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Internationale Filme auf der Oscar-Shortlist

Sarah Hucal
10. Februar 2021

Auf den Shortlists in neun Kategorien stehen Filme aus Mexiko, Rumänien und dem Iran. Gelingt es ihnen, an den Oscar-Erfolg von "Parasite" anzuknüpfen?

Filmstill aus dem Oscar-nominierten Film "I Am No Longer Here"
Der Film "I'm No Longer Here" vertritt Mexiko bei der Oscarverleihung 2021 als bester Internationaler FilmBild: Netflix via AP/picture alliance

In einer Zeit, in der sich viele Menschen weltweit im Lockdown befinden, sind Filme in gewisser Weise zur einzigen Möglichkeit geworden, die Welt zu bereisen, andere Kulturen kennenzulernen - wenn auch nur vom Sofa aus. Glücklicherweise war 2020 ein spannendes Jahr für all die Filme, die außerhalb der USA gedreht wurden. Das zeigt sich in der Oscar-Vorauswahl für den besten internationalen Film, die am 10. Februar bekanntgegeben wurde.

Fünfzehn Filme aus der ganzen Welt gehen ins Rennen um den besten internationalen Film, der bis 2019 noch "Bester fremdsprachiger Film" hieß. Am 15. März werden dann die fünf endgültigen Nominierten für den Oscar bekanntgegeben. Die Preisverleihung findet am 25. April in Hollywood statt. Auch die Shortlists für weitere Kategorien wie den besten Dokumentarfilm, den besten Song, die beste Filmmusik, die besten visuellen Effekte sowie das beste Make-up und die besten Frisuren wurden verkündet. 

Ein Jahr nach dem Erfolg von "Parasite"

2021 liegt auf der Verleihung des Preises für den besten internationalen Film ein besonderes Augenmerk. Der Gewinner von 2020, der südkoreanische Film "Parasite" von Regisseur Bong Joon-Ho, hat die Latte hochgelegt. Die Tragikomödie holte sich nicht nur die Trophäe als bester internationaler Film, sondern auch in fünf weiteren Kategorien, die normalerweise US-amerikanischen Filme vorbehalten sind, darunter Bester Film, Bester Regisseur und Bestes Originaldrehbuch.

Vielfach ausgezeichnet: "Parasite" von Regisseur Bong Joon-Hos Bild: Getty Images/A. Sussman

Südkoreanische Filme stehen in diesem Jahr nicht auf der Shortlist. Doch mehrere Filme aus Ostasien haben es geschafft, zum Beispiel das taiwanesische Krimi-Drama "A Sun" des renommierten Regisseurs und Kameramanns Chung Mong-Hong. Das Magazin Variety bezeichnete ihn als den besten Film des Jahres 2020. Umso erstaunlicher, dass der Streamingdient Netflix, der "A Sun" im Angebot hat, kaum Werbung dafür macht.

Ebenfalls in die Vorauswahl hat es der dänische Film "Der Rausch" mit dem Schauspieler Mads Mikkelsen geschafft, der durch seine Rolle als James-Bond-Bösewicht international bekannt wurde. In der düsteren, doppelbödigen Sozialsatire beschließt eine Gruppe ausgebrannter Lehrer-Freunde mittleren Alters, ein "Trinkexperiment" über die Auswirkungen von Alkohol am Arbeitsplatz durchzuführen. Der Film, der seine Premiere auf dem Toronto Film Festival 2020 feierte, wurde letzte Woche ebenfalls für die Golden Globes nominiert und gewann vier Preise beim Europäischen Filmpreis, unter anderem für den besten Film.

Lateinamerikanische Filme auf der Shortlist

Ebenfalls mit dabei ist die Netflix-Produktion "I'm No Longer Here", die bewegende Geschichte eines Teenagers aus Mexiko mit einer Leidenschaft für Cumbia-Musik. Als er und seine Familie von lokalen Gangs ins Visier genommen werden, flüchtet er nach New York, wo das Leben alles andere als einfach ist. Ein weiterer spanischsprachiger Film, "Lloronas Fluch", macht sich ebenfalls Hoffnung auf eine Auszeichnung. Die zeitgenössische Nacherzählung einer lateinamerikanischen Volkssage, in der sich Horror und Politdrama miteinander verschränken, könnte die erste Nominierung für einen guatemaltekischen Film sein. 

