Indonesien: Favorit Prabowo Subianto laut Hochrechnung vorn
14. Februar 2024Bei der Präsidentenwahl in Indonesien zeichnet sich eine klare Mehrheit für den bisherigen Verteidigungsminister Prabowo Subianto ab. Hochrechnungen zufolge konnte der 72-jährige Ex-General nahezu 60 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen. Seine Kontrahenten liegen demnach weit abgeschlagen dahinter.
So käme der frühere Gouverneur von Jakarta und einstige Bildungsminister Anies Baswedan auf rund 25 Prozent und der Gouverneur der Provinz Zentrajava, Ganjar Pranowo, auf zirka 16 Prozent der abgegebenen Stimmen. Die Zahlen basieren auf der Auszählung von Zufallsstichproben im ganzen Land.
Prabowo rief sich bereits zum Gewinner aus. Alle Berechnungen zeigten, dass keine Stichwahl erforderlich sei, sagte er. Diese wäre nötig, wenn kein Bewerber eine absolute Mehrheit erreichte, also mindestens 50 Prozent der abgegebenen Stimmen. Prabowo versprach, seine Regierung werde allen gleichermaßen dienen, unabhängig von ethnischer Zugehörigkeit, Religion oder sozialem Hintergrund.
Schon im Vorfeld hatte er als klarer Favorit gegolten für die Nachfolge des beliebten Präsidenten Joko Widodo, genannt Jokowi. Der ist seit 2014 Staats- und Regierungschef und durfte nach zwei Amtszeiten nicht erneut antreten.
Kritiker: Wachsender Einfluss des Militärs
Unter Jokowis Führung hat sich Indonesien zu einer stabilen Demokratie und einer aufstrebenden Wirtschaftsmacht entwickelt. Kritiker verweisen indes darauf, dass die Menschenrechte weiterhin unter Druck stehen und der Einfluss des Militärs auf Politik und Wirtschaft zugenommen habe.
Prabowo verkörpert diese Verbindung zwischen den politischen Institutionen und der Armee. Während seiner militärischen Laufbahn war er Angehöriger und Kommandeur mehrerer Eliteeinheiten.
In der Bevölkerung ist er umstritten, weil ihm Menschenrechtsverletzungen während der Suharto-Diktatur in den 1980er und -90er Jahren vorgeworfen werden. Er selbst weist die Anschuldigungen zurück. Bei den vorigen beiden Wahlen war Prabowo noch Jokowi unterlegen. Dieses Mal vermochte er gerade bei jungen Menschen mit einer sorgfältig inszenierten Social-Media-Kampagne zu punkten.
Schachzug im Wahlkampf
Als raffinierter Schachzug gilt zudem, dass er für den Fall seines Sieges Gibran Rakabuming Raka, den ältesten Sohn des amtierenden Staatschefs, als Vize-Präsidenten benannte. Der Bürgermeister der Stadt Surakarta ist unter jüngeren Wählern äußerst populär.
In dem rohstoffreichen Land mit 17.000 Inseln waren rund 205 Millionen Menschen zu der Abstimmung aufgerufen. Ein Drittel davon ist nicht älter als 30 Jahre. Mit insgesamt 274 Millionen Einwohnern ist der G20-Staat die drittgrößte Demokratie und der größte muslimisch geprägte Staat der Welt. In der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen liegt Indonesien auf Rang 108 von 180, was einer "schwierigen Lage" entspricht.
jj/se (dpa, afp, rtr, munzinger, reporter-ohne-grenzen.de)
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