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Indische Fans: "Messi gehört uns allen"

Mark Meadows aus Doha | Max Merrill aus Doha, Mitarbeit
16. Dezember 2022

Bei der WM in Katar waren tausende indische Touristen und Arbeitsmigranten in den Stadien zu sehen. Besonders bei den Spielen der südamerikanischen Teams war die indische Präsenz groß. Im Fokus: Superstar Lionel Messi.

Begeisterte Argentinien-Fans vor der Gruppenpartie Argentinien - Mexiko bei der WM in Katar
Begeisterung für Argentinien: Fans vor der Gruppenpartie Argentinien - Mexiko bei der WM in KatarBild: Stuart Franklin/Getty Images

Wer glaubt, die Inder liebten im Sport nur Cricket, liegt eindeutig daneben. Denn bei der Fußball-WM in Katar waren indische Fans auf den Rängen der Stadien besonders präsent. Und die Liebe der indischen Fans galt dabei den großen Teams aus Südamerika. Brasilien und ganz besonders Argentinien und Superstar Lionel Messi haben sich in die Herzen der indischen Fans gespielt. 

Einer der Gründe für die vielen indischen Zuschauer in den Stadien ist der große Anteil an indisch-stämmigen Menschen in Katars Bevölkerung. Etwa 25 Prozent der rund 2,9 Millionen Menschen in Katar stammen aus Indien, die meisten von ihnen leben als Arbeitsmigranten in dem Emirat am Golf von Arabien. Doch nicht nur Arbeiter verfolgten die WM in Katar. Für viele Inder war die erste Fußball-WM im arabischsprachigen Raum auch die am schnellsten zu erreichende der Geschichte. Ein Flug aus der indischen Metropole Delhi in nach Katar dauert gerade einmal rund viereinhalb Stunden. 

Fokus auf Südamerika

Für die Einreise ins Emirat Katar und den Eintritt in die WM-Stadien benötigen ist für alle WM-Touristen die sogenannte Hayya Card obligatorisch. Insgesamt gab es mehr als zwei Millionen Anträge für das Einreisedokument. Rund 57.000 der Anträge wurden von indischen Staatsbürgern gestellt, die zweitmeisten hinter denen aus Saudi-Arabien. 

Finale im Blick: Lionel Messi nach dem Halbfinal-Sieg über Kroatien Bild: Natacha Pisarenko/AP Photo/picture alliance

"In Indien gibt es eine große Fußballfan-Basis mit klarem Hang zu Teams aus dem lateinamerikanischen Raum", sagte Shayon Bagchi, der aus Indien nach Katar gekommen ist, der DW. Auch Fans aus den indischen Nachbarländern Sri Lanka und Bangladesch fühlten sich stärker zu Ländern aus dem lateinamerikanischen Raum als zu europäischen hingezogen. "Wir sind alle Länder der dritten Welt [Entwicklungsländer, Anm. d. Red.], vielleicht ist das der Grund. Wenn man beispielsweise nach Kalkutta kommt, sieht man auf Straßen und Gebäuden gelb-grüne Bemalungen für Brasilien oder weiß-blaue für Argentinien."    

Messia-Mania in Katar

Die Begeisterung für das Team Argentiniens löst vor allem einer aus: Superstar Lionel Messi, der in Katar bei seiner fünften WM endlich den Titel gewinnen und damit seine beispiellose Karriere krönen kann. "Messi ist der Fußball-Gott", sagt der indische Fan Diensh Kumar. "Gott braucht kein Land, er gehört allen. Also gehört auch Messi allen."

Die argentinischen Fans in Katar begrüßen die zusätzliche Unterstützung ihrer Mannschaft. "Viele Fans, die nicht aus Argentinien kommen, tragen das argentinische Trikot", sagt Federico Jose Orbuch, Fußball-Fan aus Argentiniens Hauptstadt Buenos Aires, der DW. "Es ist unglaublich. Das habe ich noch nirgendwo auf der Welt so gesehen." Er sei davon überrascht und stolz. "Sie sprechen über Maradona, über Messi, es ist unglaublich." Und er hält die Fan-Unterstützung aus anderen Ländern für authentisch: "Fans sind Fans, da gibt es keinen Fake", sagt Federico. Die Unterstützung sei sogar noch wertvoller, "weil diese Menschen nicht in Argentinien geboren sind" und trotzdem "das Trikot spüren". 

Das Antlitz von "Gott": Ein Fan aus Indien mit einem selbstgezeichneten Porträt von Superstar Lionel MessiBild: Ololade Adewuyi/DW

Schicksal und Begeisterung von Arbeitsmigranten

Mishap Ikkappadath stammt aus dem indischen Bundesstaat Kerala, wo Fußball besonders populär ist. In den letzten vier Jahren hat er in der katarischen Telekommunikationsbranche gearbeitet. "Hier in Katar ist es sicher und die Atmosphäre ist toll", sagte er der DW. "Für mich ist hier alles perfekt." Indische Arbeitsmigranten wie er sind das Fundament der katarischen Wirtschaft.

Doch bekanntermaßen haben die Arbeitsmigranten, die die WM-Stadien im Emirat errichtet haben, einen hohen Preis bezahlt - viele sogar mit dem Leben. Die englische Zeitung The Guardian berichtet, dass nach Angaben der indischen Botschaft in Katar und dem katarischen Supreme Council of Health (SCH) seit der Vergabe der WM nach Katar im Jahr 2010 mehr als 2.700 Inder im Emirat aus "unterschiedlichen Gründen" zu Tode gekommen sind. "Wir lieben Fußball-Länder wie Brasilien oder Argentinien", sagt Ikkappadath. "Wir lieben Pelé, Ronaldo [ehemaliger Stürmerstar Brasiliens, Anm. d. Red.] und natürlich Maradona. Wir haben ihn als Kinder zugesehen und sie angefeuert." 

Indiens Traum von der WM

Neben Messi und Argentinien haben die indischen Fußball-Fans in Katar noch etwas gemeinsam: Den Wunsch danach, ihr eigenes Land eines Tages bei einer WM spielen zu sehen. Doch der Weg dahin scheint lang: Indien liegt zurzeit auf Rang 106 der FIFA-Weltrangliste - in der Nähe von Nationen wie Madagaskar oder Mauretanien - und hat bislang noch nie an einer WM-Endrunde teilgenommen.  

Doch mit dem Turnier in den USA, Kanada und Mexiko 2026 erweitert die FIFA die Zahl der WM-Teilnehmer von 32 auf 48. Mit dann acht statt vier festen Startplätzen für Teams aus der Asien-WM-Qualifikation besteht Hoffnung für die erste WM-Teilnahme Indiens. "Es ist sehr wichtig für Indien, sich irgendwann für eine WM zu qualifizieren", sagt die indische WM-Zuschauerin Krishna Mistry der DW. "Aber wenn nicht, lieben wir den Fußball trotzdem." 

Der Text wurde aus dem Englischen adaptiert 

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