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GesellschaftAsien

Indien feiert die milliardste COVID-Impfung

Murali Krishnan
22. Oktober 2021

Indien sieht sich auf gutem Weg, einen vollständigen Impfschutz zu erreichen. Lieferkettenprobleme sind offenbar gelöst, bleibt noch Überzeugungsarbeit. Murali Krishnan aus Neu Delhi.

Indien Corona-Pandemie | 1 Milliarde Impfdosen verabreicht
Krankenschwestern stellen sich zur Feier des Impf-Erfolgs zur Repräsentation einer indischen Gottheit auf Bild: Manjunath Kiran/AFP

Indien feierte am Donnerstag (21.10.) die Verabreichung von einer Milliarde Impfdosen zum Schutz vor COVID-19 seit Beginn der Impfkampagne Mitte Januar 2021. Damit haben nach Angaben des indischen Gesundheitsministeriums drei Viertel der 944 Millionen zählenden erwachsenen Bevölkerung Indiens eine Erstimpfung erhalten, allerdings erst 30 Prozent eine zweite.

Zu diesem Anlass besuchte Premierminister Narendra Modi das staatliche Ram Manohar Lohia-Krankenhaus in Neu Delhi und tauschte sich dort mit dem medizinischen Personal aus. Das Gesundheitsministerium initiierte zur Würdigung des Erfolgs musikalisch untermalte Feierlichkeiten im ganzen Land sowie Illuminationen von nationalen Denkmälern. Modi teilte auf Twitter mit: "Wie erleben hiermit einen Triumph des indischen Forschungsgeistes und Unternehmertums und des Gemeinschaftssinns von (1,3 Milliarden) Indern."

Schwerer Weg zurückgelegt

Die Impfkampagne begann am 16. Januar 2021, mit Priorität für Mitarbeiter des Gesundheitswesens. Am 1. März wurde die Kampagne auf alle 60-Jährigen und Älteren und auf 45-Jährige und Ältere mit Vorerkrankungen ausgeweitet. Die nächste Phase begann am 1. April mit der Ausweitung auf alle, die 45 Jahre und älter waren. Vom 1. Mai konnten dann alle über 18 Jahre eine Impfung erhalten.

Allerdings litt Indien während des Höhepunkts der Seuche im Frühjahr 2021 unter gravierendem Mangel an Impfdosen, während täglich teilweise über 300.000 Neuinfektionen registriert wurden. Tägliche starben Tausende von Menschen an COVID, so dass Krematorien überlastet waren und Leichen an den Ufern der Flüsse angeschwemmt wurden. "Kaum jemand von uns hatte jemals mit einer Pandemie zu tun, so dass es nicht einfach war, Vorbereitungen und Maßnahmen zu organisieren", sagt die Infektiologin Priscilla Rupali vom Christian Medical College im Bundesstaat Tamil Nadu.

"Wir haben jetzt eine bedeutende Wegstrecke mit Hilfe vieler Menschen zurückgelegt", sagte N.K. Arora, Leiter der nationalen Beraterkommission für die COVID-Impfkampagne, gegenüber der DW. Jetzt gehe es darum, die restlichen 25 Prozent zu impfen. "Das ist keine einfache Aufgabe. Wir mussten viel Arbeit vor Ort leisten, um unbegründete Ängste zu zerstreuen", berichtet Priscilla Rupali.

Eine Festivalsaison im Schatten von Corona

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Fokus auf Zweitimpfung

Fast 90 Prozent der in Indien verimpften Dosen unter dem Produktnamen "Covishield" stammen vom Hersteller "Serume Institute" in der westindischen Stadt Pune. Der Impfstoff "Covaxin" des Herstellers Bharat Biotech aus Hyderabad blieb mit seinen Lieferungen hinter den Erwartungen zurück.

