Seit fünf Jahren sitzt Mahmoud Abu Zeid in Ägypten in Haft, weil er Kämpfe zwischen den Sicherheitskräften und Anhängern der Muslimbrüder fotografiert hatte. Nun erhält er den World Press Freedom Prize der UNESCO.
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Die Jury war sich einig: "Die Wahl würdigt seinen Mut, Widerstand und sein Engagement für die Meinungsfreiheit", begründete die Jury-Präsidentin der UNESCO, Maria Ressa, am Montag (23.4.2018) die Vergabe des diesjährigen World Press Freedom Prize der Vereinten Nationen an den Fotojournalisten Mahmoud Abu Zeid.
Der Ägypter sitzt in seinem Heimatland seit 2013 in Haft. Er hatte damals die gewaltsame Auseinandersetzung zwischen Sicherheitskräften und Anhängern der Muslimbruderschaft fotografiert.
Todesstrafe droht
Entsprechend gereizt reagierte die Regierung Ägyptens auf die Ehrung. Aus dem Außenministerium hieß es, seine Nominierung sei von Organisationen und dem Staat Katar forciert worden, um die Muslimbrüder zu unterstützen. Abu Zeid, der auch unter seinem Künstlernamen "Shawkan" veröffentlicht, ist einer von mehr als 700 Angeklagten in einem Massenprozess. Ihm werden die Mitgliedschaft in der verbotenen Muslimbruderschaft, illegaler Waffenbesitz und Mord vorgeworfen. Im Falle einer Verurteilung droht dem 30-Jährigen die Todesstrafe.
Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International haben Abu Zeids Inhaftierung mehrfach kritisiert und die ägyptischen Behörden aufgefordert, die Anschuldigungen fallen zu lassen. Der Guillermo Cano World Press Freedom Prize wird am 3. Mai, dem Tag der Pressefreiheit, übergeben.
Der mit 25.000 US-Dollar dotierte UNESCO-Preis wurde 1997 ins Leben gerufen, um Personen, Organisation oder Institution zu ehren, die sich in besonderer Weise für die Pressefreiheit eingesetzt haben. Benannt ist er nach dem kolumbianischen Journalisten und Herausgeber der Zeitung "El Espectador", Guillermo Cano Isaza, der 1986 ermordet wurde. Er hatte immer wieder die Drogenbarone in seiner Heimat an den Pranger gestellt.
tla/suc (reuters, amnesty.de)
Rangliste der Pressefreiheit 2017: Von Norwegen bis Nordkorea
Der Bericht von "Reporter ohne Grenzen" zeigt, in welchen Ländern Journalisten frei arbeiten können, und wo Zensur und Unterdrückung regieren. Zum Welttag der Pressefreiheit zeigen wir Spitzenreiter und Schlusslichter.
Bild: DW/A. Foncillas
Spitzenreiter: Norwegen
Nirgends arbeitet es sich als Journalist so frei wie in Norwegen. Das Land belegt den ersten Platz unter 180 Staaten. Grund ist unter anderem die Pressevielfalt. Ungefähr 200 Zeitungen stehen den fleißig Zeitung lesenden Norwegern zur Verfügung. Auch die Auskunftspflicht der Behörden und die staatlichen Subventionen für Medienhäuser haben ihren Anteil am guten Abschneiden.
Schlusslicht: Nordkorea
Auf Rang 180, am Ende der Rangliste, findet sich Nordkorea. Journalisten müssen sich hier an einen strengen "Informationsplan" halten. Dessen oberstes Ziel: Die Zurschaustellung der Übermacht Kim Jong Uns. TV- und Radiogeräte empfangen nur staatliche Sender, es herrscht mediale Isolation. Regimekritiker müssen mit drakonischen Strafen gegen sich und ihre Familie rechnen.
Bild: DW/A. Foncillas
Mittelfeld: Die USA
Die USA belegen Rang 43 der Liste – zwei Plätze niedriger als im Jahr zuvor. Grund ist unter anderem die Massenüberwachung durch die NSA unter der Präsidentschaft Obamas. Besserung ist nicht in Sicht: Zahlreiche Klagen und öffentliche Anfeindungen seines Nachfolgers Donald Trump gegen Journalisten sowie der freizügige Umgang mit "alternative facts" mehren die Sorgen der Pressevertreter.
Bild: picture alliance/dpa/P. Steffen
Aufsteiger: Italien
25 Ränge ist Italien im Vergleich zur Studie 2016 geklettert und macht damit den größten Sprung - auf Platz 52. Seit der Einfluss Silvio Berlusconis und seines Medienimperiums auf die Politik schwindet, können Journalisten zunehmend freier arbeiten. Das größte Problem ist nach wie vor die organisierte Kriminalität. Sechs Journalisten stehen wegen Drohungen von Seiten der Mafia unter Polizeischutz.
Bild: picture-alliance/dpa/A. Di Meo
Absteiger: Nicaragua
Die Wiederwahl 2016 und die damit beginnende vierte Amtszeit von Präsident Ortega bedeuten für Regierungskritiker im zentralamerikanischen Land vor allem eines: Schikane und Repression. Ortega und seine Familie kontrollieren die Justiz und den TV-Markt. Mit einem Rutsch um 17 Plätze auf Rang 92 ist Nicaragua das Land mit dem tiefsten Abstieg im vergangenen Jahr.
Pressefreiheit ist hierzulande ein hohes Gut: Wie im Vorjahr belegt Deutschland Rang 16. Trotzdem gibt es Grund zur Sorge: Vor allem bei rechten Demonstrationen nimmt die Zahl tätlicher Angriffe und Drohungen gegen Journalisten zu. Immer mehr von ihnen leiden laut einer Studie des Konfliktforschers Andreas Zick unter der so genannten "Schere im Kopf", was nichts anderes bedeutet als Selbstzensur.