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PolitikAsien

Indische Bauern treten in den Hungerstreik

14. Dezember 2020

Neun Stunden fasten: Mit dieser Aktion wollen Indiens Landwirte den Druck auf die Regierung verstärken. Die Farmer fürchten, durch eine umstrittene Agrarreform vom Markt gedrängt zu werden.

Indien Shahjahanpur | Bauernproteste | Deregulierung Landwirtschaft
Bild: AP/dpa/picture alliance

Mit einem Hungerstreik haben indische Bauern ihre wochenlangen Proteste gegen eine umstrittene Landwirtschaftsreform fortgesetzt. Die Veranstalter riefen dazu auf, neun Stunden lang zu fasten, wie ein Sprecher der Organisatoren in Neu Delhi mitteilte. An der Aktion beteiligten sich Anführer unterschiedlicher Bauernverbände und Hunderte Farmer. 

Zehntausende Landwirte harren bereits seit November vor der Hauptstadt Neu-Delhi aus und blockieren wichtige Zufahrtsstraßen der 20-Millionen-Einwohner-Metropole.

Bauern befürchten Preisverfall

Auslöser der Proteste ist ein Gesetz, das seit September in Kraft ist. Indiens Landwirte können demnach ihre Produkte überall und an jeden Abnehmer direkt anbieten. Sie müssen nicht mehr über staatlich regulierte Großmärkte gehen. Auf diesen Märkten wurden jedoch auch Mindestverkaufspreise garantiert, worauf sich insbesondere viele Kleinbauern verließen. Nun aber befürchten sie, dass große Agrarkonzerne die Preise drücken könnten. 

Hier kommt kein Fahrzeug mehr durch: Bauern blockieren die Autobahn Delhi-JaipurBild: AP/dpa/picture alliance

Die meisten der Demonstranten in Neu-Delhi stammen aus den nordindischen Bundesstaaten Punjab und Haryana, der Kornkammer Indiens. Ihr Streik wird von Gewerkschaften und mindestens 15 Oppositionsparteien unterstützt.

Regierung: Bauern profitieren von Reform

Es ist einer der größten Proteste in Indien seit Jahren. Verhandlungen zwischen den Bauern und der Regierung unter Ministerpräsident Narendra Modi sind bislang ohne Ergebnis geblieben. Landwirtschaftsminister Narendra Singh Tomar hat den Oppositionsparteien Propaganda gegen die neuen Gesetze vorgeworfen.

Die Regierung argumentiert, die Öffnung des stark regulierten Landwirtschaftssektors für große Supermarktketten und andere private Unternehmen komme vor allem den 150 Millionen Bauern und ihren Familien zugute. Statt ihre Ernte über Mittelsmänner auf den Markt zu bringen, könnten die Landwirte direkt mit den großen Firmen Preise aushandeln.

Die Bauern verweisen hingegen auf das Beispiel im Bundesstaat Bihar, das seinen Markt weitgehend liberalisiert hat - und wo die Produzenten nun ihre Waren mit einem Abschlag von 25 bis 30 Prozent verkaufen müssen.

Die Landwirtschaft trägt etwa 15 Prozent zur Wirtschaftsleistung Indiens bei. Fast die Hälfte aller 1,3 Milliarden Einwohner arbeitet in dem Sektor. Die allermeisten Bauern besitzen weniger als zwei Hektar Land und sind allein logistisch kaum dazu in der Lage, ihre Produkte irgendwo anders als auf lokalen Märkten anzubieten.

mir/sti (rtr, dpa, epd)

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