Videospiele verändern die Kultur - on- und offline. Das Victoria and Albert Museum in London erkundet mit einer neuen Ausstellung, wie Computerspiele als Objekte des digitalen Designs wirken.
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Videospiele: Bahnbrechendes Design?
Videospiele nehmen Einfluss auf die Kultur - on- und offline. Das Victoria and Albert Museum in London untersucht mit einer neuen Ausstellung, wie Computerspiele als Objekte des digitalen Designs wirken.
Bild: Victoria & Albert Museum
Mehr als nur ein "Spiel"
Games eröffnen Spielern die Möglichkeit, ungewohnte Rollen einzunehmen. Es gibt Videospiele, die brandaktuelle gesellschaftliche Debatten aufgreifen, wie z.B. "Mafia 3", in dem ein afroamerikanischer Protagonist mit allen möglichen sozialen Herausforderungen konfrontiert wird, inklusive ungezügeltem Rassenhass vom Ku-Klux-Klan in den USA.
Bild: DW/Sertan Sanderson
Facettenreiche Games
Ein ganzer Raum der Ausstellung "Videogames: Design/ Play/ Disrupt." im Victoria & Albert Museum (V&A) in London ist sozialen und politischen Dimensionen von Videospielen gewidmet und wie sie es schaffen, neue Perspektiven zu eröffnen - oder eben nicht. Von Genderthemen und sexueller Identität über Rassismus bis zur Sprache.
Bild: Peter Kelleher
Sexismus in der Spielewelt
Echte Probleme der Videospielbranche werden auch benannt: Zwei Drittel der Führungspositionen sind mit heterosexuellen, weißen Männern besetzt. Auch erfolgreiche weibliche Game-Designer, wie die in New York lebende Jenny Jiao Hsia, sind eher die Ausnahme als die Regel.
Bild: Victoria & Albert Museum
Hommage an frühere Ästhetik
Manche Games investieren sehr viel in ihr Design: Das Computerspiel "Kentucky Route Zero" setzt Akzente mit brutalistischer Architektur und entsprechendem Design und versetzt so Spielerinnen und Spieler in eine Art Film noir. Darüber hinaus arbeiteten die Entwickler sehr kreativ mit 3D-Grafiken und optischen Täuschungen.
Bild: Victoria & Albert Museum
Ein Planet pro Kopf
Wie extrem manche Videospiele im Erschaffen von Welten werden können, demonstriert "No Man's Sky" von 2016: Hier können Game-Gourmands Science-Fiction-Szenarien erforschen. Jeder Planet hat jeweils sein Ökosystem mit eigener Flora und Fauna und unterschiedlichen Lebewesen.
Bild: Victoria & Albert Museum
Ein Universum an Universen
Alle Aspekte des Game-Designs werden in der Ausstellung akribisch untersucht. Eine ganze Videowand ist allein der Akzentsetzung durch die Farben in "No Man's Sky" gewidmet. Mehr als eine Quintillion Planeten (10 hoch 30) können Gamer in diesem Spiel besuchen.
Bild: DW/Sertan Sanderson
Einfluss auf die Populärkultur
Die Spiele-Industrie ist heute Brötchengeber für eine rasant wachsende Gruppe von Menschen. Ob Design, Programmierung, Marketing oder Werbeartikel - die Beschäftigung rund um Spieleentwicklung ist heute fast ebenso groß wie die rund um Hollywood oder Popmusik. Da die Zugangsschwellen sinken, werden weiterhin steigende Zahlen erwartet - bei Konsumenten wie Entwicklern.
Bild: Peter Kelleher
Die Fragestellung der Kuratorin
Kuratorin Marie Foulston gibt gerne zu, dass "Videogames: Design/ Play/ Disrupt" nicht die erste Ausstellung über Computerspiele ist, sie sei aber "die erste ihrer Art", dadurch, dass sie das Design zur Ausgangsfrage der Betrachtung mache. "Das ist der kuratorische Ansatz. Und wir hoffen, damit den herkömmlichen Blick auf Computerspiele infrage zu stellen."
Bild: DW/Sertan Sanderson
Eine neue Art von Sportevent
Das Kompetitive war immer schon Teil von Videospielen, aber eSports füllen mittlerweile ganze Stadien. Im Bild zu sehen ist das Finale der eSports- Weltmeisterschaften 2017 im Nationalstadium Peking. Die Größen der Szene werden in Gamerkreisen wie Superstars gefeiert.
Bild: Riot Games, Inc.
Auf neue Weise Digitales bewahren
Es ist ein starker Kontrast: die Inhalte der Ausstellung und das klassisch viktorianische Gebäude in South Kensington, in dem das V&A seinen Sitz hat. Aber sie ist Teil eines umfassenden Bemühens der Abteilung "Design, Architektur und Digitales", Wege zu finden, digitale Objekte zu bewahren. "Videogames: Design/Play/Disrupt" ist noch bis zum 24.02.2019 im Victoria & Albert Museum zu sehen.
