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Politik

Indische Jets fliegen Luftangriff in Pakistan

26. Februar 2019

Die Lage im umstrittenen Kaschmirgebiet eskaliert. Indische Kampfflugzeuge bombardierten mutmaßliche Terrorcamps auf pakistanischer Seite. Die pakistanische Regierung berief eine Krisensitzung ein.

Indien Unnao Kampfflugzeug SU-30 MKI landet bei einer Militärübung
Bild: picture-alliance/ZUMA Wire/P. Kumar Verma

Nach Angaben der indischen Regierung drangen eigene Kampfjets in den pakistanischen Luftraum ein und attackierten Ziele im pakistanischen Teil Kaschmirs. Landwirtschaftsminister Gajendra Singh Shekhawat erklärte, die Militärmaschinen hätten Bomben über Trainingslagern der Terrorgruppe Jaish-e-Mohammed in der Nähe der De-Facto-Grenze abgeworfen. Die Ziele seien komplett zerstört worden.

Kurz darauf teilte der stellvertretende indische Außenminister mit, man habe glaubhafte Erkenntnisse, dass die Terrorgruppe weitere Selbstmordanschläge in Indien geplant habe. Bei dem Luftangriff sei eine große Zahl von Terroristen, Ausbildern, Kommandeuren und Dschihadisten ausgeschaltet worden. Es handele sich um "eine präventive, nicht-militärische Aktion", die speziell auf Trainingscamps der Terrorgruppe ausgerichtet gewesen sei, um "zivile Opfer zu vermeiden". Der private indische Nachrichtensender CNN-News 18 berichtet unter Berufung auf hochrangige Quellen in der Regierung, bei dem indischen Luftangriff habe es fast 200 Opfer gegeben.

Widersprüchliche Angaben

Das pakistanische Militär bestätigte den Luftangriff, erklärte jedoch, es sei keine Infrastruktur getroffen worden. Der Militärsprecher Asif Ghafoor teilte mit, pakistanische Kampfflieger hätten "rechtzeitig und effektiv" auf den indischen Vorstoß reagiert. Das habe dazu geführt, dass die indischen Flugzeuge bei Balakot hastig ihre "Nutzlast" abgeworfen hätten. Es habe keine Verluste oder Schäden gegeben.

In diesem Waldgebiet hat eine Bombe nach pakistanischen Angaben Bäume weggesprengtBild: AFP/ISPR

Der Polizeichef von Balakot bestätigte dies und sagte der Nachrichtenagentur AP, er habe ein Untersuchungsteam in die abgelegene bewaldete Region geschickt. Die Stadt Balakot liegt etwa 50 Kilometer von der Waffenstillstandslinie in Kaschmir entfernt. Die Nachrichtenagentur Reuters zitiert einen pakistanischen Dorfbewohner mit der Aussage, bei dem Angriff sei ein Mensch durch Bombensplitter verletzt worden. Zudem sei ein Haus beschädigt worden. Es gebe vier Bombenkrater.

Der pakistanische Außenminister Shah Mahmood Qureshi sprach von einer Verletzung der De-facto-Grenze durch Indien. "Ich würde es eine schwerwiegende Aggression nennen", sagte er. "Pakistan behält sich das Recht auf Selbstverteidigung und eine angemessene Reaktion vor." Der Minister verurteilte die indische Aktion und betonte, Indien gefährde den Frieden in der Region, um politische Vorteile zu erzielen. Pakistan sei eine verantwortungsvolle Nation. Seine Streitkräfte seien in der Lage, jeden Zentimeter des eigenen Territoriums zu verteidigen. Die Bevölkerung brauche sich keine Sorgen zu machen. Pakistans Ministerpräsident Imran Khan habe eine Dringlichkeitssitzung einberufen, fügte Qureshi hinzu.

Lage ohnehin schon angespannt 

Es war der erste Luftangriff zwischen den beiden verfeindeten Atommächten seit vielen Jahren. Die Spannungen zwischen beiden Ländern hatten in den vergangenen zwei Wochen zugenommen, nachdem ein junger Selbstmordattentäter aus dem indischen Teil Kaschmirs dort am 14. Februar eine Autobombe gezündet und 40 Angehörige der paramilitärischen Polizeitruppe CRPF getötet hatte. Die aus Pakistan stammende Terrorgruppe Jaish-e-Mohammed reklamierte den Anschlag für sich. Es war der schwerste Angriff auf indische Sicherheitskräfte in Kaschmir seit Beginn des Aufstandes von Separatisten und Islamisten vor 30 Jahren.

Indien machte Pakistan für den Anschlag verantwortlich und kündigte eine "gebührende Antwort" an. Die Regierung in Islamabad wies den Vorwurf zurück und drohte ihrerseits, man werde zurückschlagen, falls Indien einen Angriff starten sollte. In der vergangenen Woche teilte das Innenministerium in Islamabad mit, dass die Behörden die Kontrolle über einen Häuserkomplex übernommen hätten, in dem das Hauptquartier der Terrorgruppe vermutet wird.

Das mehrheitlich muslimische Kaschmir ist seit sieben Jahrzehnten ein Zankapfel zwischen Indien und Pakistan, die beide jeweils nur einen Teil des Gebietes verwalten. Als Grenze dient die Waffenstillstandslinie von 1949, die international aber nicht anerkannt ist. Separatisten im indischen Teil Kaschmirs kämpfen für die Unabhängigkeit von Indien, dessen Bevölkerung mehrheitlich
hinduistisch ist. Die beiden Atommächte verfügen laut Militärexperten zusammen über knapp 300 Atomsprengköpfe. Sie führten bereits zwei Kriege um das Tal. 

kle/AR (dpa, afpe, rtre, ape)

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