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Indien: Lebenslange Haft nach Mord an Krankenhausärztin

20. Januar 2025

Der Tod einer angehenden Ärztin in der Millionenstadt Kolkata hatte eine Welle von Protesten in Indien ausgelöst. Jetzt wurde das Strafmaß für den Angeklagten verkündet.

In Kolkata, Indien fahren zwei Polizeiwagen an eine Menschenmenge und an Fotografen vorbei auf dem zu einem Gefängnis
Der Urteilsspruch erging nach indischen Medienberichten unter hohen Sicherheitsvorkehrungen: Fast 500 Polizisten seien rund um das Gericht im Einsatz gewesen, meldete die "Hindustan Times"Bild: Samir Jana/Hindustan Times/Sipa USA/picture alliance

Nach der Vergewaltigung und Tötung einer Ärztin in einem Krankenhaus in Indien ist ein 33-Jähriger zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Der Richter, der den Angeklagten bereits am Samstag schuldig gesprochen hatte, sagte bei der Verkündung des Strafmaßes am Montag, die Todesstrafe sei in dem Fall nicht gerechtfertigt. Die Familie des Opfers äußerte sich schockiert.

Der Angeklagte beteuerte seine Unschuld

Die 31-jährige Ärztin in Ausbildung war am 9. August 2024 in einem staatlichen Krankenhaus in Kolkata (früher: Kalkutta) tot und halbnackt entdeckt worden. Sie wurde im Seminarraum des Lehrkrankenhauses aufgefunden, wo sie sich offenbar während einer 36-Stunden-Schicht ausgeruht hatte. Eine Autopsie bestätigte, dass die Frau vergewaltigt wurde.

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Der 33-Jährige, ein ehrenamtlicher Mitarbeiter des Krankenhauses, wurde einen Tag nach dem Fund der Leiche festgenommen und als einziger Verdächtiger angeklagt und vor Gericht gestellt. Im Prozess beteuerte er laut dem Sender NDTV wiederholt seine Unschuld, und behauptete, hereingelegt worden zu sein, damit er als Mörder dasteht. Die Familie der getöteten Ärztin ging von einer Gruppenvergewaltigung aus.

Gerichtsverfahren ziehen sich oft jahrelang hin

Das Verbrechen hatte im bevölkerungsreichsten Land der Welt eine Welle von Protesten sowie Streiks von Medizinerinnen und Medizinern ausgelöst. Die Klinikbeschäftigten forderten vor allem bessere Sicherheitsvorkehrungen in staatlichen Krankenhäusern.

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04:00

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Demonstranten und die Familie des Opfers hatten nach dem Schuldspruch die Todesstrafe für den Angeklagten gefordert. Einfache Menschen würden "das Vertrauen in die Justiz verlieren, wenn er nicht die Todesstrafe bekommt", sagte die Mutter der getöteten Ärztin. Der Vater des Opfers fügte hinzu: "Er hat das Leben unserer Tochter brutal ausgelöscht. Er hat das gleiche Schicksal verdient."

Für indische Verhältnisse waren die Ermittlungen und das Gerichtsverfahren in dem Fall sehr schnell abgeschlossen worden. Verurteilungen wegen Vergewaltigungen sind in dem Land weiterhin selten, die Gerichtsverfahren ziehen sich oft jahrelang hin.

Im Schnitt fast 90 Vergewaltigungen pro Tag     

Sexualisierte Gewalt gegen Frauen ist in Indien weit verbreitet. 2022 wurden in dem Land mit 1,4 Milliarden Einwohnern im Schnitt fast 90 Vergewaltigungen pro Tag gezählt. Wegen der Stigmatisierung der Opfer und mangelnden Vertrauens in Polizei und Justiz werden viele Fälle gar nicht angezeigt.     

Vergewaltigung: Indien lässt Opfer im Stich

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2012 hatte die Gruppenvergewaltigung einer indischen Studentin in Neu Delhi weltweit für Entsetzen gesorgt. Die 23-jährige Jyoti Singh wurde in einem Bus von fünf Männern und einem Jugendlichen angegriffen, vergewaltigt und mit einer Eisenstange misshandelt. Danach warfen die Männer ihr Opfer schwer verletzt aus dem Bus. Die junge Frau erlag später in einem Krankenhaus ihren Verletzungen.

pg/wa (afp, epd, dpa)