Indien weist ausländische Fluthilfen ab
23. August 2018Indien will keine ausländischen Hilfsgelder annehmen, um die Schäden der Überschwemmungen im Bundesstaat Kerala zu beseitigen. Die Regierung wies ein Angebot der Vereinigten Arabischen Emirate zurück, die 100 Millionen US-Dollar für einen Hilfsfonds bereitstellen wollten. Weitere fünf Millionen Dollar hatte der Golfstaat Katar in Aussicht gestellt. Viele Menschen aus Kerala leben und arbeiten in der Golfregion. Auch die nahe gelegenen Malediven wollten sich finanziell beteiligen.
Die Regierung lehnt ab - trotz Bedarfs
Das indische Außenministerium erklärte, die indische Regierung schätze die Angebote mehrerer Länder sehr. "Im Einklang mit der bisherigen Linie engagiert sich die Regierung, den Bedarf für Hilfs- und Ausgleichszahlungen aus eigener Kraft zu decken." Auch nach einem Tsunami im Jahr 2004 nahm das Land keine ausländischen Hilfszahlungen an.
Schätzungen der Regierung des Bundesstaats veranschlagen die Schäden auf umgerechnet rund drei Milliarden US-Dollar. Davon soll nach einem Vorschlag des Ministerpräsidenten Pinarayi Vijayan die Regierung in Neu-Delhi 375 Millionen übernehmen. Das von Premierminister Narendra Modi in Aussicht gestellte staatliche Hilfspaket umfasst bislang jedoch nur rund 85 Millionen US-Dollar. Modi sagte zu, diesen Betrag aufzustocken.
Kritik aus Kerala
Für die Absage erntete Modi Unverständnis aus der Flutregion: "Die Entscheidung ist sehr enttäuschend für die Bevölkerung von Kerala", schrieb der Vorsitzende des Regionalparlaments und ehemalige Ministerpräsident, Oommen Chandy, in einem offenen Brief an Modi. "Gesetze sollten dazu da sein, das Leiden der Bevölkerung zu beenden. Wenn es irgendeinen Hinderungsgrund für die Annahme ausländischer Hilfsgelder gibt, beschäftigen Sie sich bitte ernsthaft mit dem Thema und treffen Sie geeignete Anpassungen."
420 Menschen starben in der Flut
Seit Juni sind bei dem außerordentlich starken Monsunregen rund 420 Menschen gestorben. Besonders in den vergangenen Wochen haben starke Regenfälle große Teile des Bundesstaats an der Westküste überflutet. 1,3 Millionen Menschen mussten ihre Häuser verlassen und eine der 3300 Notunterkünfte aufsuchen. Dutzende Helikopter und Drohnen sind im Dauereinsatz, um abgeschnittene Dörfer mit Lebensmitteln, Trinkwasser und Medizin zu versorgen. Seit Wochenbeginn sanken die Pegelstände wieder und viele Menschen konnten in ihre Häuser zurückkehren. Viele von ihnen fanden dort laut Berichten nicht nur Schlamm vor, sondern auch Schlangen, in einem Haus hatte sich sogar ein Krokodil eingenistet.
ehl/kle (rtr, afp, dpa)