Integration in den Arbeitsmarkt läuft besser
11. September 2019Auf dem Titelblatt des druckfrischen Malteser-Integrationsberichts steht ein junger Mann in blauer Latzhose vor einer Werkbank. Er sieht zufrieden aus. Und laut des 130 Seiten langen Reports kann er das auch sein. Von "erstaunlichen Fortschritten" ist die Rede, wenn es um die Lage der Zuwanderer auf dem deutschen Arbeitsmarkt geht.
In der aufgeheizten Debatte um Migration will der Bericht vor allem eines: Fakten liefern. Herausgeber ist der katholische Malteser-Hilfsdienst. Für den wissenschaftlichen Teil ist das Walter-Eucken-Institut verantwortlich. Dessen Direktor Lars Feld kommt zu dem Schluss: "Die Integration der jüngeren Jahre, nicht zuletzt die Flüchtlingsintegration, ist besser gelungen als anfangs gedacht."
Gute Nachrichten, die vor allem die Eingliederung in den Arbeitsmarkt betreffen. Besonders Zuwanderer aus den acht Hauptfluchtländern (Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia, Syrien) schneiden überraschend gut ab. Verglichen mit April 2017 hat sich die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in dieser Gruppe mehr als verdoppelt. Sie lag damit im April 2019 bei rund 312.000 Personen.
Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Annette Widmann-Mauz, wertet das als Erfolg. "Die Entwicklung in den vergangenen vier Jahren ist deutlich besser als es die Arbeitsmarktexperten vorhergesagt haben", sagte sie der "Rheinischen Post".
Deutschland sicherer als eingeschätzt
Auch in der Bevölkerung wächst der Optimismus - zumindest was die wirtschaftlichen Folgen der Zuwanderung angeht. 36,1 Prozent sehen den Zuzug von Schutzsuchenden als Chance für die Wirtschaft. Das sind 9 Prozent mehr als noch im Jahr 2016. Grund dafür seien dem Bericht zufolge die voranschreitende Integration in den deutschen Arbeitsmarkt und die abnehmende Anzahl an Asylsuchenden.
Doch zeitgleich ist die Zahl der Menschen, die sich um die Sicherheit des Landes sorgen, weiter gestiegen. Im letzten Jahr schätzten 71,6 Prozent den Zuzug von Asylsuchenden als Risiko ein. Das sind rund zwei Prozent mehr als 2016.
Dabei sei Deutschland sehr viel sicherer als ein Großteil der Bevölkerung es einschätze - nicht nur im Kontext von Migration, sondern auch allgemein. Die Kriminalitätsrate ist auf mehrere Jahre gesehen rückläufig. Während im Jahr 2009 knapp sechs Millionen Straftaten polizeilich erfasst wurden, waren es 2018 noch etwa 5,4 Millionen Vergehen. Im vergangenen Jahr wurden dabei insgesamt 1,93 Millionen Tatverdächtige ermittelt. 69,5 Prozent davon waren deutsche Staatsbürger, 30,5 Prozent Nichtdeutsche.
Immigration ist "bewältigbar"
Der erste Malteser Migrationsbericht erschien im Jahr 2017. Er untersuchte unter anderem, welche Auswirkungen die Aufnahme der Geflüchteten auf das Finanzsystem habe. Demnach würden die Asylsuchenden dann zur zusätzlichen Belastung, wenn ihr Potenzial nicht in den Arbeitsmarkt eingebracht werde. Drei Jahre später folgt nun eine erste Bilanz: Die Integration der Geflüchteten in den Arbeitsmarkt geht schneller voran als geplant. Außerdem hätten die damaligen Modelle mit einer zu hohen Zuwanderungsrate gerechnet.
Dadurch verringern sich die Sozialausgaben zusätzlich. Karl Prinz zu Löwenstein vom Malteserorden fasst zusammen: Der Bericht spreche dafür, "dass die Immigration - nicht nur, aber insbesondere auch die von Geflüchteten - für Deutschland zu bewältigen ist. Dies gilt insbesondere für die Finanzen."