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Illegale Entsorgung von Plastikmüll boomt

28. August 2020

Seit 2018 importiert China keinen Plastikmüll mehr. Der Stopp hat zu einem Importboom in anderen asiatischen Ländern geführt. Für Kriminelle ein Milliardengeschäft, wie ein Bericht von Interpol belegt.

Plastikmüll in der indonesischen Hauptstadt Jakarta
Plastikmüll in der indonesischen Hauptstadt JakartaBild: Getty Images/B. Ismoyo

Der Handel mit Plastikmüll wächst weltweit rasant und er findet neue - auch illegale - Wege, seit China 2018 einen Importstopp beschlossen hat. Plastikmüll-Exporte würden seitdem vor allem nach Süd- und Südostasien umgeleitet und dort oftmals nicht fachgerecht entsorgt, heißt es in einem Bericht der internationalen Polizeiorganisation Interpol. Für den Bericht hat Interpol unter anderem Daten von Strafverfolgungsbehörden aus 40 Ländern ausgewertet.

Importierte Umweltverschmutzung

Zwischen 1992 und Januar 2018 hatte China 45 Prozent des weltweiten Plastikmülls importiert. Viele der neuen Zielländer sind laut Interpol mit den großen Müllmengen überfordert. Die Folge sei, dass ein großer Teil der Exporte, die eigentlich recycelt werden sollten, mit großer Wahrscheinlichkeit auf illegalen Mülldeponien abgeladen oder verbrannt werde. In Vietnam werden laut Interpol 88 Prozent des Mülls nicht fachgerecht bearbeitet. In Indien (87 Prozent) und Indonesien (83 Prozent) ist der Anteil ähnlich hoch. Der importierte Plastikmüll verschmutze in diesen Ländern die Umwelt.

"Müll-Mafia"

Dabei gebe es einen "Zusammenhang zwischen kriminellen Netzwerken und der legalen Abfallwirtschaft", schreiben die Interpol-Ermittler in ihrem Bericht. Reguläre Entsorgungsunternehmen würden zunehmend von Verbrecherorganisationen als Deckmantel für ihre illegalen Operationen verwendet. Dokumente und Zeugnisse würden gefälscht, um den Anschein einer regulären Entsorgung zu wahren. Damit könnten Milliardensummen verdient werden. Interpol warnt, dass das organisierte Verbrechen die Plastikmüllentsorgung immer mehr unterwandert.

Die Umweltschutzorganisation WWF reagierte entsetzt auf den Bericht über die "Müll-Mafia" und verlangte einen Exportstopp von Plastikmüll. "Außerdem brauchen Länder, die gerade von unserem Plastikmüll geflutet werden, Unterstützung beim Müllmanagement, etwa durch ein internationales Abkommen gegen Plastikmülleintrag in die Meere", sagte Bernhard Bauske, Projektkoordinator Plastikmüll bei WWF Deutschland.

Strände und Meere weltweit bleiben nicht verschontBild: Imago Images/imagebroker/A. Nekrasov

Das Bundesumweltministerium in Berlin betonte, man müsse zwischen gut sortierten Kunststoffen, die wertvolle Rohstoffe seien, und verschmutzten und unsortierten Plastikgemischen unterscheiden. Bei letzteren sei das Risiko größer, dass sie in Importländern illegal in die Umwelt gelangten, weil das Recycling mühsamer sei.

Der Plastikverbrauch ist laut Berechnungen von Interpol in den letzten zehn Jahren explodiert, allein im Jahr 2018 seien etwa 360 Millionen Tonnen Kunststoff-Abfall erzeugt worden. Nach Schätzungen landen jedes Jahr mindestens 8 Millionen Tonnen Plastik in den Ozeanen.

qu/ww (dpa, afp)

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