Internationale Handelsketten in Tschechien und der Slowakei auf dem Vormarsch
15. März 2002Die internationalen Handelsketten sind weiter auf dem Vormarsch: In Tschechien belegen sie unter den Top Ten der größten Einzelhändler die ersten acht, in der Slowakei die ersten drei Plätze. Auch in den vier mitteleuropäischen EU-Kandidaten-Ländern (Polen, Tschechien, Slowakei und Ungarn) dominieren zusammengerechnet die ausländischen Unternehmen. Das berichtet die tschechische Fachzeitschrift "Moderni obchod" (Moderner Handel) in ihrer jüngsten Ausgabe.
Deutliche Umsatzsteigerungen können in Tschechien vor allen Dingen Unternehmen vermelden, die rechtzeitig auf den Trend zu großen Einkaufszentren setzten. Platz eins hält im Jahr 2001 die zur Metro-Gruppe gehörende Makro C&C CR s.r.o. mit einem Umsatz von 32 Milliarden Kronen, das war eine Steigerung von 16 Prozent. Makro will in diesem Jahr seine neun Cash & Carry-Märkte um einen zehnten in Pilsen ergänzen.
Um 26 Prozent auf 29,6 Milliarden konnte sich die Ahold Czech Republic a.s. von der Royal Ahold steigern, die Platz zwei belegte. Auf den weiteren Plätzen folgen Kaufland CR v.o.s. (Gruppe Lidl & Schwarz), die Experten von "Moderni obchod" schätzen den Zuwachs auf elf Prozent und den Umsatz auf 21 Milliarden Kronen, bei Rewe gehen sie von einem Zuwachs von vier Prozent auf einen Gesamtumsatz von 20,4 Milliarden Kronen aus.
Die Tesco Stores CR a.s. konnten der Fachleute zufolge um 20 Prozent auf 19 Milliarden zulegen, Tengelmann wuchs um zwölf Prozent auf 15 Milliarden; Globus CR k.s. hatte Wachstumsraten von 21 Prozent und kam auf einen Umsatz von 14,6 Milliarden Tschechische Kronen.
Am erfolgreichsten waren Carrefour CR s.r.o. - mit einer geschätzten Steigerung von 45 Prozent kam die Gesellschaft auf 8,7 Milliarden Kronen Umsatz; Carrefour hat in den letzten Jahren auf Expansion durch große Hypermärkte gesetzt (2000 hatte man sechs, im vergangenen Jahr waren es sieben) und wurde für die neu Strategie belohnt. Spar c.obch.s.r.o. legte schätzungsweise um 62 Prozent zu und kam auf sechs Milliarden Tschechische Kronen Umsatz; auch diese Firma setzte auf Hypermärkte und Ausweitung: 2000 hatte man sieben große Einkaufszentren der Marke Interspar, im letzten Jahr waren es schon elf.
Einziges tschechisches Unternehmen unter den ersten zwölf war auf Rang neun die Geco Tabak (9,1 Milliarden Umsatz), die in hundert Einzelhandelsgeschäften und zehn Großhandelsgeschäften Tabkawaren und Presseerzeugnisse vertreibt.
Wenig erfolgreich verlief, nach Hochrechnung der tschechischen Experten, das Jahr für zwei schon lange in Tschechien tätige Unternehmen, die offensichtlich den Trend verschlafen hatten und ihr altes Supermarktgeschäft mit vielen Filialen im Großen und Ganzen wie gewohnt weiter betreiben wollten - Delvita a.s. (von der Gruppe Delhaize Le Lion) sackte um vier Prozent auf 11,4 Milliarden Kronen ab; die Gruppe hat 92 Supermärkte und Selbstbedienungsläden sowie einen Discount-Laden. Julius Meinl stagnierte bei 7,3 Milliarden Kronen Umsatz; die Gruppe verkaufte in 94 Supermärkten und einem großen Supermarkt.
Insgesamt schreitet die Konzentration im tschechischen Einzelhandel voran, die ersten zehn Firmen konnten in 2001 ihren Umsatz um 14 Prozent steigern.
Die westlichen Handelsgesellschaften haben sich mit einiger Verzögerung in der Slowakei etabliert, hier sind fünf ausländische Unternehmen unter den Top Ten zu finden. Unangefochtener Marktführer ist Tesco Stores SR a.s. mit einem Jahresumsatz von schätzungsweise 13,6 Milliarden Slowakische Kronen (im Vorjahresvergleich ein Plus von 20 Prozent), auf Platz zwei liegt Metro Cash & Carry Slovakia s.r.o. mit 8,2 Milliarden Kronen, auf Platz drei Billa s.r.o. mit 6,2 Milliarden Slowakischer Kronen Umsatz (plus 51 Prozent).
Mit deutlichem Abstand folgt auf dem vierten Platz die slowakische Prima Zdroj Holding a.s, sie bringt es auf 4,1 Milliarden; Platz fünf belegt Carrefour SR s.r.o. (vier Milliarden), gefolgt von Kaufland SK v.o.s. (3,8 Milliarden), Platz sieben nimmt die slowakische M-Market a.s. ein (3,6 Milliarden Umsatz).
Auffallend ist, dass die ausländischen Gruppen ihren hohen Umsatz mit vergleichsweise wenigen Verkaufsstellen machen (Carrefour und Metro haben je vier Märkte, Billa insgesamt 39), während die slowakischen Mitbewerber ein vergleichsweise großes (Prima 83, M-Market 172 Verkaufsstellen), doch offensichtlich weniger effektives Netz betreuen müssen.
Ein Blick auf die vier EU-Kandidaten Polen, Tschechien, Ungarn und die Slowakei bestätigt den allgemeinen Trend: Die westlichen Handelsketten haben mit ihrem Know-how und den neu gebauten Märkten die Konsumgewohnheiten radikal geändert und sich durchweg Spitzenplätze erobert. Unter den Top Ten des Einzelhandels war in Polen Anfang vergangenen Jahres keine einzige einheimische Firma, in Ungarn waren es gerade zwei, Tschechien hatte zum Jahresbeginn 2002 eine Firma unter den zehn Marktführern, die Slowakei immerhin noch fünf. (ykk)