Auch Geimpfte können sich mit dem Coronavirus infizieren. Doch dann bekommen sie meist nur milde Symptome: Die Impfungen verhindern schwere oder gar lebensbedrohliche COVID-19-Verläufe.
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Immer wieder gibt es Meldungen, dass auch geimpfte Menschen an COVID-19 erkranken. Doch das ist weder ein Grund zur Empörung, noch ein Argument, Impfungen abzulehnen. Denn auch wenn jemand nach einer Impfung milde Symptome hat oder positiv auf ein Coronavirus getestet wird, so bleibt die Impfung doch wirksam. Sie tut nämlich das, was sie vor allem tun soll: Schwere Krankheitsverläufe und somit Todesfälle verhindern.
Wie wirksam sind die derzeit zugelassenen Impfstoffe?
Alle von den Gesundheitsbehörden der EU (EMA) und der USA (FDA) zugelassenen Impfstoffe erreichen hohe Wirksamkeiten.
Die mRNA-Impfstoffe von BioNTech/Pfizer und Moderna erreichen zum Beispiel eine Wirksamkeit von etwa 95 Prozent, der Vektorimpfstoff von AstraZeneca nach jüngsten Daten von 76 Prozent. Das bedeutet aber: Es ist auch möglich, sich nach einer Impfung noch anzustecken.
Betrachtet man die Wirksamkeit indes nach der Schwere des Krankheitsverlaufes, schneiden alle Impfstoffe deutlich besser ab. Sie verhindern nämlich bei einer Infektion meist schwere Krankheitsverläufe, bei denen Menschen etwa künstlich beatmet werden müssen oder gar in Folge der Infektionen sterben.
Wieso kam es trotzdem zu COVID-19-Todesfällen nach Impfungen?
Auch in Deutschland gab es einige Fälle, in denen Senioren in Pflegeheimen auch nach einer Impfung noch schwere COVID-19-Verläufe hatten und einige sogar daran gestorben sind.
In den dokumentierten Fällen hatten sich die Patienten aber entweder kurz vor oder kurz nach der Impfung angesteckt. Der Impfstoff hatte also nicht genug Zeit, um einen ausreichenden Immunschutz aufzubauen und die Patienten noch zu schützen.
Das Robert-Koch-Institut (RKI) schreibt, dass der Körper etwa zwei Wochen braucht, um den Immunschutz aufzubauen. Der volle Schutz ist erst nach der zweiten Impfung erreicht.
Was sind sterile und funktionale Immunität?
Mediziner unterscheiden zwischen einer sterilen und einer funktionalen Immunität. Steril bedeutet, dass ein Geimpfter niemanden mehr anstecken kann. Die ersten Auswertungen des BioNTech-Pfizer Impfstoffes aus Israel zeigten, dass Menschen, die zweimal geimpft worden waren, ein um 92 Prozent niedrigeres Risiko hatten, weitere Personen anzustecken.
Zwischen Enttäuschung und Optimismus
02:25
Insofern kann mindestens bei diesem Impfstoff sicher von einer ziemlich hohen sterilen Immunität gegen die gängigsten Virus-Varianten gesprochen werden. Nicht zu allen Impfstoffen liegen bisher verbindliche Zahlen vor, aber vermutlich sind die Werte bei anderen Vakzinen ähnlich hoch.
Nichtsdestotrotz gilt: Erst wenn der eindeutige Nachweis erbracht ist, dass Geimpfte andere Personen nicht anstecken können, oder wenn eine ausreichend große Herdenimmunität erreicht ist, können die Behörden Geimpfte etwa von der Maskenpflicht oder den Abstandsregeln entbinden. So weit sind wir aber noch nicht.
Eine funktionale Immunität gewährleisten dagegen nachweislich alle Impfstoffe: Sie verhindern oder senken das Risiko schwerer Symptome. Und selbst in den selten vorkommenden Krankheitsfällen verkürzen sie den Krankheitsverlauf deutlich.
Wie lange hält schützt eine Impfung vor einer Infektion?
