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Sudanesischer Ex-Milizenchef zu 20 Jahren Haft verurteilt

9. Dezember 2025

In einem blutigen Konflikt in der sudanesischen Region Darfur starben vor 20 Jahren Hunderttausende Menschen. Ein damaliger Milizenchef wurde nun vom Internationalen Strafgerichtshof wegen Kriegsverbrechen verurteilt.

Internationaler Strafgerichtshof Den Haag 2025 | Urteilsverkündung gegen Ali Kuscheib wegen Kriegsverbrechen
Muss für 20 Jahre hinter Gitter: Ali Muhammad Ali Abd-Al-Rahman alias Ali KuscheibBild: Peter Dejong/ANP/picture alliance

Der Angeklagte Ali Muhammad Ali Abd-Al-Rahman sei verantwortlich für Verbrechen von "unvorstellbarer Grausamkeit", sagte die Vorsitzende Richterin Joanna Korner am Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag. Er war bereits im Oktober von den Richtern wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig gesprochen worden - darunter Mord, Vergewaltigungen und Folter.

Der 76-Jährige stand teilnahmslos im Gerichtssaal, während die Richterin das Strafmaß verlas. Es war das erste Urteil des Weltstrafgerichtes zu den Verbrechen in Darfur.

Der auch als Ali Kuscheib bekannte Angeklagte war dem Gericht zufolge einer der wichtigsten Anführer der von der Regierung im Sudan unterstützten Dschandschawid-Miliz, die in den 2000er-Jahren die sudanesische Regierung bei ihrem Vorgehen gegen Rebellen in Darfur unterstützte.

In der westsudanesischen Region kämpften nicht-arabischsprachige Rebellen gegen die von der arabischsprachigen Mehrheit dominierte Regierung des damaligen Präsidenten Omar al-Baschir. In dem Konflikt wurden nach UN-Angaben 300.000 Menschen getötet und 2,5 Millionen vertrieben.

Alle Vorwürfe zurückgewiesen

Das Urteil fiel milder aus, weil sich Abd-Al-Rahman freiwillig dem Gericht gestellt hatte und auch wegen seines hohen Alters von 76 Jahren. Die Verteidigung hat bereits Berufung eingelegt. Die Anklage hatte lebenslange Haft gefordert. 

Der Internationale Strafgerichtshof in Den HaagBild: Peter Dejong/AP/picture alliance

Die Untersuchungshaft wird auf die Strafe angerechnet. In welchem Land Abd-Al-Rahman die Haft verbüßen wird, ist noch nicht bekannt.

Der ehemalige Milizenführer hat alle Vorwürfe zurückgewiesen. Er hatte sich im Sommer 2020 dem Gericht gestellt. Zahlreiche Zeugen hatten ihn identifiziert und in dem Prozess detailliert Massenmorde, Folter, Vergewaltigungen und Plünderungen geschildert.

Vor gut 20 Jahren war der Bürgerkrieg in Darfur ausgebrochen. Der UN-Sicherheitsrat hatte den IStGH mit der strafrechtlichen Verfolgung der Massaker von Darfur beauftragt. Bisher gab es nur diesen einen Prozess.

Gewalt im Sudan hält an

Auch aktuell gibt es regelmäßig Berichte über Massaker und Vergewaltigung als Kriegswaffe aus Darfur. Die Miliz RSF, deren Mitglieder in der Tradition der Dschandschawid stehen, führt seit zweieinhalb Jahren einen blutigen Machtkampf gegen die Regierungsarmee und kontrolliert nach der Einnahme der Stadt al-Faschir in Nord-Darfur alle wichtigen Städte der Region.

Nach dem Fall von al-Faschir kam es zu Massenerschießungen, wie geflohene Überlebende berichteten. Auf der Flucht wurden zahlreiche Einwohner der Stadt Opfer von Gewalt. Hilfsorganisationen berichten von massiver sexueller Gewalt an Frauen und Mädchen während der Flucht und nach der Einnahme der Stadt.

Der Anti-Rassismus-Ausschuss der UN verurteilte die ethnisch motivierte Gewalt im Sudan. Opfer seien vor allem Angehörige der Gemeinschaften der Fur, Masalit und Zaghawa, erklärte das Gremium in Genf.

gri/jj (dpa, afp, kna, epd)

Redaktionsschluss: 17.30 Uhr (MEZ) - dieser Artikel wird nicht weiter aktualisiert.

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