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Internet-Sperre für 'Charlie Hebdo'

14. Januar 2015

Kritik von Muslimen an der Mohammed-Karikatur auf dem Titelbild der neuen Ausgabe von 'Charlie Hebdo' war erwartet worden. Während sich islamische Gelehrte in Ägypten besonnen geben, prescht die Türkei vor.

Symbolbild: Internetsperre in der Türkei (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Ein Gericht in der Türkei hat die Sperrung von Internetseiten angeordnet, die das Titelbild der neuen Ausgabe der französischen Satire-Zeitschrift 'Charlie Hebdo' zeigen. "Es wurde entschieden, den Zugang zu relevanten Sektionen von Internetseiten, die heute die Titelseite von 'Charlie Hebdo' zeigen, zu blockieren", zitiert die amtliche Nachrichtenagentur Anadolu die Anordnung der Richter in der südosttürkischen Stadt Diyarbakir.

Weinender Prophet

Auf der Titelseite der am Mittwoch veröffentlichten ersten Ausgabe von 'Charlie Hebdo' seit dem islamistischen Terrorangriff auf die Zeitschrift vor einer Woche ist ein weinender Prophet Mohammed zu sehen. Unter der Überschrift "Alles ist verziehen" hält er ein Schild mit der Aufschrift "Je suis Charlie".

Bei dem Anschlag auf die Redaktion von 'Charlie Hebdo' hatten am vergangenen Mittwoch zwei Terroristen zwölf Menschen getötet, unter ihnen vier Zeichner. Die Zeitschrift hatte in den vergangenen Jahren mit Mohammed-Karikaturen immer wieder den Zorn radikaler Muslime auf sich gezogen.

Die türkische Zeitung 'Cumhuriyet' mit 'Charlie Hebdo'-KarikaturenBild: picture-alliance/dpa/M. Schmitt

Als einzige Zeitung in der muslimisch geprägten Türkei veröffentlichte das linksnationalistische Blatt 'Cumhuriyet', das zu den Kritikern der islamisch-konservativen Regierung in Ankara gehört, mehrere Karikaturen aus dem neuen 'Charlie Hebdo'. Dabei gelang es der Zeitung, die Polizei auszutricksen.

Die Beamten fanden bei Überprüfung der druckfrischen Zeitungen die Mohammed-Karikatur nicht, weil sie nicht gründlich genug suchten. Die Redaktion hatte den 'Charlie Hebdo'-Titel und andere Karikaturen in kleinerer Form in Kommentarspalten auf zwei Seiten anderswo im Blatt "versteckt".

Proteste vor der Redaktion

Chefredakteur Utku Cakirözer sagte, der Abdruck sei "ein Zeichen der Solidarität". 'Cumhuriyet' werde sich weiter energisch für die Meinungsfreiheit einsetzen. Aus Protest gegen die Veröffentlichung demonstrierten vor dem Redaktionsgebäude in Ankara nach Angaben von Anadolu islamische Studenten. Cakirözer erhielt telefonische Drohungen, wie er der Nachrichtenagentur AFP sagte. Die Straße vor der Redaktion wurde für den Verkehr gesperrt, das Gebäude wurde von Spezialkräften der Polizei mit Wasserwerfern gesichert.

In der ägyptischen Hauptstadt Kairo riefen islamische Gelehrte der anerkannten Azhar-Universität die Muslime in aller Welt dazu auf, die neuen Mohammed-Karikaturen zu ignorieren. Gläubige sollten der "Versuchung des Hasses" widerstehen, hieß es in einer Erklärung. Der Prophet Mohammed wird von Muslimen weltweit verehrt, seine Abbildung gilt im Islam als verboten.

wl/uh (dpa, afp)

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