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Internationaler Tag der Menschenrechte: Gewalt gegen Frauen

Martina Bertram10. Dezember 2015

Weltweit sind Frauen auf der Flucht. Vor Kämpfen und Armut, aber auch vor Männern und Gewalt. Ein Gespräch mit Lateefa Jaafar, verantwortlich für das Frauenmagazin der DW-Haussa-Redaktion, zur Lage in Nigeria.

Lateefa Ja'Afar, Haussa-Redaktion
Bild: DW / M. Müller

Sie waren als Journalistin in Nigeria tätig, jetzt in Deutschland: Wie erleben Sie die Erwartungen an Sie als Journalistin - hier wie dort?

Ich komme aus Kano, aus dem Norden Nigerias. Bei meinem früheren Arbeitgeber Freedom-Radio, waren wir Frauen im Newsroom in der Überzahl. Draußen als Reporter sind in Nigeria generell eher Männer unterwegs. Das ist in Deutschland anders, hier mache ich alles, recherchiere und berichte von Ereignissen, organisiere meine Interviews und moderiere. In Deutschland läuft man weniger Gefahr, Gewalt zu erfahren, wenn man etwa über eine Demonstration berichtet.

Wie gleichberechtigt leben Frauen in Nigeria?

Frauen oder Mädchen leben nicht gleichberechtigt. Nicht so wie es sein sollte. Das liegt an Strukturen, an denen Teile der Gesellschaft leider vehement festhalten. Da herrschen noch Dogmen, die männlich geprägt und dominiert sind, wonach Frauen und Mädchen minderwertig sind. Das führt dazu, dass Eltern ihre Töchter bereits entsprechend behandeln. Da gedeiht unter dem Deckmantel von Kultur und Tradition die blanke Unterwerfung. Immerhin hat Nigeria in diesem Jahr ein Gesetz zur Ächtung von weiblicher Genitalbeschneidung erlassen. Es ist zu früh, um zu sagen, wie erfolgreich das ist. Aber es ist ein Zeichen für alle Länder Afrikas.

Welche Formen von Gewalt müssen Frauen in Nigeria fürchten?

Es gibt häusliche Gewalt, Vergewaltigung, Zwangsprostitution – und es gibt Gesetze dagegen. Aber solange es Korruption gibt und ein Täter nur Geld haben muss, solange bleiben diese Taten ungesühnt. Und das spricht sich herum und gefährdet Frauen noch mehr. Insofern wirkt Korruption als Brandbeschleuniger von Gewalt gegen Frauen und Mädchen.

Der Internationale Tag der Menschenrechte am 10. Dezember oder der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen am 25. November nehmen auch die Medien in die Pflicht. Wie können Medien daran mitzuwirken, das Übel zu beseitigen?

Menschen in Nigeria sind sehr medienaffin, informieren sich viel und fast überall, gern auch über das Radio. Das Thema Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist allerdings selten auf der Tagesordnung – zumal es auch in der Gesellschaft eher tabu ist. Beides muss sich ändern. Es fehlt oft das Unrechtsbewusstsein. Es fehlt auch an Courage. Wir brauchen mehr Mütter, die sich schützend vor ihre Töchter stellen. Wir brauchen mehr Journalisten, die nicht müde werden, dies zum Thema zu machen. Über Medien erreiche ich viele Menschen – Opfer wie Täter, Mittäter, Verwandte und Mitläufer, Unwissende und Ignoranten. Die Chance dürfen wir uns als Medienmacher nicht nehmen lassen.

Wo sehen Sie die Frauenrechte in Nigeria in 20 Jahren?

Frauenrechte brauchen mehr Frauen, die Rechte einfordern, etwa das Recht auf Bildung. Haben wir mehr Bildung, gibt es mehr Frauen, die nachhaltig und überzeugend das Unrecht an Frauen und Mädchen anprangern können. Und mehr Medien, in denen Menschenrechte und Bildung eine Rolle spielen. Wir haben dann mehr Frauen, die sich solidarisch fühlen und sich einsetzen, wenn Frauen Unrecht widerfährt. Ein guter Anfang ist mit Aisha Jummai gemacht. Sie ist eine der fünf weiblichen Minister im Kabinett von Präsident Buhari. Und gern gesehene Interviewpartnerin in meinem Magazin.