Bild: DW/Sertan Sanderson
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Videospiele sind längst nicht mehr nur Teil einer Subkultur, sondern werden inzwischen regelmäßig von jedem Vierten gespielt. Und das, obwohl es sie seit nicht einmal 50 Jahren gibt.
"Videospiele sind heutzutage sehr universell", sagte Tristram Hunt, Direktor des Victoria and Albert Museum in London, im Vorfeld der Ausstellung "Videogames: Design/Play/Disrupt", die noch bis zum 24. Februar 2019 zu sehen ist, und mit der das innovative Design von Spielen gewürdigt werden soll.
Laut Hunt sei dieser junge Design-Bereich "außergewöhnlich tiefgründig und interaktiv" und eine "seltene Möglichkeit, dass sich Kunst, Illustration, Handwerk, Architektur, Literatur, Kino - und sogar Mode und Musik - zusammenfinden".
Blick hinter die Kulissen
Die Besucher der Ausstellung erhalten beinahe den Eindruck, sich selbst in einem Videospiel zu befinden. Auf labyrinthähnlichen Wegen laufend erhalten sie Einblick in die Geschichte und den Gestaltungsprozess von Videospielen: von originalen Prototypen über frühe Charaktere bis hin zu handgezeichneten Storyboards gibt es einiges zu sehen.
Die Ausstellung verdeutlicht zudem, dass an den detailreichen Spielen von heute mehrere hundert Leute beteiligt sind - ähnlich wie bei der Produktion eines Hollywood-Streifens. Der enorme Aufwand, der mit der Entstehung solcher Spiele verbunden ist, spiegelt sich auch im Motto der Schau wider, einem Zitat von Frank Lantz, Leiter des Spiele-Zentrums der Universität New York: "Ein Spiel zu machen ist eine Kombination aus den Schwierigkeiten, denen man beim Brückenbau begegnet und denen, die bei der Komposition einer Oper auftreten. Videospiele sind im Grunde aus Brücken bestehende Opern."
Die Macht der User
Der Hauptunterschied von Videospielen zu anderen Formen des Storytellings besteht darin, dass der User selbst zur agierenden Person wird. Für viele macht das den Reiz aus.
Spieleentwicklern ist es dadurch erlaubt, sich Figuren auszudenken, die sämtliche Fantasien der Nutzer erfüllen. Die Spieler können eine Elfe oder ein Ork sein. Sie können den Weltraum auf einem Besenstiel erkunden oder sogar die eigenen sexuellen Vorlieben erforschen. Für jeden ist etwas dabei; das Limit sind einzig und allein die Grenzen der Vorstellungskraft der Entwickler. Auch darüber erfährt man etwas in der Ausstellung des Victoria and Albert Museum.
So ist es kein Wunder, dass viele, die gerne zocken, auch selbst irgendwann Spiele entwickeln. Dank zahlreicher neuer digitaler Plattformen ist es einfacher denn je, seine eigene Welt mit Figuren und Abenteuern zu kreieren - und das ganz ohne Know-how im Programmieren.
Sexismus und Gewalt
Das V&A thematisiert aber auch die Schattenseiten der Spiele-Industrie, wie zum Beispiel die Tatsache, dass es nur wenige Spieleentwicklerinnen gibt, Männer und Frauen stark stereotyp dargestellt werden oder Frauen in Spieler-Foren abwertend begegnet wird.
Doch Frauen sind nicht die einzigen, die unterrepräsentiert sind, wie eine Serie von Interviews, die die Ausstellung zeigt, deutlich macht: Mehr als zwei Drittel der Führungskräfte in der Spieleindustrie sind heterosexuelle, weiße Männer - und das trotz der riesen Popularität auf einigen der asiatischen Märkte.
Ein anderer häufig genannter Kritikpunkt an den Spielen ist die vorkommende Gewalt. Einige machen sie für Gewalttaten in der Realität verantwortlich, vor allem dann, wenn Schusswaffen zum Einsatz kamen. Dabei ist der Zusammenhang zwischen Spiel und aggressivem Verhalten wissenschaftlich nicht bewiesen, erklärt die Ausstellung.
Soziale Komponente
Neben den negativen Aspekten der Videospiel-Kultur beleuchtet das V&A aber auch die positiven Effekte der Games. Offline haben sie das Potenzial Menschen zusammenzubringen - sei es im Rahmen von Cosplay-Veranstaltungen oder bei immer beliebteren Do-it-yourself-Treffen, bei denen die Leute gemeinsam Spielhallen-Geräte bauen.
Kuratorin Marie Foulston sagt über die Ausstellung: "Wir blicken nicht nostalgisch zurück in die Vergangenheit, sondern auf das Hier und Jetzt, das, was im Moment passiert. Und das ist aufregend."