Indien deutet Bewegung bei Klimagipfel an
27. November 2009"China hat uns einen Weckruf gesandt", sagte der indische Umweltminister Jairam Ramesh der Zeitung "Hindustan Times" vom Freitag (37.11.2009). "Wir müssen nochmals intensiv über unsere Klimastrategie nachdenken und uns um Flexibilität bemühen."
Ramesh nimmt an dem am 7. Dezember in Kopenhagen beginnenden Weltklimagipfel teil, auf dem ein neues Klimaschutzabkommen ausgehandelt werden soll. Bislang hat es Indien abgelehnt, sich auf ein nationales Ziel zur Reduzierung klimaschädlicher CO2-Emissionen festzulegen.
China will Energie sparen
China hatte am Donnerstag angekündigt, durch Energiesparen den Ausstoß an Treibhausgasen drosseln zu wollen. Bis 2020 sollen pro Einheit des Bruttoinlandsprodukts 40 bis 45 Prozent weniger CO2 ausgestoßen werden als im Jahre 2005. Angesichts des erwarteten starken Wirtschaftswachstums in der Volksrepublik bedeutet die angestrebte Reduzierung in absoluten Zahlen keine Verringerung. Der Anstieg der CO2-Emissionen soll dadurch aber wesentlich langsamer ausfallen als bislang.
China emittiert weltweit am meisten CO2. Auf Platz zwei folgen die USA, Indien liegt an vierter Stelle. Die USA hatten am Mittwoch angekündigt, sich beim Klimagipfel auf die Verminderung der Treibhausgas-Emissionen bis 2020 um 17 Prozent gegenüber dem Stand von 2005 verpflichten zu wollen. Das entspricht einer Verringerung von vier Prozent im Vergleich zu den Emissionen von 1990 und bleibt damit weit hinter den Klimazielen der Europäischen Union zurück.
EU fordert Nachbesserungen
Die 27 EU-Staaten wollen den Ausstoß von Treibhausgasen bis 2020 - auf der Basis von 1990 - um 20 oder möglicherweise 30 Prozent verringern. Die EU reagierte denn auch zurückhaltend auf die Ankündigungen aus den USA und China: "Wir hoffen, dass die chinesischen wie auch die amerikanischen Ankündigungen erste Schritte zu weitergehenden Reduzierungen darstellen", erklärten Kommissionschef José Manuel Barroso und der amtierende Ratspräsident, Schwedens Regierungschef Fredrik Reinfeldt.
Deutliche Forderungen gab es beim Gipfeltreffen der Anrainer-Staaten des Amazonas im brasilianischen Manaus: Die reichen Länder müssten ihre Hilfen zur Finanzierung der Bekämpfung des Klimawandels umgehend aufstocken, wenn sie in Kopenhagen einen Erfolg wollten, erklärte Brasiliens Präsident Luiz Inacio Lula da Silva.
Forderung nach Geld für Regenwald
"Ich will nicht, dass uns irgendein Gringo auffordert, einen Bewohner des Amazonas vor Hunger unter einem Baum sterben zu lassen", polterte Lula da Silva."Wir wollen (den Wald) erhalten, aber für die Erhaltung sollen sie den Preis zahlen, weil wir unseren Wald nicht so zerstört haben, wie sie ihren vor einem Jahrhundert." Der französische Präsident Nicolas Sarkozy zeigte als Gast des Gipfels Verständnis: "In Kopenhagen müssen die entwickelten Staaten auch Mittel für die Entwicklungsländer bereitstellen."
Autor: Michael Wehling (dpa, ap, rtr, afp)
Redaktion: Ursula Kissel