhi brutal vergewaltigt und ermordet wurde. Der Film wurde von der indischen Regierung verboten, weil ein Verurteilter, den Udwin interviewt hatte, frauenverachtende Aussagen gemacht habe.
"Masaan" (2015)
Kann Liebe Kasten- und Klassenunterschiede überwinden? Dieses herzzerreißende Drama, das sich in Varanasi in Nordindien abspielt, gewann 2015 in Cannes einen Preis in der Kategorie "Un Certain Regard", bei der "untypische" Filme ausgezeichnet werden.
"Inshallah, Football" (2010)
Ein Dokumentarfilm nicht nur für Fußball-Liebhaber. Einem jungen Fußballspieler aus Kaschmir wird eine mögliche Karriere in Brasilien verwehrt, da sein Vater in den 1990ern ein militantes Mitglied der islamistischen Hizbul Mujahideen war. Ziel der separatistischen Terror-Organisation ist eine Loslösung Kaschmirs von Indien.
"Die Farben Indiens: Geschichte des Subkontinents" (2009)
In dieser Dokureihe führt der britische Historiker Michael Wood im Auftrag von BBC und PBS durch Indiens Jahrtausende alte Geschichte - von der ersten Besiedlung über die bronzezeitliche Indus-Kultur bis zur aktuellen Politik und Gesellschaft des Subkontinents.
"Parzania" (2007)
Der Film spielt inmitten der Unruhen im Bundesstaat Gujarat 2002. Er erzählt die Geschichte von Parzaan, einem zehnjährigen Jungen aus Ahmedabad. Er und seine Familie gehören der jahrtausendealten Zarathustrismus-Religion an. Als die Unruhen seine Heimat ins Chaos stürzen, geht er darin verloren. Der Film basiert auf einer wahren Geschichte. Er beleuchtet auf subtile Weise die Mitschuld von Narendra Modi an den gewalttätigen Ausschreitungen in Gujarat, bei denen mehr als 2000 Menschen ums Leben kamen. Modi war von 2001 bis 2014 Regierungschef von Gujarat. Regie führte Rahul Dholakia. In den Hauptrollen sind Naseruddin Shah und Sarika zu sehen.
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"Rang De Basanti – Die Farbe Safran" (2006)
Dieser Coming-of-Age-Film erzählt die Geschichte von fünf Freunden in Delhi, die sich mit der kolonialen Vergangenheit Indiens und der unruhigen Gegenwart auseinandersetzen. Regie führte die Bollywood-Größe Rakeysh Omprakash Mehra und in der Hauptrolle ist Aamir Khan zu sehen.
"Gandhi" (1982)
Der Film, der unter der Regie von BBC-Legende Sir Richard Attenborough entstand, ist ein fester Bestandteil jeder Liste von Filmen über den indischen Freiheitskampf. Der britische Schauspieler Ben Kingsley brilliert in der Rolle des friedlichen Freiheitskämpfers Mahatma Gandhi. Für seine schauspielerische Leistung wurde Kingsley mit dem Oscar, dem BAFTA und dem Golden Globe in der Kategorie "Bester Schauspieler" ausgezeichnet.
Adaptiert aus dem Englischen: Kevin Tschierse
"Tracking Gandhi" - Auf den Spuren des Freiheitskämpfers
Wo er war, kämpfte Mahatma Gandhi für Menschenrechte. Indien führte er gewaltlos in die Unabhängigkeit. Zum seinem 150. Geburtstag würdigt Anja Bohnhof den Freiheitskämpfer mit einer fotografischen Spurensuche.
Bild: Anja Bohnhof
1893: Bahnhof Pietermaritzburg, Warteraum, Natal, Südafrika
Am 7. Juni 1893, kurz nach seiner Ankunft in Südafrika, wurde Gandhi als
"Nicht-Weißer" auf der Zugreise von Durban nach Pretoria aus der ersten Klasse
geworfen. Die Nacht im Warteraum des Bahnhofs von Pietermaritzburg war der Wendepunkt in seinem Leben. Gandhi wandelte sich vom schüchternen Advokaten zum Aktivisten für die Rechte der indischen Minderheit in Südafrika.