In den vergangenen drei Monaten konnten die anfänglichen Lieferprobleme weitgehend gelöst werden. Standen am Anfang der zweiten Welle im März nur 3000 Impfzentren zur Verfügung, so gibt es davon inzwischen fast 100.000 in Indien. Jetzt muss die Regierung laut Gesundheitsexperten den Zweitimpfungen Priorität einräumen. Der Abstand zwischen teilweise und vollständig Geimpften ist in Indien besonders groß und versetzt die Gesundheitspolitiker in Sorge angesichts der offiziellen 450.000 Todesfälle aufgrund von COVID-19.

Süßigkeitengabe zur ImpfungBild: Sam Panthaky/AFP

Immerhin konnte in der vergangenen Woche der Trend einer höheren Verabreichung von Erst- als Zweitimpfungen gestoppt werden. Gesundheitsminister Rajesh Bhushan hat in Kooperation mit den Bundestaaten die Initiative ergriffen, um die Bürger zur Vervollständigung ihres Impfschutzes zu ermutigen; insbesondere sollten sich die Bundesstaaten auf Regionen mit ausgeprägter Impfmüdigkeit konzentrieren.  

"25 Millionen Impfungen zum Geburtstag von Modi"

"In jedem Land ist das letzte Stück des Weges das schwierigste", sagte Epidemiologe Giridhar Babu gegenüber der DW. "Auch die USA und andere Industrieländer haben Schwierigkeiten, vollständige Durchimpfung zu erreichen. Es ergibt also keinen Sinn, eine willkürliche landesweite Frist dafür zu setzen." Babu plädierte statt dessen dafür, auf lokaler Ebene die Anstrengungen zu verstärken und sich auf schwer zu erreichende Gruppen und Regionen zu konzentrieren, auch wenn das etwas länger dauern sollte.

Politisches Kapital aus der Eine-Milliarde-Marke lässt sich Premier Modi nicht entgehen. Bild: Ajit Solanki/AP Photo/picture alliance

Die Regierung hat das Ziel ausgegeben, bis Ende des Jahres der gesamten erwachsenen Bevölkerung vollen Impfschutz zu ermöglichen. Dafür müssten 900 Millionen Dosen verabreicht werden. Vineeta Bal vom Nationalen Institut für Immunologie sagte dazu gegenüber der DW: "Am Geburtstag von Premierminister Modi, dem 17. September, haben wir in Indien 25 Millionen Impfungen geschafft. Ich schlage vor, dass wir jeden Tag den Geburtstag eines Inders oder einer Inderin zum Anlass für ebenfalls 25 Millionen Impfungen nehmen, bis das Ziel erreicht ist. Es ist nur zu begrüßen, dass wir über die Infrastruktur für eine solche Leistung verfügen."

Frühjahr 2022 angepeilt

Srinath Reddy, Präsident der Public Health Foundation of India, äußerte sich gegenüber der DW etwas zurückhaltender, was den Zeitrahmen für einen vollständigen landesweiten Impfschutz betrifft: "Da der Schutz durch eine Erstimpfung oder eine überstandene Infektion schwindet, müssen wir dafür sorgen, dass alle in Frage kommenden Personen bis zum Ende des ersten Quartals des kommenden Jahres eine Zweitimpfung erhalten. Dabei ist auch zu beachten, dass Indien wieder Impfstoffe exportiert, und dass auch die Inder unter 18 Jahren wahrscheinlich geimpft werden."

Der Impferfolg wird auch in der Luftfahrt gefeiert Bild: Manish Swarup/AP Photo/picture alliance

Für die Gruppe der 12-18-Jährigen erhielt ein neuer Impfstoff des Pharmakonzerns Zydus Cadila eine Notfallzulassung durch die indische Arzneimittelbehörde. Über 40 Prozent der 1,3 Milliarden Inder, also rund 530 Millionen, sind jünger als 18 Jahre. Das Präparat wird mit einer besonderen Technik ohne Injektionsnadel unter die Haut gebracht. 

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