Indien: Können solarbetriebene Kühlhäuser die Ernte retten?
22. August 2025
An einem warmen Nachmittag in Bihar, einem Bundesstaat im Nordosten von Indien, steht Bauer Rakesh Kumar auf seinem Kartoffelfeld und betrachtet die einst vielversprechenden Furchen. Kumar, ein Kleinbauer, baut auch Weizen und Mais an, doch es sind die Kartoffeln – ein Grundnahrungsmittel der Agrarwirtschaft Bihars –, die über Erfolg oder Misserfolg seiner Saison entscheiden.
"Manche behalten wir zum Essen, manche verkaufen wir und manche heben wir für die Aussaat im nächsten Jahr auf", sagte er der DW. "Manche lagern wir auch in Kühlhäusern, aber das ist teuer."
Wenn keine Lagermöglichkeiten vorhanden sind, verrottet bis zu einem Drittel seiner Ernte. "Oft sind wir gezwungen, unsere Produkte zu entsorgen", sagte Kumar.
In Indien fordern die unzureichende Kühlketten-Infrastruktur und die sengende Hitze einen hohen Tribut von den Landwirten. Jüngsten Berichten zufolge verderben etwa 25–35 Prozent des Obstes und Gemüses, bevor es den Markt erreicht. Nur etwa 6 Prozent der Produkte werden in Kühlketteneinrichtungen transportiert. Diese Verluste belaufen sich auf rund 11,5 Milliarden US-Dollar (9,84 Milliarden Euro) pro Jahr.
Solarenergie zur Vermeidung von Stromausfällen
Dieselbe Wärme, die diese immense Lebensmittelverschwendung verursacht, kann nun auch zur Konservierung von Lebensmitteln in solarbetriebenen Kühlhäusern genutzt werden. Eines der Unternehmen, Inficold India Private Limited, betreibt bereits über 500 Anlagen in ganz Indien, darunter Dutzende in Bihar.
"Landwirte können ihre Produkte nun mehrere Wochen lang frisch lagern und verkaufen, wenn die Marktpreise besser sind", sagte ein Unternehmenssprecher der DW. "Das hilft ihnen, mehr zu verdienen und Lebensmittelverderb zu reduzieren."
In Regionen wie Bihar, wo die Temperaturen regelmäßig über 45 Grad Celsius steigen und fast 80 Prozent der Bevölkerung von der Landwirtschaft lebt, versprechen Befürworter dieser Technologie den Landwirten die Möglichkeit, hochwertige verderbliche Lebensmittel wie Gemüse, Obst, Milch oder Fisch selbst zu lagern.
Sie betonen zudem die Vorteile von Kühlhäusern, die weder auf teuren und umweltschädlichen Diesel angewiesen sind noch an das unzuverlässige zentrale Stromnetz angeschlossen werden müssen.
Energieexperte Anik Chanda stimmt dem zu, dass solare Kältespeicher vielversprechend sind, glaubt aber, dass ihr Erfolg von der Umsetzung vor Ort abhängt. "Sie muss gemeindebasiert sein", sagte er der DW.
"Ein Kleinbauer kann es sich nicht leisten, allein ein Kältelager einzurichten. Wenn sich fünf oder sechs Landwirte eines teilen, ist es rentabel." Er fügte hinzu, dass Speichercontainer – kompakte sechs bis zwölf Meter große Einheiten – bei strategischer Platzierung auch den Energiebedarf eines ganzen Dorfes decken können.
"Lassen Sie NGOs, technische Unternehmen und die Regierung mit den Landwirten zusammenarbeiten. Übernehmen Sie Verantwortung, dann wird es funktionieren", sagte er.
Solarmodule reichen nicht aus
Mukund Singh, der eines von 25 Kühlhäusern in der Stadt Begusarai in Bihar betreibt, sieht das Problem der Lebensmittelverschwendung anders. "Es gibt hier mehr als genug Kühlhäuser", sagte er. "Das Problem ist nicht die Lagerung, sondern die Wirtschaftlichkeit. Kleinbauern können sich das nicht leisten, und das ist die bittere Wahrheit."
Singh berichtet, dass das Geschäft in seiner Anlage aufgrund steigender Stromrechnungen unmöglich geworden sei. Um Kosten zu senken, installierte er Solarmodule und erhält nun staatliche Förderung. Dennoch ist er nicht überzeugt, dass Solarenergie konventionellen Strom vollständig ersetzen kann.