Zu keinem Impfstoff gibt es dazu bisher eine klare Antwort. Vor der Zulassung der Impfstoffe konnten die Forscher ermitteln, wie sicher diese sind. In der Phase III der Impfstoffentwicklung ging es dann auch um die funktionale Wirksamkeit.
Doch wie lange die Immunität anhalten wird, kann sich erst mit der Zeit zeigen. Daher wird die Zeit nach der Zulassung der Impfstoffe auch als Phase IV der Impfstoffentwicklung bezeichnet. Mitten in dieser Phase befinden wir uns jetzt. Zuverlässige Aussagen über die Dauer der Immunität wird es erst nach mehreren Monaten oder gar Jahren geben können.
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Wie wirken sich Mutationen aus?
Die verschiedenen Vakzine sprechen auf unterschiedliche Mutationen verschieden gut an.
Sorgen bereiten den Impfstoffentwicklern zum Beispiel die in Brasilien gefundene Variante P.1, mit der sich zahlreiche Menschen angesteckt haben, obwohl sie bereits einmal infiziert waren oder bereits geimpft wurden. Auch die Südafrikanische Variante B.1.351 kann Menschen infizieren, obwohl sie geimpft wurden. Das konnten die Mediziner etwa beim Impfstoff von AstraZeneca nachweisen.
Aber auch hier gehen die Mediziner davon aus, dass die Impfungen zumindest zu milderen Verläufen führen und die Anzahl der Patienten verringern werden, die auf eine intensivmedizinische Behandlung angewiesen sind.
Das hat auch damit zu tun, dass die Immunität aus zwei Bestandteilen besteht: Einmal der Antikörper-Immunität gegen das Spike-Protein, bei dem einzelne Bestandteile mutieren können, sowie der T-Zellen-Immunität, die auch dann noch schützt, wenn die Antikörper nicht mehr so gut wirken.
Deutschland in der dritten Corona-Welle
Was für eine Gefühlsachterbahn: Deutschlands Corona-Infektionszahlen steigen zwar an, gleichzeitig gibt es aber auch wieder ein bisschen Normalität. Bilder aus einer turbulenten Zeit.
Bild: Matthias Rietschel/REUTERS
Von Öffnungen und Notbremsen
Deutschland im Corona-Winter: Wie geht es jetzt weiter? Beim Corona-Gipfel Anfang März beratschlagen Bund und Länder stundenlang. Die Furcht vor der britischen Mutante ist groß, gleichzeitig brauchen die Menschen eine Perspektive. Das Ergebnis: Der Lockdown wird verlängert, jedoch mit Öffnungsmöglichkeiten. Je nach Inzidenz gibt es Lockerungen oder eine Notbremse. Alle hoffen auf die Impfung.
Bild: Markus Schreiber/REUTERS
Deutschland in der dritten Welle
Mit Stand 18. März liegt der Corona-Inzidenzwert deutschlandweit bei 90, es gibt 3.000 Neuinfektionen mehr als noch vor einer Woche. Inwieweit sich das bei der Belegung der Intensivbetten bemerkbar machen wird, ist schwer absehbar. Viele über 80-Jährige sind mittlerweile wenigstens einmal geimpft. Laut RKI befindet sich das Land schon seit dem 11. März in der dritten Welle.
Bild: Ina Fassebnder/AFP/Getty Images
Der erste Piks in einer Arztpraxis
Der Berliner Arzt Andreas Carganico (r.) verabreicht dem 50-jährigen Krebspatienten Robert Marotky Mitte März den Impfstoff von AstraZeneca, Gesundheitsminister Jens Spahn ist bei der Premiere dabei. Für den Patienten eine große Erleichterung, er ist Vater zweier Schulkinder, wie er erzählt. In rund 150 Modell-Praxen in der Hauptstadt werden derzeit Abläufe für den breiten Einsatz geprobt.
Bild: Hannibal Hanschke/REUTERS
AstraZeneca: Der umstrittene Impfstoff
Der Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers AstraZeneca war Ende Januar in der EU zugelassen worden. Zunächst eine Erleichterung: Das Mittel lässt sich leichter lagern als das Vakzin von BionNTech. Doch die Impfungen werden wegen gesundheitlicher Bedenken am 15. März kurzzeitig ausgesetzt. Einige Politiker werben für den russischen Impfstoff Sputnik V.
