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Die Mutter aller Kricket-Duelle

Kalika Mehta
20. Oktober 2022

Mehr sportliche Rivalität geht nicht: Bei der Kricket-WM in der Spielvariante T20 treffen Indien und Pakistan aufeinander. Das Duell der Teams beider Länder ist historisch und politisch aufgeladen.

Rohit Sharma David Willey Cricket
Führt Indiens Team zum ersten Mal als Kapitän bei einer WM an: Rohit Sharma Bild: Andrew Fosker/Shutterstock/IMAGO

"Wenn die größten Rivalen aufeinanderprallen, steht die Welt still", poltert Schauspieler Dwayne, "The Rock", Johnson in einem Werbespot für das mit großer Spannung erwartete Spiel bei der bevorstehenden T20-Kricket-Weltmeisterschaft.

"Das ist mehr als nur ein Kricket-Match. Es ist Zeit für Indien gegen Pakistan!"

Die Stimme des weltweit bekannten Hollywood-Stars soll der Partie noch mehr Dramatik verleihen. Doch eigentlich braucht dieses Duell keinen zusätzlichen Hype.

Das Aufeinandertreffen der beiden größten Kricket-Rivalen ist immer ein Ereignis. Nie donnern die Trommeln der Fans lauter. Der Lärm in und um das Stadion ist schon viele Stunden vor der Partie ohrenbetäubend, und die Raserei steigert sich noch, wenn die Spieler aufs Feld kommen.

Innerhalb von fünf Minuten waren die Tickets für das Aufeinandertreffen in der Gruppenphase der WM in Melbourne am Sonntag vergriffen. Über 90.000 Zuschauer werden erwartet. Allerdings sorgt die Wettervorhersage, die eine Regenwahrscheinlichkeit von 80 bis 90 Prozent prognostiziert, für Kopfzerbrechen - eine Verschiebung droht. 

Das Duell bei der T20-WM - bei dieser noch jungen Form des Krickets ist die Zahl der Würfe und damit die Spielzeit enger begrenzt ist - ist bereits der 14. Vergleich zwischen Indien und Pakistan bei Weltmeisterschaften. 

Politische Spannungen führen zu sportlicher Eiszeit

Trotz des riesigen Interesses an der Sportart in beiden Ländern sind sich Indien und Pakistan seit 2013 nur bei offiziellen Turnieren des International Cricket Committee (ICC) oder während des Asien-Pokals begegnet.

Hintergrund sind die Terroranschläge von Mumbai 2008: Mutmaßlich von Pakistan unterstützte islamistische Terroristen verübten koordinierte Attacken in Indien, bei denen 175 Menschen starben. Wegen der politischen Spannungen gab es seither nur eine Test-Serie beider Länder, bei der Pakistan im Dezember 2012 bis Januar 2013 Indien besuchte.

In diesem Licht betrachtet, scheint es kein Zufall, dass beide Länder bei offiziellen Turnieren auffällig häufig aufeinandertreffen, zumal der Kricket-Weltverband von der aus den Reibungen resultierenden Popularität profitieren möchte. Gleich bei fünf der jüngsten WM-Turniere wurden die starken Teams in derselben Gruppe platziert. Im August beim Asien-Cup in den Vereinigten Arabischen Emiraten gab es zwei Spiele. In der Gruppenphase gewann Indien, in der Runde der letzten Vier dagegen hatte Pakistan die Nase vorn, verlor danach allerdings das Finale gegen Sri Lanka.

Die jetzt laufende WM im Lande von Titelverteidiger Australien sollte im Jahr 2020 stattfinden, doch aufgrund der COVID-19-Pandemie wurde das Turnier um zwei Jahre verschoben. Das Duell der beiden Länder vom Subkontinent ist das erste Highlight.

"Indien gegen Pakistan ist enorm wichtig", sagte der ehemalige australische Kricketspieler Mel Jones in einem Video des Veranstalters vor dem Turnier. "Als die Tickets in Australien in den Verkauf gingen, waren sie in wenigen Minuten ausverkauft. Allen in Australien war bewusst: Bei der WM kommen die großen Jungs in die Stadt."

Pakistans Kapitän Barbar Azam: "werden alles geben!"Bild: Action Plus/imago images

"Das ist meine erste Weltmeisterschaft als Kapitän, also bin ich ziemlich aufgeregt. Wenn wir gegen Pakistan spielen, ist es außerdem immer ein Klassiker", sagte der indische Kapitän Rohit Sharma vor Beginn des Turniers, "die Atmosphäre ist einzigartig."

Sein Gegenüber, Pakistans Kapitän Babar Azam, fügte hinzu: "Jedes Spiel gegen Indien ist ein Wettkampf mit hoher Intensität. Die Fans warten auch darauf. Auf dem Feld genießen wir es sehr und werden alles geben."

Negative Seiten der Begeisterung

Bei Spielen zwischen Indien und Pakistan sind die Zuschauer oft so laut, dass die Akteure Schwierigkeiten haben, sich über den Lärm hinweg zu verstehen. Geht eine Partie verloren, sehen sich die Spieler häufig heftigen Anfeindungen ausgesetzt.

Fans beider Teams verbrennen zuweilen nach Niederlagen Bilder von Spielern oder bewerfen deren Häuser mit Steinen und Farbe. Nach der Niederlage Indiens gegen Pakistan im Eröffnungsspiel der T20-Weltmeisterschaft 2021, wurde Bowler Mohammad Shami, der einzige muslimische Spieler in Indiens Startelf, in den sozialen Medien heftig beschimpft, wegen seines Glaubens angefeindet und als "Verräter" bezeichnet.

Shami erhielt viel Unterstützung von aktiven und ehemaligen indischen Spielern, darunter Kricket-Legende Virender Shewag, der ihn auf Twitter verteidigte.

Trotz solcher negativer Auswüchse warten hunderte Millionen Menschen mit viel Vorfreude auf das Spiel am Sonntag. Erwartet wird ein neuer Zuschauerrekord. 225 Millionen Menschen verfolgten das jüngste Aufeinandertreffen im August im TV. Das nächste Kapitel dieser Kricket-Rivalität wird wohl noch mehr vor den Fernseher locken.

Dieser Text wurde von Jens Krepela aus dem Englischen adaptiert.

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