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Politik

Innehalten für die Opfer des Holocaust

24. April 2017

Das Leben in Israel kommt zum Stillstand - im ganzen Land wird am Holocaust-Gedenktag an die Millionen Opfer der Nazizeit erinnert. Auch in Polen setzen 10.000 Menschen ein Zeichen gegen das Vergessen.

Israel Holocaust Gedenktag Yad Vashem
Premierminister Benjamin Netanjahu bei der Gedenkstätte Yad VashemBild: Reuters/A. Cohen

Am Vormittag haben in Israel zwei Minuten lang landesweit die Sirenen geheult. Der Verkehr kam zum Stehen, die Insassen stiegen aus und standen zwei Minuten lang mit gesenkten Köpfen auf den Straßen. Menschen legten ihre Arbeit nieder und verharrten in stillem Gedenken an die rund sechs Millionen Juden, die im Zweiten Weltkrieg von den Nationalsozialisten ermordet wurden. Das Ritual ist das Herzstück des jährlichen Holocaust-Gedenktages in Israel.

Der Verkehr kam in den Gedenkminuten zum ErliegenBild: Reuters/N. Elias

Radio und Fernsehen sendeten ausschließlich Dokumentationen und Filme über den Völkermord an den Juden sowie ernste Musik.

An der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem legten Regierungsvertreter und Überlebende der NS-Zeit Kränze nieder und zündeten Kerzen an. Auch der deutsche Außenminister Sigmar Gabriel nahm an der Zeremonie teil und betonte die unmissverständliche historische Verantwortung Deutschlands für die Verbrechen des Zweiten Weltkrieges.

Bild: picture-alliance/AP Photo/A. Cohen

Im israelischen Parlament verlasen Regierungschef Benjamin Netanjahu und weitere Regierungsvertreter die Namen von Angehörigen, die dem Holocaust zum Opfer fielen. Auch in Schulen, Gemeindezentren oder auf Militärstützpunkten im ganzen Land fanden Gebete, Zeremonien oder besondere Musikvorführungen statt.

Auch Polen erinnert

In Polen versammelten sich rund 10.000 Menschen aus aller Welt zu einem "Marsch der Lebenden". Sie gingen von Auschwitz nach Birkenau, dem größten der deutschen Vernichtungslager. Die österreichische Bildungsministerin Sonja Hammerschmid startete aus diesem Anlass eine Beratung mit Kollegen aus Europa und Israel zur Zukunft der Holocaust-Erziehung. Dabei ging es vor allem um die Frage, wie das Gedenken an den Holocaust fortgesetzt werden soll, wenn es keine lebenden Zeitzeugen mehr gibt. In Israel gibt es nach Angaben des Finanzministeriums noch rund 160.000 Holocaust-Überlebende.

Teilnehmer des alljährlichen Gedenkmarsches in PolenBild: picture-alliance/PAP/A. Grygiel

Die zentrale Gedenkfeier in Israel hatte bereits am Sonntagabend in Vad Yashem stattgefunden. Dort hatte Regierungschef Netanjahu die internationale Gemeinschaft kritisiert. "Es gibt Fälle, in denen die Welt untätig daneben steht und Völkermord und Massenmord nicht verhindert", sagte er. "In Kambodscha, in Ruanda, im Sudan und auch in Syrien". Netanjahu lobte den US-Beschuss eines syrischen Militärstützpunktes nach dem mutmaßlichen Giftgasangriff Anfang April.

Guterres will Antisemitismus bekämpfen

UN-Generalsekretär Antonio Guterres rief zum Kampf gegen Judenfeindlichkeit auf. Am Sonntagabend sagte er in New York vor der Vollversammlung des Jüdischen Weltkongresses: "Sie können absolut sicher sein, dass ich als UN-Generalsekretär an der Frontlinie des Kampfes gegen Antisemitismus sein werde."

Er fügte hinzu: " Die moderne Form des Antisemitismus ist es, Israel das Existenzrecht zu verweigern." Die Vereinten Nationen würden alles tun, "damit Antisemitismus verurteilt und falls möglich, vom Gesicht der Erde getilgt wird." Den Holocaust bezeichnete Guterres als "das abscheulichste Verbrechen in der Geschichte der Menschheit."

rk/kle (afp, dpa, kna, ap, rtr)

 

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