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Integrationsklima gut - Bereitschaft mäßig

10. September 2014

Auf dem Papier halten viele Menschen die Gleichberechtigung von Migranten und Minderheiten für eine gute Sache. Fragt man jedoch konkret nach, offenbaren sich auch tiefe Vorurteile.

Migranten im Sprachkurs (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Eine Mehrheit der Bürger plädiert zwar für eine bessere Eingliederung von Migranten in Deutschland, wie eine Studie der Universität Bielefeld ergab. Bei der Umsetzung dieses Ziels im Alltag blieben jedoch viele Deutsche reserviert und hingen an alten Vorrechten. "Geht es um die Frage, wer sich auf wen zu bewegen soll, wird von vielen Befragten doch wieder auf die einseitige Anpassungsleistung, die Assimilation der Einwanderer, bestanden", erklärte die Studien-Koordinatorin Madlen Preuß.

Zudem überschätzen viele Befragte ihre Integrationsbereitschaft und Toleranz, wie aus der Studie des Instituts für Interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung an der Bielefelder Hochschule hervorgeht. So vertrat knapp ein Drittel der Befragten einerseits die Auffassung, dass Neuhinzugekommenen die gleichen Rechte zustünden, stimmte aber gleichzeitig auch der Aussage zu, dass Neunankömmlinge "sich erst einmal mit weniger zufrieden geben" sollten.

Vorurteile halten sich hartnäckig

Die Untersuchung ergab auch, dass Vorbehalte gegen Minderheiten wie Sinti und Roma, Asylbewerbern und Muslimen weiterhin verbreitet sind. Mehr als jeder fünfte Befragte äußerte gegenüber diesen Gruppen starke Vorurteile und Ablehnung. Auch antisemitische und rassistische Agitation finden demnach weiter Anklang in der deutschen Bevölkerung: Mindestens jeder zehnte Bürger stimmte in der Befragung einer "natürlichen Hierarchie zwischen Völkern" zu und unterstellte zugleich Juden, sie würden von der Holocaust-Vergangenheit profitieren wollen.

Rund acht Prozent der Befragten stimmten der Aussage zu, dass Migranten in die Heimat zurückkehren sollten, wenn die Arbeitsplätze knapp werden. Häufig würden die Befragten, die solche Vorurteile pflegten, auch andere Minderheiten ablehnen, wie etwa Obdachlose oder Menschen ohne Arbeit, so das Fazit der Wissenschaftler.

Alt geworden in der Fremde: Seniorinnen in Frankfurt am MainBild: picture-alliance/dpa

Die Migrationsbeauftragte des Bundes, Aydan Özoguz (SPD), sagte: "Mich besorgt der Befund, dass viele Befragte ihre persönliche Integrationsbereitschaft und Toleranz überschätzen." Auf der einen Seite seien die grundsätzlichen Angaben zur eigenen Toleranz, Anerkennung und Wertschätzung gegenüber Menschen mit Migrationshintergrund erfreulich hoch. "Wenn es aber darum geht, konkrete Integrationsanstrengungen zu unternehmen, dann wird die Verantwortung hierfür mehrheitlich den Einwanderern zugeschrieben", kritisierte sie. Offenbar betrachteten viele Menschen Integration immer noch nicht als einen wechselseitigen Prozess der Veränderung. Der innenpolitische Sprecher der Grünen, Volker Beck, nannte die Ergebnisse der Studie "erschreckend".

Unter dem Titel "Zugleich - Zugehörigkeit und Gleichwertigkeit" wurden von der Forschergruppe an der Universität Bielefeld rund 2000 Menschen zu ihrer Einstellung gegenüber Migranten und Minderheiten befragt. Die Studie wurde von der gemeinnützigen privaten Stiftung Mercator gefördert, die seit 1996 Projekte in Forschung und Bildung sowie zur internationalen Verständigung initiiert, entwickelt und finanziert.

qu/gri (dpa, epd)

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