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Inflation in Deutschland bleibt hoch

9. Februar 2023

Hohe Energie- und Nahrungsmittelpreise schieben die Inflation seit Monaten an. Eine durchgreifende Entspannung bei den Preisen zeichnet sich vorerst nicht ab. Die Inflationsrate lag im Januar bei 8,7 Prozent.

Deutschland Benzinpreise an Tankstellen
Autos fahren am frühen Morgen an einer Preistafel einer Tankstelle vorbeiBild: Christoph Schmidt/dpa/picture alliance

Der Anstieg der Verbraucherpreise in Deutschland hat sich im Januar leicht beschleunigt. Die Inflationsrate lag im vergangenen Monat im Vergleich zum Januar 2022 bei voraussichtlich 8,7 Prozent, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Donnerstag aufgrund vorläufiger Ergebnisse mitteilte. Im Dezember hatte die Teuerung bei 8,6 Prozent gelegen.

Im Vergleich zum Dezember werden die Verbraucherpreise damit voraussichtlich um 1,0 Prozent steigen, wie die Statistiker weiter mitteilten. Weitere Angaben etwa zu Preissteigerungen bei Energie oder Nahrungsmitteln machten sie vorerst nicht. Die endgültigen Ergebnisse will das Statistikamt am 22. Februar vorlegen.

Die Bekanntgabe der Inflationsrate war in der vergangenen Woche verschoben worden. Das Statistikamt erklärte am Donnerstag, der Verbraucherpreisindex sei zum Berichtsmonat Januar einer turnusmäßigen Revision unterzogen und auf das neue Basisjahr 2020 umgestellt worden.

Neue Datenbasis

Experten hatten mit einem Anstieg der Teuerungsrate zu Jahresbeginn gerechnet, weil das Statistikamt die Gewichtung innerhalb des Warenkorbes geändert hat, der zur Ermittlung der Inflationsrate herangezogen wird. "Als neues Basisjahr wurde trotz der Corona-Pandemie turnusgemäß das Jahr 2020 auserkoren, dementsprechend werden Dienstleistungen, Pauschalreisen oder Kultur deutlich an Gewicht einbüßen, während Haushaltsenergie und Waren kräftig hinzugewinnen", so Experten der BayernLB. Hinzu komme noch, dass viele Verkäufer den Jahreswechsel besonders gern zu Preisanhebungen nutzten.

Geht die Tendenz nach unten?

"Der Zuwachs geht wohl in erster Linie darauf zurück, dass im Januar wieder volle Abschlagszahlungen durch die Gas- und Fernwärmeverbraucher zu zahlen waren", sagte der Chefvolkswirt von HQ Trust, Michael Heise. "Zudem gab es keine weiteren Ermäßigungen, sondern leichte Preiserhöhungen bei Kraftstoffen." Lediglich Heizöl habe im Energiebereich für eine leichte Entlastung gesorgt.

Grund für die Versptung: Das Statistische Bundesamt hat seinen Datengrundlage neu berechnetBild: Jens Büttner/dpa/picture alliance

Für das Gesamtjahr 2023 rechnet das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) mit einer Inflationsrate von leicht über fünf Prozent, nachdem für 2022 mit 7,9 Prozent der höchste Wert seit Bestehen der Bundesrepublik gemessen wurde. "Deutschland hat den Höhepunkt der Inflation hinter sich gelassen, und das wird sich im Jahresverlauf zunehmend zeigen", sagte der wissenschaftliche Direktor des IMK, Sebastian Dullien.

"Wir wissen nur, dass die Inflation im Januar 8,7 Prozent betrug", so der Kommentar von Jörg Krämer, dem Chefvolkswirt der Commerzbank. Mit dem Hinweis auf die Umstellung auf ein neues Basisjahr kenne man weder die Inflation im Dezember noch die mögliche Rolle staatlicher Preisbremsen für Gas und Strom. "Der in den alten Zahlen sichtbare Abwärtstrend der Inflation sollte sich jedoch in den kommenden Monaten fortsetzen, weil der Anstieg der Energiepreise wohl weiter nachlassen wird." Aber die Inflation ohne Energie und Nahrungsmittel dürfte in diesem Jahr vor allem wegen anziehender Lohnkosten hartnäckig hoch bleiben. "Für Entwarnung an der Inflationsfront ist es zu früh."

Kaufkraft spürbar gesunken

Gestiegene Preise für Energie und Lebensmittel treiben die Inflation bereits seit Monaten an. Höhere Teuerungsraten schmälern die Kaufkraft, die Verbraucher können sich für einen Euro weniger leisten. Der finanzielle Spielraum der Menschen schrumpft. Das kann den Konsum als wichtige Konjunkturstütze belasten. Volkswirte erwarten derzeit keine durchgreifende Entspannung bei den Verbraucherpreisen im laufenden Jahr. "Es wäre gefährlich zu meinen, dass wir jetzt schon durch sind und das Inflationsproblem erledigt ist", sagte Bundesbank-Präsident Joachim Nagel jüngst der Börsen-Zeitung.

Die Bundesregierung rechnet im Schnitt des laufenden Jahres mit einer Teuerungsrate von 6,0 Prozent in Europas größter Volkswirtschaft. Dämpfend würden sich die Strom- und Gaspreisbremsen auswirken. Allerdings könne der Staat nicht alle Folgen abfedern. "Die mit den hohen Preissteigerungen verbundenen realen Einkommens- und Kaufkraftverluste werden trotz der entlastenden Wirkungen der umfangreichen staatlichen Stützungsmaßnahmen die binnenwirtschaftliche Entwicklung belasten", hieß es im jüngsten Jahreswirtschaftsbericht der Regierung. Vor allem der private Konsum dürfte merklich nachgeben.

dk/hb (dpa, afp, rtr)

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