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PolitikAsien

Indien und China suchen Einigkeit beim BRICS-Gipfel

Murali Krishnan aus Neu Delhi | Yuchen Li aus Taipeh
23. August 2023

Indien und China sind Konkurrenten. In der BRICS-Gruppe wollen sie jedoch für den globalen Süden zusammenarbeiten. Kann das gelingen? Währenddessen stimmten die BRICS-Staaten einstimmig für eine Erweiterung.

BRICS Gipfel 2023 in Südafrika
BRICS-Gipfel in Südafrika: Indien will mehr Einfluss Bild: Alet Pretorius/REUTERS

Die Gruppe der BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) wollen beim Gipfeltreffen in Johannesburg ein geopolitisches und wirtschaftliches Gegengewicht zum Westen bilden. Der Staatenbund soll größer werden.

Am zweiten Tag ihres Gipfels in Johannesburg haben sich die Staats- und Regierungschefs der BRICS-Staaten deshalb einstimmig für eine Erweiterung des Bündnisses ausgesprochen. "Wir sind dabei, die Familie der BRICS zu erweitern", erklärte Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa. Alle Mitglieder unterstützten den Vorschlag "vollumfänglich".

Offen blieb jedoch, ob die Staatengemeinschaft noch vor Ende ihres Treffens am Donnerstag weitere Mitglieder auswählt und zu welchen Bedingungen diese sich den BRICS anschließen können.

Etwa 40 Entwicklungsländer haben Interesse am Beitritt verkündet. Vor allem China möchte "BRICS plus" mit Blick auf die USA zeigen, dass es nicht isoliert ist. Zugleich geht es darum, China ins Zentrum der neuen, nicht mehr westlich dominierten Weltordnung zu rücken.

Doch in der BRICS-Gruppe sitzt Indien als enger Verbündeter der USA mit am Verhandlungstisch. Indien sieht sich selbst als aufstrebende Macht, die mehr globalen Einfluss einfordert. Noch ist unklar, ob sich Ministerpräsident Narendra Modi mit Chinas Staatspräsident Xi Jinping zu einem bilateralen Gespräch treffen wird. Noch Ende Juni war Modi in den USA zu Besuch. In Washington gilt Indien parteiübergreifend als "Gegengewicht" zu Chinas wachsendem Einfluss im Indopazifik-Raum, obwohl Indien Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine nie ausdrücklich kritisiert hat.

Indiens Premier Modi im Weißen HausBild: Manuel Balce Ceneta/AP Photo/picture alliance

Ungelöste Konflikte

Zwischen den beiden bevölkerungsreichsten Ländern der Welt gibt es zahlreiche Spannungen. Besonders brisant sind die Grenzstreitigkeiten im Himalaya, wo sich die beiden Länder nicht auf einen Grenzverlauf einigen können und es immer wieder zu Zusammenstößen kommt, bei denen es auch zu Toten kam. China wiederum ist ein Dorn im Auge, dass der Dalai Lama seit Jahrzehnten im indischen Dharamsala Zuflucht gefunden hat. Nicht zuletzt gibt es einen Wettbewerb um Einfluss in der Region. Pakistan steht klar auf der Seite Chinas, Bangladesch orientiert sich zunehmende Richtung Peking und in Myanmar versuchen beide Länder ihren Einfluss auszubauen.

Eine persönliche Begegnung zwischen Modi und Xi sei wahrscheinlich, glaubt Alka Acharya vom Indischen Institut für China-Studien. Allerdings erwartet sie in der Sache wenig. Im DW-Interview sagt sie: "Es ist klar, dass keine der beiden Seiten auf ein Gespräch gedrängt hat, da das Treffen keine schlagzeilenträchtigen Ergebnisse bringen wird."

Indiens Ministerpräsident Modi (l.) mit Chinas Präsident Xi beim "inoffiziellen Besuch" 2019 in IndienBild: Twitter/PTI/dpa/picture alliance

Es fällt beiden Seiten schwer in einen substantiellen Dialog zu treten. Der letzte Besuch von Xi in Indien fand 2019 statt. In der chinesischen Presse war die Begegnung allerdings nur als "inoffizieller Besuch" beschrieben worden. Im letzten November kam Modi beim G-20-Bankett in Indonesien auf Xi zu und hat mit ihm "Grüße ausgetauscht", wie die Presse in Indien meldete. Außer einem Foto gab es keine greifbaren Fortschritte.

BRICS braucht Einigkeit

Wenn BRICS tatsächlich zu einer Alternative der G7 oder der G20 ausgebaut werden soll, die die Interessen des globalen Südens vertritt, dann müssen die zwei Schwergewichte Indien und China einen Weg zur Kooperation finden. Jayadeva Ranade, Präsident vom Centre for China Analysis and Strategy (CCAS) sagte gegenüber der DW, dass er das für unwahrscheinlich halte: "Chinas strategisches Ziel ist es, die vorherrschende Macht in Asien zu werden." Das konterkariert aber indische Interessen und "würde in diesem Fall bedeuten, dass sich Indien der chinesischen Vorherrschaft beugen muss". Kurz vor den Wahlen in Indien 2024 sei das für den nationalistischen Premier Modi undenkbar.

Die Uneinigkeit zeigt sich auch bezüglich der Aufnahme neuer Mitglieder, die dem Bündnis mehr Gewicht verleihen würde. Während China für die schnelle Aufnahme neuer Staaten wirbt, votiert Indien zuerst für ein Aufnahmeverfahren inklusive genauer Regelungen, welche Kriterien zukünftige BRICS-Länder vor Aufnahme erfüllen müssen.

Business-Forum in Johnnesburg am 22.08.23Bild: Gianluigi Guercia/AFP/Getty Images

"Es ist praktisch unwahrscheinlich, dass wir unsere Differenzen bei einem oder zwei Treffen beilegen können", fügte Ranade hinzu, der Mitglied des Nationalen Sicherheitsbeirats Indiens (NSAB) war. Allerdings erinnerte Sarang Shidore, Direktor des Quincy Institutes, im DW-Vodcast "Global Eyes" daran, dass BRICS anfänglich nur ein Akronym war, um wirtschaftlich erfolgreiche Länder zusammenzufassen. Das daraus inzwischen ein jährlicher Gipfel mit bi- und multilateralen Treffen erwachsen sei, mache deutlich, dass hier etwas Neues entstehe. 

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