Bild: Anja Bohnhof
1913: Gemeinschaftszelle im Zentralgefängnis von Pretoria, Südafrika
Fast sechs Jahre seines Lebens verbrachte Gandhi - wegen zivilen Ungehorsams - in südafrikanischen und indischen Gefängnissen. Er nutzte diese Zeiten produktiv, studierte
und verfasste etliche Schriften innerhalb der Gefängnismauern. Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis von Pretoria am 18. Dezember 1913, brach Gandhi nach Indien auf und verließ Südafrika für immer.
Gandhis "Champaran-Kampagne" führte ihn 1917 nach Bihar – bis heute einer der
ärmsten Bundesstaaten in Indien. Hier unterstützte er die Kleinbauern bei ihrem Kampf gegen die von britischen Landbesitzern auferlegte Anbaupflicht von Indigo-Pflanzen. Nach Gandhis Rückkehr aus Südafrika war dies die erste von zahlreichen gewaltlosen Protestaktionen auf indischem Boden.
Während er in Champaran für die Rechte der Indigo-Bauern stritt, bemühte sich Gandhi auch um die Entwicklung der Region. Dabei folgte er seiner Vision einer indischen Selbstregierung. Die Schule im kleinen Dorf Barharwa Lakhansen war eine der ersten, die er 1917/18 in dieser Region gründete. Gandhi wollte den Analphabetismus bekämpfen und den Menschen Selbstwertgefühl verschaffen.
Gandhi setzte früh auf die Macht der Medien: Die von ihm herausgegebene Wochenzeitschrift "Indian Opinion" war ein wichtiges Sprachrohr im Kampf gegen die Diskriminierung der Inder in Südafrika. In Indien verlegte er seit 1919 die in seiner Muttersprache Gujarati verfasste Zeitschrift "Navajivan" ("Neues Leben"). Weitere Blätter folgten - sie griffen meist wirtschaftliche und soziale Fragen auf.
Von 1936 bis 1946 lebte Gandhi im Sevagram Aschram bei Wardha in Zentralindien. Hier empfing er Gäste und politische Größen aus aller Welt. Seine ehemalige Hütte ist fast im Originalzustand erhalten und zeugt von Gandhis einfacher, auf das Wesentliche reduzierten Lebensweise. Gandhis Motto lautete: "My life is my message!"
Der Sodepur Aschram nördlich von Kolkata wurde 1921 von einem Gandhi-Aktivisten gegründet. Zwischen 1927 und 1947 hielt sich Gandhi dort immer wieder für längere Zeit auf und traf sich mit führenden Politikern. Von hier brach er am 6. November 1946
nach Noakhali auf, um dort wütende Unruhen zwischen Moslems und Hindus zu befrieden. Doch die Teilung Indiens war nicht mehr abzuwenden.
Bild: Anja Bohnhof
1946: Dorf Sadhurkhil, Noakhali, Chittagong District, Bangladesch
Im November 1946 reiste Gandhi nach Noakhali im heutigen Bangladesch,
um die grausamen Massaker in dieser Gegend zu beenden. Hintergrund war die zu erwartende Unabhängigkeit Indiens und die damit drohende Teilung des Landes in muslimische und hinduistische Staatsgebiete. Im Alter von 77 Jahren brach Gandhi zu einem beschwerlichen Friedensmarsch durch die unzugängliche Region im Ganges-
Delta auf.
Bild: Anja Bohnhof
1948: Triveni Sangam, Uttar Pradesh, Indien
Nach seinem Tod am 30. Januar 1948 wurde Gandhis Leichnam in
Delhi feierlich verbrannt. Ein großer Teil der Asche wurde am Zusammenfluss des Ganges mit dem Fluß Yamuna und dem mythischen Strom Saraswati beigesetzt. Nach dem Hindu-Glauben geht die Seele eines Verstorbenen hier direkt ins Nirwana ein. Kleinere Mengen Asche wurden zur Verehrung in zahlreiche Städte und
Dörfer Indiens gebracht.
Bild: Anja Bohnhof
2019: Fünf Jahre Tracking Gandhi
Bei ihrer Recherche zu "Tracking Gandhi" besuchte die Dortmunder Fotografin Anja Bohnhof auch den Mahila Aschram in Indien, wo jungen Frauen Bildung und handwerkliche Fähigkeiten vermittelt werden. Bohnhofs Bildband zeichnet ein fotografisches Porträt des indischen Freiheitskämpfers Mahatma Gandhi. Das National Gandhi Museum in New Delhi zeigt ihre Werke ab Oktober 2019.