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"Internet der Dinge wird für alle spannend"

Henrik Böhme z.Zt. Hannover
26. April 2017

Auf der Hannover Messe, der größten Industrieschau der Welt, finden sich auch immer mehr Aussteller, die Besucher dort bis vor kurzem nicht erwartet hätten. Zum Beispiel der Telekommunikationskonzern Vodafone. Warum?

Symolbild Internet der Dinge 4. Vierte industrielle Revolution
Bild: Fotolia

Die zunehmende Digitalisierung der Produktion, der zunehmende Einsatz von Software in den Maschinen und die Entwicklung hin zum Internet der Dinge, sie lockt nun eben auch IT-Firmen wie Microsoft, SAP oder Intel nach Hannover. Und weil es auch um Vernetzung geht, sind Telekommunikationsunternehmen am Start. Zum Beispiel Vodafone. Henrik Böhme hat in Hannover mit Marc Sauter gesprochen, dem Europachef für das Internet der Dinge bei Vodafone.

 

Herr Sauter, Vodafone hat in diesem Jahr erstmalig einen Stand auf der Industriemesse. Vor fünf Jahren hat man ihr Unternehmen hier noch vergeblich gesucht, da war eher die Computermesse Cebit ein Thema für Vodafone. Warum sind sie nun auch hier?

Das Internet der Dinge - also die Vernetzung aller möglichen Komponenten über das Netz - ist für Vodafone einer der großen Wachstumsmärkte. Unser Ziel ist es, alle möglichen Maschinen mit Vodafone-Technologie zu vernetzen. Und zwar über Mobilfunk, Festnetz, Kabel und Satellit. Und da ist natürlich die Hannover Messe, mit all den Maschinen und Anlagenbauern, die sich vernetzen wollen, ein hervorragendes Pflaster.

Erklären Sie mir das: Maschinenbauer und Vodafone, wie passt das zusammen? Wenn ich an Vodafone denke, denke ich an Mobilfunk für Privatleute.

Wir wollen die Maschinen vernetzen. Heute schon ist die Fernwartung und Ferndiagnose ein wichtiger Bestandteil bei Maschinen und Anlagenbauern. Das wird in Zukunft noch ausgebaut und dafür ist es notwendig, dass die Maschinen vernetzt sind. Und diese Vernetzung stellen wir, sicher und zuverlässig, zur Verfügung.

Internet of Things-Manager Marc Sauter von VodafoneBild: Vodafone

Das große Thema in Hannover ist Industrie 4.0, also die vernetzte Produktion, die Vernetzung von Fabriken, die Vernetzung von Maschinen untereinander. Soll das auch alles über das Mobilfunknetz laufen? Muss es das sogar?

Ja, das Mobilfunknetz ist hier natürlich hervorragend geeignet. Im Moment die sogenannte 4G-Technologie (der derzeit verwendete LTE-Standard, Anm. d. Red.) aber auch in Zukunft die 5G-Technologie, die neben noch wesentlich höheren Bandbreiten auch eine geringere Latenzzeit, also Verzögerung bieten wird. Das wird ja immer wichtiger, zum Beispiel beim Thema autonomes Fahren. Aber Vodafone bietet natürlich hier auch das kabelgebundene Festnetz an und Satellitenverbindungen. Es ist wichtig, dass wir die passende Technologie für das jeweils zu lösende Problem zur Verfügung stellen.

Wo steht Deutschland beim Wettlauf um die 5G-Technologie? Andere Länder wie Südkorea beispielsweise sind da schon weiter.

Für uns ist das Jahr 2020 entscheidend. Da beginnen wir mit dem Rollout von 5G hier in Deutschland. Wobei wir sagen müssen, dass es eine Evolution ist, keine Revolution. Wir haben heute schon sehr leistungsstarke 4G-Netze. Dann kommt der Übergang zu 4,5G-Netzen und dann eben ab 2020 geht es los mit 5G.  Vor 2019 wird es für 5G noch gar keine Standardisierung geben.

Zweites wichtiges Stichwort auch hier in Hannover in diesem Zusammenhang ist immer auch das Internet der Dinge. Für viele immer noch so eine, sagen wir, fern in der Zukunft liegende Vision. Wie nah ist das schon?

Also für uns ist es ganz nah. Wir haben heute schon weltweit über 50 Millionen Maschinen vernetzt. Wir sind in diesem Bereich Weltmarktführer, vernetzen mehr Maschinen als andere Telekommunikationsunternehmen. Wir verzeichnen hier ein Wachstum von über 20 Prozent jedes Jahr. Wir haben sehr viele Kunden sowohl bei Großunternehmen, aber auch bei klein- und mittelständischen Firmen und auch viele Startups, die gerade mit neuen Geschäftsmodellen an den Markt gehen.

Das können sie jetzt schon alles mit der vorhandenen Bandbreite in den Netzen abdecken?

Ja, das können wir sehr gut abdecken. Über den Automobilbereich, die Energiewirtschaft, über den vernetzten Stromzähler zu Hause bis hin zu vernetzten Kühen, können wir das alles heute schon abdecken und sind erfolgreich unterwegs.

Das Internet der Dinge, was dem Verbraucher immer schmackhaft gemacht werden soll mit Dingen wie: der Kühlschrank bestellt für mich, was ich gerne hätte. Meinen Sie, das wird sich wirklich durchsetzen? Gibt es da schon konkrete Beispiele?

Ja, da gibt es sehr viele Beispiele. Aus meiner Sicht ist es immer wichtig, den Kundennutzen in den Vordergrund zu stellen. Und wenn wir den Nutzen darstellen können, dann wird der Verbraucher das auch anwenden. Wir haben heute schon zum Beispiel die sogenannte "shared economy", die sehr stark auf die Vernetzung der Dinge zurückgreift. "Share a bike" ist so ein Beispiel, das machen wir mit "Next Bike", ein Startup in Berlin, das die Vermietung von Fahrrädern ermöglicht, die über uns vernetzt sind.

Oder nehmen sie den smarten Mülleimer, also ein Abfallbehälter mit einem eingebauten Sensor. Den haben wir gemeinsam mit der Digital-Tochter der Deutschen Bahn entwickelt. Der Mülleimer meldet sich, wenn er geleert werden muss. Das verringert denn Wartungsaufwand und verbessert so auch die Sauberkeit auf den Bahnhöfen. 

Und wenn wir als Industrie hier den Nutzen für den Verbraucher darstellen können, dann wird der Verbraucher diese Technologie auch einsetzen. Davon bin ich felsenfest überzeugt.

Marc Sauter ist Europachef "Internet of Things" bei Vodafone, einem der größten Telekommunikationskonzerne der Welt. Der Konzern betreibt eigene Mobilfunknetze in 26 Ländern und hat 470 Millionen Mobilfunkkunden. Vodafone Deutschland ist die größte Landesgesellschaft des Konzerns mit 14.000 Mitarbeitern.

 

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