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BildungIndien

Indien: Studierende suchen nach Bildungschancen in Europa

Pooja Yadav
30. Juli 2024

Europa und Indien wollen im Hochschulbereich enger zusammenarbeiten. Immer mehr junge Menschen aus Indien studieren mit einem EU-Stipendium in Europa.

Symbolbild | Studieren in Deutschland: Ein voller Hörsaal an der Universität Köln
Voller Hörsaal: Unter den Studierenden in Europa befinden sich immer mehr junge Menschen aus IndienBild: Christoph Hardt/Geisler-Fotopress/picture alliance

Abhishek Kumar hatte sieben Jahre lang für die indische Regierung und die indische Zentralbank gearbeitet, als ihm klar wurde, dass er eine internationale Karriere anstreben wollte.

"Ich hatte immer das Gefühl, hinter einer Glaswand zu sitzen. Ich will aber mehr mit der Welt verbunden sein", sagte er der DW.

Im Jahr 2022 erhielt Kumar ein Stipendium vom EU-Programm "Erasmus Mundus Joint Master's Degree", kurz EMJMD. Er verließ seine Heimatstadt Mumbai, um Finanzjournalismus an der City University of London in England zu studieren. Großbritannien ist zwar kein EU-Mitglied mehr, aber dennoch in begrenztem Umfang am EMJMD-Programm beteiligt.

"Die Qualität der Ausbildung hier ist erstklassig. Und die Möglichkeit, in europäischen Ländern zu studieren, bietet eine breitere Perspektive", sagt Kumar. "Die finanzielle Unterstützung durch das Stipendium macht es wesentlich einfacher, sich auf das Studium zu konzentrieren."

Abhishek Kumar aus Mumbai studiert derzeit in EuropaBild: privat

Von Mumbai nach London

Kumar ist einer von zahlreichen Studierenden aus Indien, die das Erasmus-Mundus-Stipendium für ein Studium in Europa erhalten haben.

2024 erhielten bis jetzt 146 indische Studierende das Stipendium. Seit Beginn des Programms 2004 haben mehr als 2.000 indische Studierende das Stipendium erhalten. Damit ist Indien "der größte Nutznießer des Programms", heißt es in einer Pressemitteilung der EU-Delegation in Indien anlässlich des 20-jährigen Bestehens des EMJMD-Programms.

In der EU selbst gibt es seit 1987 das Erasmus-Programm, das den akademischen und kulturellen Austausch zwischen Universitäten und Hochschuleinrichtungen in ganz Europa fördert. Im Laufe der Jahre wurde das Programm erweitert und heißt jetzt Erasmus Plus.

Diese Erweiterung hat auch Möglichkeiten für Studierende außerhalb Europas geschaffen, darunter mit dem EMJMD-Programm. Das Stipendium deckt die Studiengebühren und Reisekosten vollständig ab und bietet Unterstützung für den Lebensunterhalt.

Die Studierenden erhalten die Möglichkeit, an zwei oder mehreren Universitäten in verschiedenen europäischen Ländern zu studieren und zu forschen. Dabei können sie gemeinsame oder doppelte Studienabschlüsse erwerben.

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Insgesamt wurden seit 2004 mehr als 6.000 Kurz- und Langzeitstipendien im Rahmen von Erasmus Plus für Studierende aus Nicht-EU-Ländern vergeben. "Die Tatsache, dass Indien seit der Einführung von Erasmus Plus die meisten Stipendien erhält, obwohl das Programm sehr wettbewerbsorientiert ist, sagt viel über das Niveau indischer Studierenden aus", so der EU-Botschafter in Indien, Hervé Delphin, im Juni.

"Mehr als 80.000 indische Studierende sind derzeit an europäischen Hochschulen eingeschrieben. Das zeigt, dass sie das vielfältige akademische Angebot, das reiche kulturelle Erbe und die unvergleichbaren Möglichkeiten für persönliche und berufliche Entwicklung des Kontinents immer mehr zu schätzen wissen", fügte er hinzu.

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Stipendium eröffnet Perspektiven

Bettina Anderson, Koordinatorin des Erasmus-Mundus-Programms für Journalismus, Medien und Globalisierung, erklärte gegenüber der DW: "Indische Bewerberinnen und Bewerber sind zahlenmäßig immer unter den ersten drei, was auch statistisch gesehen ihre Chancen auf ein Stipendium erhöht."

Anderson betonte jedoch, dass die Qualität und nicht die Nationalität das Hauptkriterium für die Vergabe eines Stipendiums sei. "Wir wählen die Studierenden auf der Grundlage ihres akademischen Hintergrunds und ihres Portfolios aus. In den letzten Jahren haben wir Bewerbungsaufsätze einbezogen, um eine faire Bewertung von Studierenden mit unterschiedlichem Hintergrund zu gewährleisten. Noten allein lassen sich nur schwer mit anderen Ländern vergleichen, daher berücksichtigen wir sowohl die akademische als auch die praktische Erfahrung", sagt sie.

Die aus Mumbai stammende 24-jährige Priyal Shah studiert derzeit Medienwissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Shah kommt aus bescheidenen wirtschaftlichen Verhältnissen. Das Stipendium war notwendig, um ihr ein Studium in Europa zu ermöglichen.

"Als ich erfuhr, dass ich das Erasmus-Mundus-Stipendium erhalten hatte, war ich erleichtert, weil ich wusste, dass ich die beste Ausbildung bekommen würde, ohne mir Sorgen um die Finanzierung machen zu müssen", sagt sie der DW.

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Indien setzt auf Internationalisierung

Die indopazifische Strategie der EU setzt den Rahmen für die Vertiefung der Zusammenarbeit mit indischen Hochschulen. Europäische Institutionen haben mit Unterstützung von "Erasmus Plus" ihre Partnerschaften mit dem bevölkerungsreichsten Land der Welt aufgebaut.

Auch Indien setzt auf die Internationalisierung und erkennt Doppelabschlüsse, gemeinsame Studiengänge mit ausländischen Hochschulen als gleichwertig in Indien an. Die Zahl der indischen Auslandsstudierenden werde sich nach Angaben der Beratungsfirma International Consultants for Education and Fairs gegenüber 2019 mehr als verdoppeln und bis 2024 möglicherweise 1,8 Millionen erreichen.

"Viele indische Studierende, die am Mundus-Journalismusprogramm teilnehmen, wollen nach ihrem Abschluss an die Hochschulen zurückkehren und künftige Generationen mit ihren gewonnenen Perspektiven unterrichten", so Anderson. "Die breiteren Perspektiven und die Redefreiheit, die sie in diesem Programm lernen, sind oft umfassender als in ihren nationalen Programmen."

Die indischen Hochschulen verstärken die "Internationalisierung im eigenen Land" in den formellen und informellen Prüfungsordnungen, um die begrenzten Möglichkeiten der jungen Menschen, im Ausland zu studieren, auszugleichen. Die Online-Vorlesung mit Dozenten aus aller Welt liegt jetzt in Indien voll im Trend.

Aus dem Englischen adaptiert von Dang Yuan