Zum zweiten Mal auf der Shortlist: Komponist und Pianist Volker Bertelmann alias HauschkaBild: Horst Ossinger/picture alliance

Auch andere Länder, die noch nie am Wettbewerb teilnahmen, wie Rumänien oder Tunesien, haben es in die Shortlist geschafft. Ebenso wie Bosnien-Herzegowina, Chile, Tschechien, Iran, Norwegen und Russland.

Oscar-Chancen für Deutsche? 

Obwohl es Deutschland in diesem Jahr nicht auf die Shortlist für den besten internationalen Film geschafft hat, können der deutsche Kurzfilm-Regisseur Max Lang und der deutsche Komponist Volker Bertelmann noch auf einen Oscar hoffen. Max Langs animierter Kurzfilm "The Snail and the Whale" schaffte es in die Shortlist für den besten animierten Kurzfilm. Zweimal war er bereits in dieser Kategorie nominiert, aber eine der begehrten goldenen Statuen hat er noch nicht verliehen bekommen. Bertelmann, der den Künstlernamen Hauschka trägt, schrieb zusammen mit dem US-amerikanischen Musiker Dustin O‘Halloran die Musik zum Liebesdrama "Ammonite", welche in der Kategorie Beste Filmmusik in die Vorauswahl gekommen ist. Die beiden Künstler waren schon 2017 für ihre Musik im Film "Lion" auf der Shortlist, schafften es aber nicht unter die finalen Nominierten.Unter den Komödien sticht "Borat Anschluss Moviefilm" von Sacha Baron Cohen hervor. Der provokante Song "Wuhan Flu", den sein Charakter im Film mit Verschwörungstheoretikern schreibt, könnte sogar einen Oscar gewinnen. Das Lied muss sich dafür aber gegen den Titelsong des Films "Eurovision Song Contest: The Story of Fire Saga" des US-amerikanischen Schauspielers und Filmproduzenten Will Ferrel durchsetzen.

Bringt einen auch in schwierigen Zeiten zum Lachen: Komiker Sacha Baron Cohen als "Borat"Bild: Everett Collection/picture alliance

Spannende Dokumentarfilme

Fünfzehn Dokumentarfilme haben es ebenfalls auf die Shortlist geschafft, ausgewählt aus 238 Einreichungen. Die Filme decken ein breites Themenspektrum ab. Da wäre "Welcome to Chechnya", eine Dokumentation über die Verfolgung und Folterung von Homosexuellen in Tschetschenien, genauso wie die US-Produktion "MLK/FBI" über die Spurensuche des FBI gegen den ikonischen Bürgerrechtler Martin Luther King Jr. Eine weitere, äußerst zeitgemäße Wahl ist die des Dokumentarfilms "76 Days" über die ersten Monate der Corona-Pandemie in Wuhan, China.

Die 93. Verleihung der Oscars wird live im amerikanischen Fernsehen auf dem Sender ABC sowie in mehr als 200 Ländern am 25. April 2021 ausgestrahlt. Ursprünglich hatte sie am 28. Februar stattfinden sollen, wurde aber wegen der Pandemie verschoben. Normalerweise findet die große Gala im Dolby Theatre in der US-Westküstenmetropole Los Angeles statt. Da die Stadt jedoch besonders stark von der Corona-Pandemie betroffen ist, soll die Verleihung diesmal von mehreren Orten übertragen werden.

Es ist nicht das erste Mal: Bereits 1953 - als die Verleihung erstmalig im Fernsehen übertragen wurde - fand sie in Los Angeles und New York statt. 

Dies ist eine aktualisierte Fassung des ursprünglichen Artikels.

 

Adaption: Maria John Sánchez

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