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Himmlische Kommunikation

Peter Philipp23. Januar 2007

Eine neue Technologie macht es möglich: Schon bald könnten Passagiere auch während des Fluges ihr Mobiltelefon benutzen und im Internet surfen. Die himmlische Kommunikation würde Fliegen viel attraktiver machen.

Flugzeug mit Kondensstreifen
Ring-Ring: Mobiltelefonieren soll bald auch im Flugzeug möglich seinBild: Bilderbox

Air France will die Technologie testen, der irische Billigflieger RyanAir hat sie bereits bestellt und andere werden sicher folgen, wenn die entsprechenden Genehmigungen vorliegen. Die Entwickler dieser Technologie, von der Firma OnAir in Genf, sind zuversichtlich. Man habe die bisherige Gefahrenquelle ausgeschaltet, denn die habe darin gelegen, dass ein Mobiltelefon sich immer wieder in ein Netz einklinken will und dabei viel und stark sendet. Man hat nun im Flugzeug ein abgeschirmtes Netz aufgebaut, das die Elektronik des Flugzeuges nicht stört und in das sich Mobiltelefone leicht und bei geringer Sendeleistung einloggen können.

Was so einfach klingt, ist in Wirklichkeit natürlich doch ein kompliziertes Verfahren, das aber das Passagierverhalten während eines Fluges von Grund auf verändern könnte. Dieser Meinung ist man jedenfalls bei Airbus - für die OnAir arbeitet.

Störung des Ruhebedürfnisses?

Die Begeisterung hat aber keineswegs alle erfasst. Michael Lamberty etwa, ein Sprecher von Lufthansa, bleibt vorsichtig. "Lufthansa ist da vergleichsweise zurückhaltend und das basiert darauf, dass wir unsere Fluggäste befragt haben - zuletzt im vergangenen Jahr - und die haben uns nun mit deutlicher Mehrheit gesagt, dass sie nicht möchten, dass wir das frei geben, weil sie dann die Gefahr sehen, zu sehr gestört zu werden und dieses Ruhebedürfnis, das respektieren wir natürlich." Deshalb habe Mobiltelefonieren an Bord - obwohl es technisch vergleichsweise einfach umsetzbar wäre - für Lufthansa nur eine geringe Priorität, so Lamberty.

'You've got Mail': Passagiere können in Zukunft E-Mails sendenBild: AP

Nun weiß man natürlich auch bei Lufthansa, dass Kommunikationsmöglichkeiten während des Fluges für den Passagier durchaus eine wichtige Angelegenheit sein können. Nur waren und sind die bisher angebotenen Satellitentelefone nicht besonders beliebt und ihre Nutzung auch sehr teuer. Und Tests mit einem Breitband-Zugang im Flugzeug, die die Firma Boeing durchführte, sind zur Jahreswende eingestellt worden: Zu klobig, zu schwer und zu teuer, war die Diagnose des Systems, das unter dem Namen Connexion eingeführt werden sollte. Lufthansa war selbst an Connexion interessiert, denn man räumt dem Internetzugang an Bord ähnlich große Bedeutung ein wie es die Passagiere tun: Eine überwältigende Mehrheit der Fluggäste hielt es für wichtig, während des Fluges Internetzugang zu haben.

Nervige Klingeltöne über den Wolken?

"Die Nutzung von Internet an Bord ist besonderes für Geschäftsreisende eine interessante Variante, weil die dann die Möglichkeit haben, ihr E-mail-Postfach zu 'checken' oder auch Unterlagen - die können ja durchaus auch vertraulicher Natur sein - zu verschicken", sagt Lamberty. Dies sei normalerweise geräuschlos möglich, sodass andere Passagiere dadurch nicht gestört würden, erklärt der Lufthansa-Sprecher den Unterschied zur Akzeptanz des Mobiltelefonierens an Bord.

Nun kann man längst nicht mehr klar trennen zwischen reinem Internetzugang und Mobiltelefonnutzung und die Vorteile etwa von SMS-Botschaften haben sich bis ins Bundeskanzleramt herumgesprochen, warum sollte man deswegen - die Sicherheit des Fluges vorausgesetzt - an Bord von Flugzeugen darauf verzichten? Denn letztlich sind die Einwände gegen die Einführung eines solchen Systems doch eher mit den Telefoniergewohnheiten verbunden: Dass nicht alle paar Minuten irgendein Telefon mit exotischem Klingelton Alarm schlägt und dass die Unterhaltungen in gemäßigtem Ton geführt werden. So ist es an Bord eines Flugzeuges ja auch nicht verboten, mit anderen Passagieren zu sprechen.

"Telefonierzonen einrichten"

Nachts soll niemand durch Klingeltöne gestört werdenBild: AP

Hierin liegt wohl eher das Problem. Und bei aller demonstrierten Zurückhaltung - Bei Lufthansa sieht man es letztlich ebenso: "In der Theorie haben wir uns auch mit diesen Detailthemen schon beschäftigt. Das heißt: Wie kann ich eine so genannte 'policy', also ein Verfahren entwickeln, dass andere dann möglichst nicht gestört werden." So sei es möglich, dass man wie bei der Bahn bestimmte Zonen ausweise, in denen das Telefonieren gestattet ist, erklärt Lamberty. "Bei Nachtflügen wird man sicherlich restriktiver darauf pochen, dass die Mobilfunknutzung möglichst geräuschlos vonstatten geht."

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