"Solarenergie hat mir geholfen, meine Energiekosten etwas zu senken", sagte Singh. "Aber es reicht nicht aus, um einen großen Unterschied zu machen. Meine Rechnungen sind immer noch hoch, und die Einsparungen kommen nicht wirklich bei den Bauern an."
Bihar bietet Subventionen
Landwirte, die sich keine Kühllager leisten können oder die Transportkosten scheuen, haben oft keine andere Wahl, als ihre Ernte verrotten zu lassen.
Die indischen Behörden fördern derzeit mehrere staatliche und bundesstaatliche Programme für Solarkühlhäuser. Im vergangenen Jahr schrieb die Bihar Renewable Energy Development Agency (BREDA) Solarkühlraumanlagen aus, die mit 50 Prozent bezuschusst werden.
Das bedeutet: Landwirte (oder die ausführenden Stellen) tragen die Hälfte der Installationskosten, den Rest übernimmt der Staat. Die Umsetzung war bisher jedoch inkonsistent.
"Der Mangel an technischen Standards war das Haupthindernis für die Verbreitung solcher Technologien", sagte der Inficold-Vertreter. "Mit den neuen Richtlinien des Landwirtschaftsministeriums wird jedoch mit einer zunehmenden Akzeptanz gerechnet."
Die Regierung hat außerdem begonnen, Solarkühlhäuser über Genossenschaften zu fördern, insbesondere in Distrikten wie Nalanda, Vaishali und Samastipur, wo Gemüse wie Tomaten, Blumenkohl und Auberginen bei sommerlichen Spitzentemperaturen schnell verderben.
"Man braucht nur Platz"
Kühlhausbetreiber Mukund Singh glaubt, dass die Ausweitung von Solarprojekten ihm Kostensenkungen ermöglichen und seine Preise letztlich um ein Drittel reduzieren könnte.
Er warnt jedoch davor, dass eine vollständige Umstellung auf Solarenergie erhebliche Vorabinvestitionen erfordere. Und es ist auch kein Verlass auf eine stets für den Betrieb ausrechende Sonneneinstrahlung. Derzeit arbeiten die meisten Anlagen daher mit Hybridmodellen.
Andere sehen in Solartechnologien ein noch größeres Potenzial. Alok Kumar, Leiter von Solar Bihar, sagte, die Umstellung könne die Stromrechnungen von Kühlhäusern um 80 bis 95 Prozent senken und selbst abgelegenen Gebieten ohne Netzanschluss einen unabhängigen Betrieb ermöglichen.
"Selbst wenn man nicht am Netz hängt, kann man tagsüber Solarstrom und nachts Batterien nutzen", sagte er. "In Begusarai haben wir rund 300 Sonnentage im Jahr", fügte Kumar hinzu. "Solarenergie ist also absolut machbar, selbst für größere Systeme wie Kühlhäuser. Man braucht nur Platz."
Kühllagerung in einer sich erwärmenden Welt
Mit der globalen Erwärmung wird es immer wichtiger, Indiens sengende Hitze zu einem Vorteil zu machen. Studien schätzen, dass die landwirtschaftlichen Erträge des Landes bis 2030 aufgrund extremer Wetterbedingungen um bis zu 25 Prozent zurückgehen könnten.
Gleichzeitig sagte der Experte für erneuerbare Energien Anik Chanda, dass solarbetriebene Systeme die Lebensmittelverschwendung um bis zu 40 Prozent reduzieren könnten.
Chanda nennt Auberginen als Beispiel für große Verluste. "Sie liegen oft tagelang im Freien, bevor sie auf den Markt kommen – bis dahin ist die Hälfte bereits verdorben", sagte er. "Kühllagerung in der Nähe des Bauernhofs verbessert sowohl die Frische als auch den Gewinn."
Er forderte die "Panchayats" – Indiens lokale Verwaltungsräte – auf, einzugreifen, Selbsthilfegruppen zu unterstützen und den Einsatz vor Ort zu überwachen.
"Innovation muss auch den letzten Landwirt im letzten Dorf erreichen", fügte Chanda hinzu, "damit die Vorteile der Kühllagerung voll ausgeschöpft werden."
Bis dahin müssen Bauern wie Rakesh Kumar weiterhin aus eigener Tasche zahlen – und jedes Jahr darauf hoffen, dass ihre Ernte genug Gewinn bringt, bevor sie in der Hitze verdirbt.
Aus dem Englischen adaptiert von Shabnam von Hein
Die Berichterstattung zu diesem Artikel wurde durch ein Stipendium des Earth Journalism Network (EJN) unterstützt.