Bild: Cathrin Mueller/REUTERS
Impfungen erhitzen die Gemüter
Die Impfkampagne der Bundesregierung ruft auch Kritiker und Verschwörungstheoretiker auf die Straße. Sie trauen den Impfstoffen nicht und fürchten eine Impfpflicht "durch die Hintertür", etwa durch den digitalen Impfpass. Doch noch steht nicht fest, wie mit Geimpften umgegangen werden soll und welche Rechte für sie gelten sollen.
Bild: Christian Mang/REUTERS
Corona-Demos in ganz Deutschland
In vielen deutschen Städten demonstrieren die Menschen weiter gegen die Corona-Auflagen. In München (Bild) versammelten sich mehrere Tausend Menschen unter dem Motto "Ein Jahr Lockdown-Politik - es reicht" in der Nähe des bayerischen Landtags. Die Polizei musste nach eigenen Angaben die Demonstration "wegen mehrerer nicht-eingehaltener Auflagen" auflösen.
Bild: Sachelle Babbar/Zuma/picture alliance
Streitort Schule
Auch die Schulen öffnen schrittweise wieder. Für die einen ein notwendiger Schritt: Gerade Kinder aus bildungsfernen Familien könnten sonst in der Corona-Pandemie den Anschluss an den Schulstoff komplett verlieren. Andere haben wiederum Angst vor weiteren Corona-Ausbrüchen im Klassenraum. Mehrere Städte fordern wegen steigender Zahlen wieder eine Schließung.
Bild: Sean Gallup/Getty Images
Locken für die Stimmung
Endlich wieder zum Friseur! Laut Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hat ein schickes Haupthaar auch etwas mit "Würde" zu tun. Das dürften viele Deutsche ähnlich gesehen haben: Kurz nachdem bekannt wurde, dass die Friseure ab dem 1. März unter Auflagen wieder öffnen dürfen, waren viele Salons schon nach kürzester Zeit auf Wochen hinaus ausgebucht.
Bild: Matthias Rietschel/REUTERS
Die zögerlichen Kunden
Auch der Einzelhandel in den Innenstädten hat stark unter den Corona-Restriktionen gelitten und dürfte sehnsüchtig auf die Wiedereröffnung gewartet haben. Seit Anfang März haben die Läden wieder auf - doch nur mit Termin. Das Konzept Click & Meet stößt auf wenig Begeisterung, die Kunden bleiben vielfach aus. "Wir machen große Verluste", erklärt der Chef der Modekette Sinn, Friedrich Göbel.
Bild: Jens Schlueter/Getty Images
Museen mit Abstand
Auch die Museen öffnen schrittweise. Mit einem Zeitticket, Maske und viel Abstand können Besucher zum Beispiel wieder die Alten Meister in der Gemäldegalerie in Dresden bewundern. Auch die Kulturbranche leidet stark unter den Corona-Restriktionen. Viele Kulturschaffende warten noch immer auf versprochene staatliche Hilfszahlungen.
Bild: Matthias Rietschel/REUTERS
Schlange stehen für den Coronatest
Auch das hat sich geändert: Wer möchte, kann zum Beispiel in diesem Zelt in Dresden herausfinden, ob er oder sie sich mit dem Coronavirus angesteckt hat. Am 8. März hatte die Bundesregierung beschlossen, dass alle Bürger und Bürgerinnen sich einmal pro Woche kostenlos testen lassen können. Aber Achtung: Die Antigen-Schnelltests schlagen nur zuverlässig an, wenn man gerade infektiös ist.
Bild: Matthias Rietschel/REUTERS
Coronatests einfach shoppen
Wer möchte, kann sich seinen Coronaschnelltest auch einfach im Supermarkt besorgen und sich zu Hause selbst testen. Doch die Handhabung ist nicht ganz einfach, warnen Kritiker. Auch bei einem negativen Test darf man sich deshalb nicht in Sicherheit wiegen.