Wenn die Sonne über Mumbai untergeht, beginnt für Amruta Mane und ihre "Women on Wheels"-Crew die Zeit der Freiheit. Auf ihren Motorrädern erkunden sie die Megacity bei Nacht - laut, lebendig und voller Energie. Was vor wenigen Jahren noch undenkbar war, ist heute Realität: Frauen, die selbstbewusst und unabhängig durch die Straßen fahren, sich Raum nehmen in einer Gesellschaft, die sie lange auf häusliche Rollen beschränkte. Amruta ist die Anführerin der Gruppe, eine Frau mit Visionen und Mut. Ihre Tour führt vorbei an kolonialen Gebäuden und dem Ambani-Haus, Symbol für Reichtum und Macht, doch ihre Geschichte beginnt ganz woanders.
Von der Brücke zum Bikerleben
Amruta stammt aus einfachen Verhältnissen. Ihr Vater kam als Waisenkind nach Mumbai, lebte unter Brücken, kämpfte ums Überleben. Ihre Mutter arbeitete als Hausmädchen, beide Eltern investierten alles in die Bildung ihrer Kinder. Heute arbeitet der Bruder als Social Media Manager für die größten Sportclubs, doch Amruta ist die wahre Pionierin: Mit 21 gründete sie "Women on Wheels", eine Motorradfahrschule nur für Frauen. Inzwischen betreibt sie vier Schulen, hat über 5000 Frauen ausgebildet - darunter auch Polizistinnen. Ihre Mission geht weit über das Fahren hinaus: Sie will Frauen stärken, ihnen Unabhängigkeit und Selbstvertrauen geben.
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Mumbai als Motor des Wandels
Amruta und ihre Familie stehen für das neue Mumbai, für eine Stadt, die trotz aller Gegensätze Hoffnung schenkt. Ihre Geschichte zeigt, wie Wandel möglich ist, wenn Mut, Bildung und Gemeinschaft zusammenkommen. Die Motorräder sind dabei mehr als Fortbewegungsmittel: Sie sind Symbole für Freiheit, Selbstbestimmung und den Aufbruch in eine gerechtere Gesellschaft. Wer mit Amruta durch die Nacht fährt, spürt: Diese Fahrt ist erst der Anfang.