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PolitikIndien

Indien nach Vergewaltigung und Tötung von Ärztin in Aufruhr

Veröffentlicht 16. August 2024Zuletzt aktualisiert 16. August 2024

Die 31-jährige Medizinerin war ermordet in einem Krankenhaus aufgefunden worden. Ihr Körper war furchtbar zugerichtet. Das Gewaltverbrechen sorgt in Indien für landesweites Entsetzen und Empörung.

Brennende Kerzen und ein Schild mit der englischen Aufschrift: Wir wollen Gerechtigkeit, Sicherheit, Schutz
"Wir wollen Gerechtigkeit, Sicherheit, Schutz" heißt es bei einer Kundgebung im Gedenken an die ermordete Ärztin Bild: Satyajit Shaw/DW

Nach der Vergewaltigung und Ermordung einer Ärztin in Indien haben ihre Kolleginnen und Kollegen landesweit ausgeweitete Streiks angekündigt. "Wir verstärken unsere Proteste, um Gerechtigkeit für unsere Kollegin zu fordern", betonte Suvrankar Datta, Arzt am staatlichen AIIMS-Krankenhaus in der Hauptstadt Neu Delhi. Der Ärzteverband IMA rief für Samstag zu einer 24-stündigen "landesweiten Einstellung der Dienste" in Privatkliniken auf. Am Montag hatten die Beschäftigten staatlicher Krankenhäuser in mehreren Regionen Indiens bereits einzelne Abteilungen bestreikt. 

Die 31-jährige Ärztin war am 9. August tot in einem staatlichen Krankenhaus in der Stadt Kolkata (früher Kalkutta) im Nordosten des Landes aufgefunden worden. Ihr Körper war brutal zugerichtet worden. Eine Autopsie bestätigte, dass die Frau vergewaltigt worden war. Ihre Familie ging nach Angaben des indischen Fernsehsenders NDTV von einer Gruppenvergewaltigung aus.

Ein Verdächtiger festgenommen

Das Verbrechen löste landesweit Proteste aus. Tausende Ärztinnen und Ärzte sowie Gruppen von Frauen demonstrierten mehrfach gegen Gewalt. Auch an diesem Freitag marschierten wieder Zehntausende Menschen in verschiedenen Städten durch die Straßen und verlangten Gerechtigkeit. Beklagt wurde auch die mangelnde Sicherheit von Mitarbeitenden im Gesundheitsbereich sowie von Frauen, die nachts arbeiten. In Kolkata warfen die Protestierenden den Behörden vor, nicht gründlich genug zu ermitteln. Die Polizei hat bislang einen Verdächtigen festgenommen.

Zahllose Ärztinnen und Ärzte sowie Studenten protestierten mit einem Schweigemarsch am Donnerstag in Kolkata gegen das Gewaltverbrechen Bild: Dibyangshu Sarkar/AFP/Getty Images

Indiens Regierungschef Narendra Modi forderte am Donnerstag, das Verbrechen rasch aufzuklären. "Monströses Verhalten gegenüber Frauen sollte hart und schnell bestraft werden", erklärte Modi. Unter dem Druck massiver Proteste gegen den unzureichenden Schutz von Frauen vor sexuellen Übergriffen hatte die Regierung in den vergangen Jahren die Strafen für Vergewaltigungen verschärft. Im Zuge einer Strafrechtsreform kann eine Vergewaltigung nun auch mit der Todesstrafe geahndet werden.

Sexualisierte Gewalt in Indien weit verbreitet

Sexualisierte Gewalt gegen Frauen ist in Indien nach wie vor weit verbreitet. 2022 wurden in dem Land mit 1,4 Milliarden Einwohnern im Durchschnitt fast 90 Vergewaltigungen pro Tag gezählt. Wegen der Stigmatisierung der Opfer und einem mangelnden Vertrauen in Polizei und Justiz werden viele Fälle jedoch nicht angezeigt. Verurteilungen wegen Vergewaltigungen sind weiterhin selten, die Gerichtsverfahren ziehen sich oft jahrelang hin.

Indiens Regierungschef Narendra Modi ließ die Strafen für Vergewaltigung verschärfen - in der Praxis brachte das nicht viel Bild: Adnan Abidi/REUTERS

Der jetzige Fall weckt auch Erinnerungen an das Jahr 2012. Damals hatte die brutale Gruppenvergewaltigung einer indischen Studentin in Neu Delhi weltweit für Entsetzen gesorgt. Die 23-jährige Jyoti Singh wurde in einem Bus von fünf Männern und einem Jugendlichen angegriffen, vergewaltigt und mit einer Eisenstange misshandelt. Danach warfen die Männer ihr Opfer schwer verletzt aus dem Bus. Die junge Frau erlag später in einem Krankenhaus ihren Verletzungen.

se/fab (afp, rtr, dpa)